Diskussion um digitale Medien bildet Schwerpunkt der Frankfurter Buchmesse

Real oder digital?

Die 60. Frankfurter Buchmesse vom 15. bis 19. Oktober wird mehr als 400.000 Publikationen aus 101 Ländern präsentieren. Zur Eröffnungsfeier am 14. Oktober werden Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD), der türkische Präsident Abdullah Gül und der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk erwartet, wie Buchmessen-Direktor Juergen Boos am Mittwoch in Frankfurt am Main mitteilte. Ehrengast ist dieses Jahr die Türkei.

 (DR)

Mit einem umfangreichen kulturellen Rahmenprogramm wird sich die Türkei als diesjähriges Gastland der Frankfurter Buchmesse präsentieren. Die türkische Literatur könne eine Brücke zwischen Europa und Asien schlagen, sagte Buchmessedirektor Juergen Boos am Donnerstag in Frankfurt am Main.

Zu einer Podiumsdiskussion wird Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk
erwartet. Unter dem Titel "Türkei, faszinierend farbig" sind außerdem
Seminare, Workshops, Lesungen, Konzerte sowie Film- und Theateraufführungen vorgesehen. Diese werden vor allem in Frankfurt und Berlin, aber auch in anderen Großstädten stattfinden.

Zum Auftakt der 60. Buchmesse wird zum ersten Mal in der Alten Oper
Frankfurt das "Yunus Emre"-Oratorium von Ahmed Adnan Saygun (1907-1991) in deutscher Sprache aufgeführt. Zeitgleich soll türkische Musik auch in anderen deutschen Konzertsälen und auf Freilichtbühnen erklingen. Neben der Literatur will die Messe auch traditionell türkische Künste wie
Kalligraphie, Buchbinderei und Marmorieren vorstellen.

"Mindestens 2,5 Millionen Menschen mit türkischen Wurzeln leben in Deutschland", sagte Boos. Daher sei die Türkei als Ehrengast etwas ganz
Besonderes. Es gebe eine reiche deutsch-türkische Literaturszene, die viel
zum kulturellen Dialog beitrage.

Literatur fürs Internet
Die Diskussion um die digitalen Medien wird nach den Worten von Boos einen
weiteren Schwerpunkt auf der Buchmesse bilden. Das Buch mache noch 42 Prozent der ausgestellten Titel aus, danach folgten die digitalen Medien mit bereits 30 Prozent. Internationale englischsprachige Verlage meldeten stark wachsende Umsätze mit E-Books, die auf Bildschirmen gelesen werden, obwohl die Lesegeräte noch nicht flächendeckend erhältlich seien. In China entstehe eine Literatur, die ausschließlich für das Internet geschrieben werde.

Als eine zentrale Frage wird auf der Buchmesse nach den Worten von Boos
diskutiert, was mit dem geistigen Eigentum im Internet passiere. Die Bücherwelt müsse die Entwicklung der Tonträgerwelt beachten, wo der Bezug von Musikstücken weithin in das Internet abgewandert sei. Die digitalen Medien würden jedoch das gedruckte Buch nicht verdrängen, sondern einen neuen Markt schaffen wie im Fall des Hörbuchs, erklärte Boos.

Breites Begleitprogramm
Die Buchmesse wird von einem vielfältigen Programm mit 2.700 Veranstaltungen begleitet. Den Auftakt bildet das Internationale Symposium
"Imaginärer Osten - Imaginärer Westen. Transkulturell denken" am 11. und
12. Oktober, auf dem Autoren und Wissenschaftler sich über das Bild des
"Westens" und "Ostens" austauschen. Einen Schwerpunkt bildet das Thema
Bildung. So findet am 15. Oktober ein deutsch-türkisches Diskussionsforum
"Bildung und Integration in Deutschland" statt; am 17. und 18. Oktober
folgt der Kongress "Lernende Gesellschaft".

40 Preise werden im Zusammenhang der Messe verliehen, darunter der Deutsche Buchpreis am 13. Oktober, der Deutsche Jugendliteraturpreis am 17. Oktober und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels am 19. Oktober.

Für Privatbesucher ist die Messe am 18. Oktober von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet und am 19. Oktober von 9 bis 17.30 Uhr. Eine Tageskarte einschließlich des Nahverkehrstickets kostet zwölf Euro.