Bischof Neymeyr zieht positives Fazit nach Israel-Reise

"Wichtiger Schritt für christlich-jüdischen Beziehungen"

Auf einer Israel-Reise haben die Unterkommission für religiöse Beziehungen zum Judentum der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sowie Vertreter der Rabbinerkonferenzen in Deutschland ihren Dialog ausgebaut. Offenbar mit Erfolg.

Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf (KNA)
Bischof Ulrich Neymeyr / © Dominik Wolf ( KNA )

"Die Reise war sicher ein wichtiger Schritt für unsere christlich-jüdischen Beziehungen. Wir konnten unsere Themen auf der einwöchigen Fahrt sehr gut vertiefen - mit unseren Gesprächspartnern vor Ort, aber auch untereinander", sagte Bischof Ulrich Neymeyr, Vorsitzender der Unterkommission, in einem am Montag veröffentlichten Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Die drei orthodoxen Rabbiner Jehoschua Ahrens, Yehuda Pushkin und Arie Folger waren beim emeritierten Papst (VN)
Die drei orthodoxen Rabbiner Jehoschua Ahrens, Yehuda Pushkin und Arie Folger waren beim emeritierten Papst / ( VN )

Rabbiner Jehoschua Ahrens, Mitglied der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland, sagte: "Im jüdisch-christlich Dialog hat sich in den vergangenen Jahren auch in Israel sehr viel getan." Das gelte auch für den jüdisch-muslimischen Austausch. "An sonstigem Tempo in religiösen Dingen gemessen ist das blitzartig", so Ahrens.

"Man merkt, in Israel ist heute der interreligiöse Dialog dabei, wirklich ein Mainstream-Thema zu werden. Manches wabert noch unter der Oberfläche, aber die Rabbiner sind sehr interessiert daran." Andere Beobachter beurteilen die Fortschritte, vor allem mit Blick auf die Dialogbereitschaft der jüdischen Orthodoxie, zurückhaltender.

Unzufriedenheit mit neuer israelischer Regierung   

Neymeyr erklärte, dass die Delegation während der Reise auch große Protestkundgebungen gegen die neue rechtsnationale Regierung miterlebt habe. "In vielen Gesprächen kam zum Ausdruck, wie viele Menschen unzufrieden bis entsetzt mit der neuen Koalition sind", sagte der Erfurter Bischof.

Ahrens erklärte: "Ich bin auch sehr kritisch mit der neuen Regierung, vor allem was die religiös-zionistischen Parteien angeht, die ich - selbst ein religiöser Zionist - eigentlich nicht in der Tradition des religiösen Zionismus sehe." Das Thema sei sehr komplex. Er riet jetzt erst einmal zum Abwarten, wie sich die Regierung entwickele.

Die Rolle der Frau 

Die Delegation informierte sich auf ihrer Reise in der vergangenen Woche auch über die Rolle der Frau. Bischof Neymeyr sagte, Außenstehende hätten oft den Eindruck, im Judentum seien Frauen weitgehend ausgeschlossen. "Wir konnten das Gegenteil erleben, als wir eine Talmud-Schule für junge Frauen besucht haben", so der Bischof.

"Das Interessante fand ich, dass sich die Frage nach Leitungsrollen und Führungsaufgaben für Frauen nicht nur auf den Beruf bezog, sondern dass sie auch den Bereich Familie umfasste und beides auf gleicher Stufe betrachtet wird. Und dass dies religiös gewünscht ist und gefördert wird."

Koordinierungsrat für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Im Deutschen Koordinierungsrat der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit (DKR) sind mehr als 80 regionale Gruppen organisiert. Sie betrachten es als ihre Aufgabe, sich "für die Verständigung zwischen Christen und Juden, den Kampf gegen Antisemitismus und Rechtsradikalismus sowie für ein friedliches Zusammenleben der Völker und Religionen" einzusetzen. Sie "stellen sich der bleibenden Verantwortung angesichts der in Deutschland und Europa von Deutschen und in deutschem Namen betriebenen Vernichtung jüdischen Lebens".

Die christlich-jüdische Woche der Brüderlichkeit setzt seit Jahrzehnten ein Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenhass.  / © Tomas Moll (dpa)
Die christlich-jüdische Woche der Brüderlichkeit setzt seit Jahrzehnten ein Zeichen gegen Antisemitismus und Fremdenhass. / © Tomas Moll ( dpa )
Quelle:
KNA