Catholica-Beauftragter betont zukunftsweisenden Weg in der Ökumene

"Wir gehen auf Augenhöhe miteinander um"

Der evangelische Bischof Christian Kopp sieht in der Ökumene noch viel Arbeit. Auf der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland sprach er über den Dialog mit der katholischen Kirche und Unterschiede zwischen Theorie und Praxis.

Autor/in:
Benjamin Lassiwe
Ökumene-Kreuz / © Beatrice Tomasetti (DR)
Ökumene-Kreuz / © Beatrice Tomasetti ( DR )

DOMRADIO.DE: Bischof Kopp, wo steht die Ökumene zwischen Lutheranern und Katholiken in Deutschland?

Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Christian Kopp / © Heike Lyding (epd)
Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern, Christian Kopp / © Heike Lyding ( epd )

Christian Kopp (Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern): Ich würde sagen, wir sind in einem sehr gut organisierten und sehr oft zukunftsorientierten Dialog. 

Wir haben eine ganze Reihe von Feldern, die wir miteinander beackern. Wir gehen auf Augenhöhe miteinander um und haben ein sehr schönes Miteinander.

DOMRADIO.DE: Der gemeinsame Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen hatte aus Anlass des letzten Ökumenischen Kirchentags ein Votum zum Thema Abendmahl und Eucharistie veröffentlicht. Wo stehen die Kirchen bei diesem Thema heute?

Christian Kopp

"Ich fürchte, dass wir noch eine ganze Reihe von Schleifen drehen müssen, bevor wir weitere Schritte miteinander gehen." 

Kopp: Das ist ein Thema, bei dem Theorie und die Praxis auseinandergehen. Ich fürchte, dass wir noch eine ganze Reihe von Schleifen drehen müssen, bevor wir weitere Schritte miteinander gehen. 

In der Praxis ist es so, dass Lutheraner auch in vielen katholischen Gemeinden oft zur Eucharistie eingeladen werden. Ich habe erst vor kurzem wieder selber erlebt, dass ein Priester alle Getauften zum Abendmahl eingeladen hat – was eigentlich nicht zum Verständnis der Eucharistie der katholischen Kirche passt.

DOMRADIO.DE: Wie reagiert ein lutherischer Bischof dann? Nehmen Sie an der Eucharistie teil?

Kopp: Wir hatten in Bayern im Zusammenhang mit dem Tod von Papst Franziskus Requien, zu denen ich als lutherischer Bischof eingeladen war. Es gab auch einen Gottesdienste zur Amtseinführung von Papst Leo. Da bin ich natürlich nicht zur Eucharistie gegangen. 

Aber es gab auch schon den Fall, dass ein katholischer Priester, der mich kannte, ganz bewusst gesagt hat, dass alle Anwesenden zur Kommunion eingeladen seien, und mich dabei ansah. Da habe ich an der Eucharistiefeier teilgenommen, weil mir klar war, dass er wusste, wen er vor sich hat, und er das genau so wollte.

DOMRADIO.DE: Beide großen Kirchen haben in Deutschland das Problem der Gebäude und der weiteren Finanzierung. Wie sehr kann man da zusammenarbeiten?

Christian Kopp

"Im praktischen Leben gibt es dabei jede Menge Hürden."

Kopp: Wir haben in Deutschland schon im Zeitalter der Reformation Lösungen gehabt, bei denen man zum Beispiel ein Gotteshaus gemeinsam genutzt hat, sogenannte Simultaneen. Das ist aus meiner Sicht ein gutes Modell. 

Im praktischen Leben gibt es dabei aber jede Menge Hürden. Denn an den Gebäuden hängt sehr viel Identität. Ich erlebe aber, dass beide Kirchen darüber miteinander ins Gespräch kommen. Aber da ist noch viel Luft nach oben.

DOMRADIO.DE: Glauben Sie, dass wir mehr solche Fälle erleben werden?

Kopp: Wir haben immer klug gehandelt, etwa als wir in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg überall in Deutschland neue Kirchen gebaut haben. Denn die hat man damals gebraucht. Jetzt aber haben wir andere Verhältnisse, und müssen wieder klug handeln. 

Ich bin davon überzeugt, dass wir mehr gemeinsame Nutzungen von Gotteshäusern sehen werden. Denn das dient auch der besseren Zusammenarbeit der Gemeinden vor Ort.

DOMRADIO.DE: Zusammenarbeit ist ein gutes Stichwort. Man hat den Eindruck, dass es gerade im Bereich der Ethik zwischen evangelischer und katholischer Kirche hakt. Woran liegt das?

"Woche für das Leben" soll anders fortgeführt werden

Die Aktionswoche der beiden christlichen Kirchen findet dieses Jahr bereits zum 30. Mal statt. Doch in dieser Form wohl auch zum letzten Mal. Man müsse andere Wege finden, um Menschen zu erreichen, heißt es.

Die "Woche für das Leben" ist eine bundesweite Aktion der katholischen und evangelischen Kirche. Sie findet dieses Jahr bereits zum 30. Mal, vom 13. bis zum 20. April, statt. Die offizielle Eröffnung wird mit einem ökumenischen Festgottesdienst im Sankt Vincenzstift im hessischen Rüdesheim am Rhein gefeiert. 

Jugendtreff im Vincenzstift / © Harald Oppitz (KNA)
Jugendtreff im Vincenzstift / © Harald Oppitz ( KNA )

Kopp: Da gibt es einen Unterschied zwischen dem Eindruck und der Wirklichkeit. Das merkt man an Themen wie der “Woche für das Leben” oder der Debatte um den Paragraphen 218. Die katholische und die evangelische Position zu isolieren, halte ich für wenig zielführend.

Es ist keineswegs so, dass die evangelische Kirche gegen den Schutz des Lebens ist oder die katholische Kirche nur noch für das Leben steht. Wenn jetzt die evangelische Kirche darüber nachdenkt, wie mit der Woche für das Leben weitergeht, dann heißt das nicht, dass wir das für alle Zeit beenden wollen. 

Wir haben vielmehr ein Nachfrageproblem gesehen, und zwar an vielen Orten in Deutschland. Unser Ziel ist es, an den Grundgedanken dieser Woche festzuhalten, ohne die nicht mehr erfolgreiche Form bis in alle Ewigkeiten fortzuführen. 

Beim Paragraf 218 liegt bei uns eine stärkere Betonung auf der Selbstverantwortung des Einzelnen. Das ist aber aus der Reformation begründet. Es hat alles angefangen mit dem Gewissen des Einzelnen. Dass das bei uns in den ethischen Diskussionen etwas deutlicher zum Ausdruck kommt, als in mancher katholischen Position sollte deswegen niemanden überraschen.

Das Gespräch führte Benjamin Lassiwe.

Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD)

Der Begriff Synode ist dem griechischen "synodos" entlehnt und bedeutet Zusammenkunft. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verabschiedet Kirchengesetze und entscheidet über den Haushalt. Außerdem gibt sie mit Beschlüssen auch eine inhaltliche Richtung vor. 

Die EKD-Synode ist das Parlament und damit eines von drei Leitungsgremien der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) - neben dem Rat und der Kirchenkonferenz. Sie hat 128 Mitglieder, sogenannte Synodale, die die 20 Landeskirchen mit gut 21 Millionen Gläubigen vertreten.

Logo der Evangelischen Kirche in Deutschland in Ulm während der Tagung der EKD-Synode / © Heike Lyding (epd)
Logo der Evangelischen Kirche in Deutschland in Ulm während der Tagung der EKD-Synode / © Heike Lyding ( epd )


 

Quelle:
DR

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