Deutsche Bischöfinnen tragen Violett

Als Geistliche erkennbar sein

Pretty in Pink oder Lila: Im Gottesdienst tragen evangelische Pfarrerinnen und Pfarrer meist einen schwarzen Talar. Manchmal möchten sie aber auch außerhalb der Kirche als Geistliche erkennbar sein.

Autor/in:
Christine Süß-Demuth
Heike Springhart (links) und Petra Bosse-Huber / © Thomas Lohnes (epd)
Heike Springhart (links) und Petra Bosse-Huber / © Thomas Lohnes ( epd )

Zur Vollversammlung des Weltkirchenrats (ÖRK) haben sich evangelische Bischöfinnen für ein pink- oder lilafarbenes Collarhemd mit dem weißen Krageneinsatz entschieden. "Damit sind wir in der internationalen Christengemeinschaft besser sichtbar", sagte die badische evangelische Landesbischöfin Heike Springhart dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Springhart freut sich über die Komplimente, die sie dafür bekommt. Das pinkfarbene Oberteil trägt sie gerne zu Hosen oder auch einem pinkfarbenen Rock. "Und sie sind wirklich Bischöfin?", werde sie häufig von Frauen gefragt. Denn bei der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen in Karlsruhe sind viele Kirchen dabei, in denen Frauen weder Pfarrerinnen noch Bischöfinnen werden können.

In Skandinavien schon lange üblich

Kirchen und Frauenordination

Bis ins 20. Jahrhundert stimmten die Kirchen darin überein, dass das geistliche Amt gemäß der Bibel und der Tradition Männern vorbehalten ist. Die römisch-katholische Kirche sowie alle orthodoxen Kirchen halten bis heute daran fest. In den reformatorischen Kirchen wurde diese Sicht in den vergangenen Jahrzehnten revidiert. Vorläufer gab es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts vereinzelt in der Herrnhuter Brüdergemeine, in methodistischen Kirchen sowie im 19. Jahrhundert in der Heilsarmee.

 V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch (epd)
V.l.: Kantorin KMD Marie-Luise Schneider, der katholische Dompropst Praelat Tobias Przytarski, die Pfarrerin der Kirche St. Petri - St. Marien, Corinna Zisselsberger / © Christian Ditsch ( epd )

In den evangelisch-lutherischen Kirchen in Skandinavien oder den USA sind Collarhemden für Bischöfinnen und Bischöfe schon lange üblich. Auch in der katholischen Kirche ist Lila die Bischofsfarbe, Frauen werden dort ebenfalls nicht ordiniert. Die Farbe ist eine Mischung aus Rot- und Blautönen und reicht von Pink über Magenta bis Violett, mit einem höheren Blauanteil.

Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, hat sich ebenfalls für ein lilafarbenes Collarhemd zum schwarzen Kostüm entschieden. Für sie ist es auch eine Genderfrage, wie sie sagt. "Ich möchte gerade in der Ökumene bei meinen männlichen Bischofs-Kollegen von der römisch-katholischen und orthodoxen Kirche deutlich machen, dass ich die gleichrangige Position innehabe."

Bisher nur positives Feedback erhalten

Sie will damit auch andere Frauen ermutigen, ein Leitungsamt in ihrer jeweiligen Kirche anzustreben. Bisher habe sie nur positives Feedback erhalten und werde von Frauen aus anderen Ländern um ein gemeinsames Foto gebeten. In Karlsruhe fordern die Teilnehmerinnen des Ökumene-Gipfels von ihren Kirchen mehr Mitbestimmung. Sie wollen, dass alle 352 Mitgliedskirchen Frauen in Leitungsämtern zulassen.

Auch die Landesbischöfin der Nordkirche, Kristina Kühnbaum-Schmidt, trägt bewusst Pink. "Bei offiziellen Terminen achte ich darauf, immer etwas Pinkfarbenes zu tragen," sagt sie. Das könne zum Beispiel das Collarhemd sein oder ein pinkfarbener Schal. Sie plant sich ein pinkfarbenes Kleid mit Collarkragen zu kaufen, wie es beispielsweise von einer schwedischen Modemacherin unter dem Label "Casual Priest" angeboten wird.

Quelle:
epd