Bischof hebt Sonntagspflicht für Migranten bei Abschiebeangst auf

Razzia statt Gottesdienst

Der Bischof der Diözese San Bernardino in Kalifornien, Alberto Rojas, hat die Sonntagspflicht für Menschen mit Angst vor einer drohenden Abschiebung aufgehoben. Bischof Rojas fordert außerdem ein menschlicheres Einwanderungssystem.

Bücher in Kirchenbänken / © Daniel Schweinert (shutterstock)
Bücher in Kirchenbänken / © Daniel Schweinert ( shutterstock )

Die Diözese veröffentlichte das entsprechende Dekret vom Dienstag auf ihrer Internetseite. Darin schreibt Bischof Alberto Rojas, er entbinde bis auf Widerruf alle Gläubigen seiner Diözese von der Pflicht des sonntäglichen Messbesuchs, die wegen 2echter Furcht vor Maßnahmen zur Durchsetzung der Einwanderungsbestimmungen nicht in der Lage sind, die Sonntagsmesse zu besuchen". Er verweist dabei auf das Kirchenrecht.

Rojas empfahl den Gläubigen, "ihre geistliche Gemeinschaft mit Christus und seiner Kirche" durch Gebet, geistliche Lektüre oder das Anschauen einer live übertragenen Messe aufrechtzuerhalten. Zudem rief er die Gemeinden auf, alternative Formen der Katechese und Sakramentenvorbereitung für jene zu entwickeln, die nicht regulär zur Kirche kommen können.

Politikwechsel gefordert

In einem Schreiben an die Gläubigen seiner Diözese hatte Bischof Rojas bereits am 23. Juni betont, man "respektiere und schätze" das Recht der Strafverfolgungsbehörden, die Gemeinden vor Gewalttätern zu schützen, "doch erleben wir jetzt, dass Agenten Menschen beim Verlassen ihrer Häuser, an ihren Arbeitsplätzen und an anderen zufällig ausgewählten öffentlichen Orten festnehmen". Rojas berichtete, es gebe mindestens einen Fall, in dem Agenten der US-Einwanderungsbehörde (Immigration and Customs Enforcement, ICE) auf dem Grundstück einer Kirchengemeinde mehrere Personen festnahmen. 

"Es sollte nicht überraschen, dass dies für viele Menschen ein enormes Maß an Angst, Verwirrung und Unruhe bedeutet. Das hat nichts mit dem Evangelium von Jesus Christus zu tun, das uns in allem, was wir tun, leitet." Er appellierte an alle politischen Entscheidungsträger, dieses Verfahren einzustellen, "zugunsten eines Ansatzes, der die Menschenrechte und die Menschenwürde respektiert und zu einer dauerhaften, umfassenden Reform unseres Einwanderungssystems führt".

Diözesen reagieren auf neue Regeln

Die Trump-Regierung hatte im Januar langjährige Beschränkungen für Verhaftungen an sensiblen Orten außer Kraft gesetzt. Dazu zählten Gotteshäuser, Schulen, soziale Dienste und Gesundheitseinrichtungen. Die US-Bischofskonferenz hatte diese Änderung der Migrationspolitik kritisiert. Sie hatte betont, es müsse sichergestellt sein, dass das Einwanderungssystem von Gnade und Gerechtigkeit geprägt sei.

Die Diözese Nashville in Tennessee hatte keine offizielle Dispens von der Sonntagspflicht erteilt. In einem "Statement als Antwort auf die Maßnahmen zur Durchsetzung der Einwanderungsbestimmungen" hatte sie aber bereits Mitte Mai erklärt: "Unsere Kirchen bleiben geöffnet, um unsere Gemeindemitglieder willkommen zu heißen und ihnen zu dienen, aber kein Katholik ist verpflichtet, am Sonntag die Messe zu besuchen, wenn dies seine Sicherheit gefährdet."

Sonntagspflicht / Sonntagsgebot

Die Sonntagspflicht (auch: Sonntagsgebot) verpflichtet jeden Katholiken, an Sonntagen oder Vorabenden die heilige Messe zu besuchen. Im Gesetzbuch der katholischen Kirche (CIC) heißt es in Canon 1248: "Der Sonntag, an dem das österliche Geheimnis gefeiert wird, ist aus apostolischer Tradition in der ganzen Kirche als der gebotene ursprüngliche Feiertag zu halten." Auch für kirchliche Feiertage wie Weihnachten, Ostern, Allerheiligen sowie weitere gilt diese Regelung.

Kalender auf einem Tisch (shutterstock)
Quelle:
KNA