DOMRADIO.DE: Zum bundesweiten Vorlesetag bieten Sie das "Lausch-Gericht" an. Dabei geht es ums Lesen und ums Essen. Welche Tradition steckt dahinter?
Silke Schütz (Leiterin des Medienforums im Bistum Essen): Angelehnt an den bundesweiten Vorlesetag gibt es seit 2014 ein Vorlesen für Erwachsene, inspiriert durch die klösterliche Tradition der Tischlesung und natürlich als kleine literarische Pause am Esstisch. Es gibt bei der Aktion auch was zu essen und sie kann mittags oder abends gemacht werden.
Wir haben eine Website, da können sich Tischgemeinschaften anmelden. Diese Tischgemeinschaften sind komplett frei wählbar: Es gibt Rommé-Clubs, Kanzleien, Kitas, Grundschulen und Hausgemeinschaften. Die melden sich darüber an und entscheiden, ob sie mittags oder abends eine Tischgemeinschaft anbieten möchten. Außerdem können sich auch Menschen, die gerne vorlesen, auf dieser Plattform anmelden und sie werden den Tischgemeinschaften zugelost.
DOMRADIO.DE: Diese Anmeldungen sind mittlerweile abgeschlossen. Wie läuft das am Vorlesetag praktisch ab?
Schütz: Im Vorfeld haben unsere Vorleser bei einem Treffen ihre Tischgemeinschaften gezogen und nehmen meistens Kontakt auf, um zu erfragen, welches Buch dann passen würde oder auch nicht. Dann organisieren wir dieses Buch und am Vorlesetag werden die Vorleser bei den Tischgemeinschaften vor der Türe stehen, klingeln und mit ihrem Buch bei einer netten Gruppe vorlesen. Geplant ist eine halbe Stunde, aber oft wird es im Schwung der Gemeinschaft länger.
DOMRADIO.DE: Wer liest an diesem Freitag vor?
Schütz: Es sind zum Beispiel Schulseelsorger, die sich anmelden. Es gibt viele Senioren und Rentner, die das toll finden. Es sind auch Berufstätige, die sich dafür Urlaub nehmen und manchmal eine Stunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind, um dort anzukommen. Wir haben auch einen recht jungen Vorleser mit 12 Jahren, der mit seiner Mama unterwegs ist.
DOMRADIO.DE: Wie kann man sich die Atmosphäre am Tisch vorstellen?
Schütz: Alle sind immer gespannt, wer denn kommt, und oft wird es plauderhaft. Es wird natürlich gegessen, während der Vorleser liest. Es ist aber auch so, dass zwischendrin immer über das Buch gesprochen wird. Wir hatten mal den Fall, dass in einer Anwaltskanzlei Kriminalgeschichten vorgelesen wurden und dann wurde nach der Geschichte darüber diskutiert, wie man in dem Fall die Verteidigung gut aufbauen könnte, wenn es so einen Fall gäbe. Wir haben aktuell einen tollen Theaterschauspieler als Vorleser, der mit seiner Stimme viel Stimmung erzeugt und die Kinder in den Bann zieht.
Das Interview führte Carsten Döpp.