DOMRADIO.DE: Warum haben Sie die Heilig-Rock-Tage unter das Motto "Unglaublich: Ich Glaube" gestellt?

Dr. Stephan Ackermann (Bischof von Trier): Wir begehen in diesem Jahr nicht nur ein Heiliges Jahr, sondern auch das Jubiläum des Konzils von Nizäa. Vor 1700 Jahren haben sich dort die Bischöfe getroffen, um ein gemeinsames Bekenntnis, besonders zu der Gottessohnschaft Jesu Christi, zu formulieren. Dieses Glaubensbekenntnis ist das Bekenntnisfundament der gesamten Christenheit, über die Grenzen der Konfessionen hinweg. Das schien uns ein wichtiger Anlass zu sein, dieses Leitwort zu wählen.
Mit "Unglaublich: Ich glaube" wollen wir deutlich machen, dass der Glaube nicht selbstverständlich ist, auch wenn es in den vergangenen Jahrzehnten so aussah, als wüchse man einfach in den Glauben hinein. Der Glaube ist ein Geschenk, um das man sich immer wieder auch mühen muss. In dem Leitwort kommt das gut zum Ausdruck.
DOMRADIO.DE: Welche Bedeutung hat die Veranstaltung für das Bistum Trier?
Ackermann: Die Heilig-Rock-Tage haben sich zu einem Sammelpunkt entwickelt, auch für die verschiedenen Gruppen und Menschen aus dem Bistum. Auf den vielen Veranstaltungen können sich Gruppen aus dem Bistum begegnen und Menschen erleben, die oft eher in kleineren Zusammenhängen in den Gemeinden unterwegs sind. Für die Besucherinnen und Besucher ist es sehr bestärkend, auf andere zu treffen, die ähnlich denken und denen der Glaube wichtig ist.

DOMRADIO.DE: Jedes Jahr sind die Heilig-Rock-Tage ein großer Publikumsmagnet. Was meinen Sie, warum die Veranstaltung bei den Menschen so gut ankommt?
Ackermann: Die gemeinsamen Gottesdienste, die in einer großen Gottesdienstgemeinde festlich gefeiert werden, sind ein ganz wichtiger Punkt. Es gibt viele spirituelle Akzente, kulturelle Angebote und Möglichkeiten zur Begegnung. Diese Verbindung macht das Besondere aus. Es ist natürlich auch Osterzeit, die für die Atmosphäre, auch im Gottesdienst, eine prägende Rolle spielt. Das gibt dem Ganzen immer auch eine Stimmung von Gelöstheit und Heiterkeit.
DOMRADIO.DE: An diesen Tagen werden in Trier Musik und Kultur, aber auch Glaube, Gottesdienste und Gespräche geboten. Kann die Veranstaltung dafür sorgen, den Menschen Kirche wieder ein Stück näher zu bringen?
Ackermann: Wichtiger wäre mir fast noch, die Botschaft Jesu den Menschen näher zu bringen. In diesem Dienst steht die Kirche. Ich glaube, dass Angebote wie das Abendlob, das abends um 21 Uhr im Dom stattfindet, Menschen mit der Botschaft Jesu in Berührung bringen können. Das Abendlob ist vielleicht sogar ein Markenzeichen der Heilig-Rock-Tage. Es ist eine Art Nachtgebet, mit viel Musik, aber auch in einer spirituellen, etwas zurückgenommenen Form. Ich bekomme immer wieder Rückmeldungen, dass wir gute Chancen haben, die Menschen über die Musik im Dom mit der Botschaft Jesu in Kontakt zu bringen.
DOMRADIO.DE: Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Ackermann: Ich freue mich besonders auf die Begegnungen mit den Menschen. Jenseits der Veranstaltungen werde ich viel im und um den Dom herum sowie auf dem Hauptmarkt in Trier unterwegs sein. Es ist immer wunderbar, Menschen aus dem Bistum zu treffen, die ich kenne oder neue Menschen kennenzulernen. Oft kommen auch Gäste und Touristen, die eher zufällig in die Veranstaltung hineingeraten und deshalb nehme ich mir viel Zeit, dort unterwegs zu sein.
DOMRADIO.DE: Die Heilig-Rock-Tage werden feierlich mit einem Pontifikalamt im Dom eröffnen. Was geben Sie den Besuchern dabei mit auf den Weg?
Ackermann: Dieses Jahr beginnen wir bereits um 15 Uhr mit einem Stationenweg, der über drei Stationen mitten durch die Stadt führt. Die Bischöfe aus der Großregion, aus Luxemburg, Frankreich, Belgien, Deutschland und Vertreter anderer Konfessionen werden dabei sein. Damit wollen wir das Zeichen setzen, dass der christliche Glaube, stehend auf dem Fundament des Glaubensbekenntnisses, über die Grenzen von Konfession, Kultur und Sprache hinweg verbindet.
Gerade in unserer Zeit, in der Egoismen und Nationalismen neu zunehmen, ist das ein wichtiges Zeichen. Das Glaubensbekenntnis ist nicht nur etwas Glaubensinternes. Es ist der Ausgangspunkt für einen Dienst und für eine Sendung in die Welt, um Menschen zusammenzuführen. Das ist die Botschaft, die von diesen Tagen ausgehen soll.
DOMRADIO.DE: In diesen Tagen schaut die Kirche natürlich auch nach Rom. In der nächsten Woche beginnt dort das Konklave. Werden Sie bei den Heilig-Rock-Tagen auch für einen neuen Papst beten?
Ackermann: Selbstverständlich. Das Anliegen wird in allen Gottesdiensten präsent sein. Die Heilig-Rock-Tage gehen bis zum 11. Mai - vielleicht wissen wir bis dahin schon, wer der neue Papst ist. Das würde mich freuen.
Das Interview führte Carsten Döpp.