Assisi hofft auf baldige Normalisierung des Pilgerbetriebs

"Dann wird sich manches wieder ändern"

Die Pandemie hat auch dem Pilgerbetrieb in der Stadt Assisi einen Strich durch die Rechnung gemacht. Inzwischen hat sich die Lage aber wieder entspannt und es gibt Hoffnung, weiß Franziskanerbruder Thomas Freidel.

Statue des Heiligen Franz von Assisi / © Paoloesse (shutterstock)
Statue des Heiligen Franz von Assisi / © Paoloesse ( shutterstock )
Bruder Thomas Freidel in Assisi / © Freidel (privat)
Bruder Thomas Freidel in Assisi / © Freidel ( privat )

DOMRADIO.DE: Ist der Winter jetzt überhaupt üblicherweise eine beliebte Jahreszeit für Assisi?

Br. Thomas Freidel OFM Conv. (Seelsorger für die deutschsprachigen Pilger in in Assisi): Nicht unbedingt. Die Zeit jetzt ist schon eine ruhigere Jahreszeit, wo auch viele Beherbergungsbetriebe und und Restaurants geschlossen sind oder renovieren. Normalerweise kommen im Januar tatsächlich auch mal Leute aus Südamerika, aus Brasilien und so, wenn die gerade Sommerferien haben. Aber das ist natürlich im Moment auch alles viel, viel weniger.

DOMRADIO.DE: Noch zu Beginn des Jahres gab es ein strenges Maskengebot, sogar für draußen. Das hat sich inzwischen etwas entspannt?

Br. Thomas: Ja, erst jetzt, vor kurzem, vor noch nicht einmal zwei Wochen, wurde die Maskenpflicht im Freien gelockert. In Innenräumen ist es immer noch so, auch in der Kirche wird es uns noch eine Zeit erhalten bleiben. Das hat – muss man sagen – in Italien eigentlich ganz gut funktioniert.

Die Leute haben sich da sehr dran gehalten, auch bei uns. Ich denke, es sind zwei Punkte gewesen. Einmal dieser schlimme Schock am Anfang mit den vielen Toten, was hier vor allem in Norditalien begann. Dass die Regierung dann diesen Erlass gegeben hat, dass man am Arbeitsplatz geimpft sein soll, den Greenpass, deswegen hatten wir die ganze Zeit auch schon so eine hohe Impfquote.

DOMRADIO.DE: Italien gilt ja im Moment noch als Hochrisikogebiet, zumindest aus deutscher Sicht. Aber ansonsten gibt es für Ungeimpfte inzwischen die Möglichkeit nach Assisi zu pilgern?

Basilika des Heiligen Franziskus von Assisi / © canadastock (shutterstock)
Basilika des Heiligen Franziskus von Assisi / © canadastock ( shutterstock )

Br. Thomas: Das dürfte im Moment noch schwieriger sein, weil man doch auch für die Unterkünfte den Greenpass, also dieses Impfzertifikat, braucht. In Italien selbst hat die überwiegende Mehrheit einen solchen Pass. Deswegen ist das ganz normal. Das habe ich selbst auch jetzt in unserem Museum erlebt. Die Leute zeigen am Anfang ihr digitales Dokument. Das hat sich auch ganz gut eingespielt und die Leute halten sich daran.

DOMRADIO.DE: Gastronomie, Hotellerie, Messebau, alles, was mit Veranstaltungen zu tun hat, das hat während der Corona-Pandemie in sämtlichen Ländern stark gelitten. Wie sieht das jetzt mit der Stadt Assisi aus? Fehlen dort die Besucher?

Br. Thomas: Ja, also wir haben in unserer internationalen Klostergemeinschaft alles genauso erlebt wie die Menschen in der Stadt auch: die fehlenden Einnahmen dadurch, dass ja dann niemand mehr kam. Wir hatten ja sehr strenge Lockdowns in Italien, da war wirklich kein Mensch in der Stadt. Und natürlich war das ein starker Rückgang.

Br. Thomas Freidel OFM Conv.

"Es gibt ja diese kleinere Erfahrung, dass niemand mehr kommt, wenn es um Erdbeben geht. Das genügt."

Jetzt sind die Menschen in Assisi tapfer und die halten durch. Es gibt ja diese kleinere Erfahrung, dass niemand mehr kommt, wenn es um Erdbeben geht. Das genügt. Das kann 200 Kilometer entfernt sein. Wenn durch die Medien irgendwas mit Erdbeben in Italien durchgeht, dann kommt auch zunächst mal niemand mehr. Also so in kleinerem Rahmen haben das die Leute in Assisi schon öfter erlebt.

DOMRADIO.DE: Also sie sind ein bisschen erprobt gewesen?

Br. Thomas: In gewissem Sinne schon. Nicht so lang wie jetzt in der Pandemie, aber das ist kein Thema, das jetzt fremd ist.

DOMRADIO.DE: Dann traue ich mich gar nicht, diese Frage noch zu stellen, die mir einfällt, nämlich ob es nicht auch schon mal ganz angenehm ist, wenn nicht so viele Besucherströme kommen.

Franziskaner

Der heilige Franz von Assisi (1181/82-1226) gründete zwischen 1210 und 1220 den Orden der Franziskaner, der sich bis heute auf vielen Gebieten für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. Mit Suppenküchen und Kleiderkammern helfen die Patres und Brüder Menschen in Not. Außerdem leisten sie Seelsorge in Gefängnissen, Altenheimen und Krankenhäusern. In Initiativen und Menschenrechtsgruppen engagieren sich Franziskaner für Umweltschutz und eine gerechtere Wirtschaft.

Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus (shutterstock)
Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus ( shutterstock )

Br. Thomas: Angenehm war es dann schon jetzt in den Zeiten zwischen den Lockdowns, wo dann vor allem die Einzelbesucher, die Familien, die Kleingruppen kamen und weniger die vielen größeren Pilgergruppen. Und da war es dann für diejenigen sehr angenehm.

Zum Beispiel letztes Jahr noch im Sommer bis Herbst, wie dann noch mal auch wieder Betrieb war. Die Menschen kommen dann auch gleich gern. Vor allem natürlich die Leute aus Italien, die ja mit Assisi oft auch viel verbinden. Da kommen Familien seit Generationen, wo die Eltern schon in Assisi geheiratet haben und so weiter.

Aber die Bilanz ist schwierig und es fehlen natürlich die Besucher. Und jetzt hofft man, dass es sich wieder normalisiert, wobei im Moment auch die Anmeldungen und das alles noch ein bisschen zögerlicher läuft; aus verständlichen Gründen.

DOMRADIO.DE: Aber sie würden sagen, dass man so langsam fürs Frühjahr wieder Hoffnung schöpfen kann, dass es wieder richtig losgeht.

Br. Thomas: Ich rechne auch damit, dass um Ostern herum zu den angemeldeten Gruppen auch noch mehr Familien, Kurzentschlossene, Einzelpersonen, dann diejenigen, die den Franziskusweg zu Fuß pilgern, kommen. Ab Mai ist dann so die Zeit, wo die Leute das machen.

Dann wird auch wieder mehr kommen und dann wird sich sicherlich in Assisi manches dann wieder ändern.

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR
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