Papst ist offen für Beteiligung von Frauen an Bischofswahlen

"Hier haben alle Getauften einen Platz"

Papst Franziskus hält ein stärkeres Einbeziehen von Frauen in Entscheidungsprozesse der katholischen Kirche für richtig - bis hin zur Wahl von Bischöfen. In einem Interview äußerte er sich zudem über den Zölibat und Wagner-Opern.

Papst Franziskus macht das Handzeichen für Okay / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus macht das Handzeichen für Okay / © Stefano Dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )

Heute gebe es leitende Mitarbeiterinnen an entscheidenden Stellen in Vatikanbehörden und eine Vizechefin im Governatorat, also der staatlichen Verwaltung des Vatikanstaats, sagte Franziskus in einem Interview des Fernsehsenders CNN Portugal. Im Vatikan hätten nicht nur Männer, "nein, hier haben alle Getauften einen Platz". Franziskus warf zudem die Frage auf: "Warum sollten Frauen nicht auch bei der Wahl von Bischöfen mitwirken?"

Papst Franziskus und eine Frau umarmen sich während der Generalaudienz / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus und eine Frau umarmen sich während der Generalaudienz / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das Einbeziehen von Frauen sei keine Mode, sondern ein "Akt der Gerechtigkeit". Frauen hätten eine andere Art, Dinge zu tun als Männer, "weil sie anders denken und denken lassen, weil sie Mütter sind, was anders ist", so der Papst weiter. Sie lösten Konflikte anders und seien eher in der Lage, allein zurechtzukommen. Und sie gäben nicht auf, auch wenn eine Situation aussichtslos scheine. Das habe er in Buenos Aires erlebt, wenn er die Schlangen von Müttern sah, die ihre Söhne im Gefängnis besuchten. "Die Väter wären nicht hingegangen", so Franziskus.

Ihn inspirierten die Heilige Mutter Gottes oder auch Judith aus dem Alten Testament. Beide seien sehr tapfere Frauen. "Die Kirche ist weiblich", so Franziskus.

Missbrauch hat nichts mit dem Zölibat zu tun

Für Papst Franziskus hat sexueller Missbrauch nichts mit dem Zölibat zu tun, also mit der Verpflichtung der Priester zu einem ehelosen Leben. Missbrauch sei eine "zerstörerische, menschlich teuflische Sache" und passiere an vielen Orten, vorrangig in Familien, wo es den Zölibat nicht gebe, sagte das Kirchenoberhaupt weiter.

Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari (KNA)
Ein graues und ein weißes Collarhemd / © Cristian Gennari ( KNA )

Bei Missbrauch in der Kirche handele es sich daher "um die Monstrosität eines Kirchenmannes oder einer Kirchenfrau, die psychisch krank oder böse ist und ihre Position zur persönlichen Befriedigung ausnutzt". Franziskus fügte wörtlich hinzu: "Unsere Kultur ist eine Kultur des Missbrauchs."

Damit wolle er Missbrauch in der katholischen Kirche unter keinen Umständen leugnen oder kleinreden, ergänzte der Papst: "Selbst wenn es nur einer ist, ist es ungeheuerlich." Denn ein Priester oder eine Ordensfrau sei gerufen, Jungen und Mädchen zu Gott zu bringen. Durch den Missbrauch werde stattdessen das junge Leben zerstört. So etwas dürfe nie vertuscht werden; es gelte null Toleranz im Fall von Missbrauch. "Ein Priester kann nicht Priester bleiben, wenn er missbraucht hat", sagte Franziskus.

Papst hört gern Wagner-Opern

In seiner freien Zeit hört der Argentinier hört gerne Opern von Richard Wagner (1813- 1883). Er verbringe seinen Urlaub mit Lesen, Musikhören und etwas mehr Beten, sagte das Kirchenoberhaupt. Während er der Opernmusik lausche, arbeite er gerne ein wenig.

In seinem Alltag bevorzuge er geregelte Abläufe. "Ich stehe früh auf", betonte Franziskus und fügte wörtlich hinzu: "Und ich wache von alleine auf. Ich bin wie die Hühner." Üblicherweise sei das um vier Uhr in der Früh. Aber er gehe auch bereits um 21.00 Uhr ins Bett und lösche um 22.00 Uhr das Licht.

Das Leben des Jorge Mario Bergoglio/Franziskus

Franziskus ist der erste Papst der Kirchengeschichte aus Lateinamerika und der erste Jesuit im obersten Kirchenamt. Seine Wahl löste weltweit einen regelrechten Papst-Hype aus. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeichnet zentrale Stationen seines Lebens und seiner bisherigen Amtszeit nach:

Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus lächelt (Archiv) / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA