Brechen die US-Bischöfe mit der Trump-Regierung?

Welche Rolle spielt Papst Leo?

Der 4. Juli ist Nationalfeiertag in den USA. Die Stimmung zwischen Kirche und Politik ist gerade alles andere als feierlich. Deutliche Kritik kommt von den Bischöfen, die mit den Republikanern immer eng waren. Was steckt dahinter?

Donald Trump / © Mark Schiefelbein (dpa)
Donald Trump / © Mark Schiefelbein ( dpa )

Eigentlich haben katholische Christen keinen guten Stand in den USA. Das Land, das von puritanisch-christlichen Auswanderern begründet wurde, hat in den ersten Jahrhunderten sehr argwöhnisch auf die "Papisten" geblickt. Das zog sich bis ins 20. Jahrhundert. 

Als John F. Kennedy als erster Katholik US-Präsident werden wollte, musste er noch hoch und heilig versprechen, dass er nicht auf Anweisung des Papstes Politik machen werde. Die Logik: Ein US-Präsident ist der Verfassung treu, ein Katholik dem Evangelium. Bei Themen wie Lebensschutz gab es da in den vergangenen Jahrzehnten durchaus ein Spannungsfeld. 

Während sich in Deutschland die Kirche weitestgehend aus der Parteipolitik heraushält, hat sich in den USA seit den 1970ern eine immer stärkere Annäherung von Bischofskonferenz und Republikanischer Partei entwickelt. Bis heute gilt die US-Bischofskonferenz als dezidiert konservativ und politisch. Ein Großteil der US-Bischöfe sind noch unter Johannes Paul II. oder Benedikt XVI. ins Amt gekommen. Erst unter Franziskus ist diese politische Prägung etwas aufgebrochen. 

Diskussion über Kommunionverbot für Biden

Einen der größten Konflikte haben Bischöfe und Demokraten-Regierung deshalb unter Präsident Biden ausgetragen, dem wegen seiner liberalen Haltung zum Thema Abtreibung mitunter der Empfang der Kommunion verwehrt werden sollte. Die Bischöfe hatten ein entsprechendes Papier ausgearbeitet, das allerdings dann nicht final beschlossen wurde. Biden selber sagte immer, seine persönliche Haltung als Katholik sei nicht eins zu eins identisch mit seinem politischen Handeln. 

Joe Biden / © Susan Walsh (dpa)
Joe Biden / © Susan Walsh ( dpa )

Seit der erneuten Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten scheint sich die Stimmung unter den Katholiken allerdings ein wenig zu wandeln. Einer der wenigen Trump-Kritiker in der US-Bischofskonferenz ist Robert McElroy, von Franziskus zum Kardinal ernannt und kurz nach der erneuten Amtseinführung von Präsident Trump zum Erzbischof der Hauptstadt-Erzdiözese Washington berufen. Erst diese Woche bezeichnete er Trumps Migrationspolitik als "unmenschlich" und "moralisch abstoßend". Ungewöhnlich scharfe Worte gegenüber der Regierung, die aber nicht aus dem Nirgendwo kommen.

Kardinal Robert Walter McElroy / © Paolo Galosi/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Robert Walter McElroy / © Paolo Galosi/Romano Siciliani ( KNA )

Im Frühjahr hatte die Trump-Regierung als eine ihrer ersten Maßnahmen die Fördergelder im Bereich Entwicklungshilfe gekürzt, worunter auch katholische Institutionen bis heute leiden. Bereits damals verfasste die US-Bischofskonferenz explizite Kritik an diesem Schritt, was zu einem mehr oder weniger offenen Bruch zwischen Kirche und Regierung führte. Vizepräsident J.D. Vance warf den Bischöfen vor, sich durch soziale Projekte und deren Förderung nur selbst bereichern zu wollen. 

Wie geht es weiter mit Leo XIV.?

Die Stimmung zwischen Bischöfen und Regierung ist also im Moment besonders angespannt. Noch komplexer wird die Gemengelage dadurch, dass nun zum ersten Mal ein amerikanischer Papst im Vatikan sitzt. Kardinal Robert Prevost hatte noch vor wenigen Monaten auf Twitter deutlich Vizepräsident Vance kritisiert, der mit dem Argument einer "Hierarche der Nächstenliebe" die restriktive Migrationspolitik in den USA katholisch rechtfertigen wollte. "JD Vance is wrong" postete der damalige Präfekt des Bischofsdikasteriums. 

Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Als Papst verhält sich Leo XIV. diplomatischer und hat sich in einer seiner ersten Privataudienzen mit Vizepräsident Vance ausgesprochen. Trotzdem ist ein US-Papst ein Faktor in diesem Streit, der sich nicht verhehlen lässt. Auf der einen Seite wird sich Leo XIV. nicht in die Streitigkeiten einer nationalen Bischofskonferenz einmischen, auf der anderen Seite ist offensichtlich, dass der Vatikan beim Thema Migrationspolitik eine andere Ansicht hat, als die aktuelle US-Regierung. 

Wenn es zum ersten Gespräch zwischen US-Papst und US-Präsident kommen wird, sollte es da sicher nicht nur Einstimmigkeit geben. 

Quelle:
DR

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