Bistum Aachen will Namen von Missbrauchstätern nennen

"Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit"

Das Bistum Aachen will die Namen von bisher anonym gebliebenen, mutmaßlichen Tätern sexualisierter Gewalt öffentlich nennen. Das sei nach intensiven Gesprächen mit einem Beraterstab beschlossen worden, teilte die Diözese mit.

Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Helmut Dieser / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Damit sollten bislang noch unbekannte Betroffene aufgerufen werden, sich zu melden.

"Betroffene müssen sich anvertrauen können und dürfen keine neuen Ohnmachtserfahrungen machen", erklärte Bischof Helmut Dieser. "Gründlichkeit geht vor Schnelligkeit."

Bis Herbst ein Konzept erarbeiten

Für die Namensnennung sollen Experten nun zunächst bis Herbst ein Konzept erarbeiten. Veröffentlicht werden sollen zum einen die Namen der Täter, die in einer 2020 präsentierten Missbrauchsstudie des Bistums erfasst sind, aber auch weitere der Diözese bekannte Namen.

Screenshot: Missbrauchsgutachten Bistum Aachen / © DR (DR)
Screenshot: Missbrauchsgutachten Bistum Aachen / © DR ( DR )

Als Täter würden diejenigen gelten, die entweder verurteilt wurden oder nach Überzeugung der Kirche im Bistum Aachen Täter waren oder sind, hieß es.

Gutachten im Jahr 2020 veröffentlicht

Im November 2020 hatten Rechtsanwälte ein Gutachten zu sexualisierter Gewalt im Bistum Aachen veröffentlicht. Darin wurden lediglich die Namen leitender Geistlicher genannt, denen Fehler im Umgang mit Missbrauchstätern vorgeworfen werden. Das Gutachten verzeichnete für die Jahre 1965 bis 2019 insgesamt 81 mutmaßliche Täter und 175 Betroffene.

Das Bistum teilte auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit, dass die Zahl der beschuldigten Priester, Ordensleute, Diakone und Priesteramtskandidaten inzwischen bei 98 liege.

Von 2011 bis 2020 habe die Diözese 86 Anträge auf Zahlungen in Anerkennung des Leids erhalten. In den vergangenen beiden Jahren 2021 und 2022 hätten 103 Betroffene einen solchen Antrag gestellt. Das Bistum habe bislang rund 2,3 Millionen Euro für Anerkennungszahlungen ausgegeben.

Eigener Rat von Missbrauchsbetroffenen im Bistum Aachen gegründet

Im Bistum Aachen gibt es fortan einen Betroffenenrat aus sieben Personen, die sexuellen Missbrauch durch Geistliche und andere kirchliche Mitarbeitende erfahren haben. 34 Betroffene haben am Wochenende die Mitglieder des Rates aus ihren Reihen gewählt, wie das Bistum Aachen am Dienstag mitteilte. Der Rat werde sich zunächst eine eigene Geschäftsordnung geben und sodann mit dem Bistum Vereinbarungen zur eigenständigen und weisungsunabhängigen Arbeit treffen.

Blick auf den Aachener Dom / © engel.ac (shutterstock)
Quelle:
KNA