Karikaturen-Ausstellung soll anderes Bild der Türkei vermitteln

"Die Nase des Sultan" im Museum der Weltkulturen

Eine Frankfurter Ausstellung mit türkischen Karikaturen soll den Initiatoren zufolge das Türkei-Bild der Deutschen verändern. Die Schau "Die Nase des Sultans" im Museum der Weltkulturen präsentiere eine aufgeschlossene und
kritische urbane Kultur, sagte die in Istanbul lebende Ausstellungsmacherin
Sabine Küper-Büsch. Anlässlich des Schwerpunkts Türkei auf der Frankfurter Buchmesse im Herbst werden bis zum 16. November 44 Zeichnungen von 26 Künstlern gezeigt.

 (DR)

Die türkischen Karikaturen nähmen vor allem das Alltagsleben, die
Geschlechterrollen und Probleme der Landflucht aufs Korn, weniger die
Tagespolitik, sagte Küper-Büsch, die zugleich stellvertretende Vorsitzende
der türkischen Kulturinitiative Diyalog ist. Die türkischen Zeitungsleser
lachten zum Beispiel gern über die Figuren des tölpelhaften Bauern aus
Anatolien, der sich in der Großstadt danebenbenimmt.

Beliebtes Thema sei zudem die Figur des "bösen Mädchens", das als starke
Frau das traditionelle Rollenbild sprenge. Auch islamische Fundamentalisten
würden satirisch durch den Kakao gezogen, aber Inhalte des Islam oder der
Prophet Mohammed seien nicht Gegenstand von Karikaturen.

Karikatur nutzt Freiraum der Pressezensur
Die Ausstellung zeigt Zeichnungen von 1910 bis heute. 1910 verbot Sultan
Abdülhamit II., der Anspielungen auf sein übergroßes Riechorgan hasste,
neben der Verwendung der Wörter Freiheit und Unabhängigkeit auch die des
Wortes "Nase". Eine Fülle von Karikaturen habe damals den Rückfall in die
Despotie angeprangert, so Küper-Büsch.

Inzwischen genieße die Karikatur in der Türkei den größten Freiraum bei
der immer noch bestehenden Pressezensur gegen die "Beleidigung" von
Staatsorganen, sagte Küper-Büsch weiter. Die Satire sei sehr populär.
Karikaturen würden außer von den großen Tageszeitungen in fünf bis acht
wöchentlich erscheinenden Satirezeitschriften mit einer Auflage von 200.000
Exemplaren veröffentlicht

Die Schau wurde von der türkischen Kulturinitiative Diyalog in Zusammenarbeit mit dem Museum der Weltkulturen und der Friedrich-Ebert-Stiftung organisiert. Öffnungszeiten sind dienstags und donnerstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr sowie mittwochs von 10 bis 20
Uhr im Museum der Weltkulturen am Schaumainkai in Frankfurt.