Kirchen und Frauenordination

Frauendiakonat und Kirche  / © Christian Ditsch (epd)
Frauendiakonat und Kirche / © Christian Ditsch ( epd )

Bis ins 20. Jahrhundert stimmten die Kirchen darin überein, dass das geistliche Amt gemäß der Bibel und der Tradition Männern vorbehalten ist. Die römisch-katholische Kirche sowie alle orthodoxen Kirchen halten bis heute daran fest. In den reformatorischen Kirchen wurde diese Sicht in den vergangenen Jahrzehnten revidiert. Vorläufer gab es bereits Mitte des 18. Jahrhunderts vereinzelt in der Herrnhuter Brüdergemeine, in methodistischen Kirchen sowie im 19. Jahrhundert in der Heilsarmee.

In den altkatholischen Kirchen, die sich 1870 von der römisch-katholischen Kirche getrennt hatten, herrschte bis in die 1970er Jahre die Ablehnung der Frauenordination vor. 1987 wurden in der Schweiz die ersten vier Frauen zu Diakoninnen geweiht, 1988 die erste Frau in Deutschland. Die ersten Weihen von Priesterinnen folgten 1996. Dies führte zum Bruch der Utrechter Union, weil vor allem die Altkatholiken in Polen diese Entscheidung nicht mittrugen.

In der katholischen Kirche versuchte Papst Johannes Paul II. 1994 durch das Apostolische Schreiben "Ordinatio sacerdotalis" die Debatte um eine Frauenpriesterweihe mit einer endgültigen Absage zu beenden. Papst Franziskus belebte sie neu, indem er 2016 eine Kommission zur historischen Erforschung des Diakoninnenamtes einsetzte.

In Deutschland wurden Frauen ab 1908 zum Universitätsstudium (auch) der Theologie zugelassen, zunächst aber noch nicht zum Pfarramt. In den 1930er Jahren gab es einzelne "Einsegnungen" von Theologinnen in der Bekennenden Kirche. 1943 wurden Ilse Härter und Hannelotte Reiffen als erste Frauen von Präses Kurt Scharf ins volle Pfarramt ordiniert.

Bis zur völligen Gleichberechtigung dauerte es aber noch einige Jahrzehnte - so galt bis 1974 für Pastorinnen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) die Verpflichtung der Ehelosigkeit. Als letzte in der EKD führte die Landeskirche von Schaumburg-Lippe 1991 die Frauenordination ein.

Ein Jahr später wurde Maria Jepsen in Hamburg zur Bischöfin gewählt - als erste Frau im Bischofsamt in Deutschland und erste evangelisch-lutherische Bischöfin weltweit. Mittlerweile praktizieren 119 der 147 Mitgliedskirchen des Lutherischen Weltbunds die Frauenordination. Die Evangelisch-Lutherische Kirche Lettlands hat sie aber wieder abgeschafft. Auch die altlutheranischen Kirchen lehnen sie weiterhin ab. Evangelische Freikirchen gehen unterschiedlich mit dem Thema um, pfingstkirchlich geprägte Gemeinden stehen der geistlichen Leitung von Frauen eher positiv gegenüber.

In der Anglikanischen Gemeinschaft gibt es unterschiedliche Haltungen zur Weihe von Frauen, von der grundsätzlichen Ablehnung bis zur Erlaubnis der Weihe zum Diakonats-, Priester- oder Bischofsamt. In Kanada, den USA und Neuseeland wurden seit 1976/77 Priesterinnen geweiht, die erste anglikanische Bischöfin war Barbara Clementine Harris, die 1989 zur Suffraganbischöfin der Episcopal Diocese of Massachusetts geweiht wurde.

(KNA, 17.5.19)