Virtuelles Promi-Treffen im Vatikan

Vom Rockstar bis zum Papst

Vor dem Hintergrund der anhaltenden Corona-Krise hat der Päpstliche Kulturrat eine prominent besetzte Online-Konferenz veranstaltet. Mehr als 100 Referenten waren dabei - vom Rockstar bis zum Papst persönlich.

Autor/in:
Alexander Pitz
Gesicht von Papst Franziskus auf einem Tablet / © Harald Oppitz (KNA)
Gesicht von Papst Franziskus auf einem Tablet / © Harald Oppitz ( KNA )

Was haben Supermodel Cindy Crawford, Aerosmith-Leadgitarrist Joe Perry, der Immunologe Anthony Fauci und Präsidententochter Chelsea Clinton gemeinsam? Nein, es handelt sich nicht um das bizarre Line-up einer US-Promi-Talkshow. Diese und rund 100 weitere Protagonisten haben sich vor einigen Tagen zu einer virtuellen Konferenz des Vatikan zusammengefunden.

Ziel war ein offener, interdisziplinärer Austausch über Gesundheit, Glaube, das menschliche Dasein und die Zukunft der Medizin.

Wissenschaftler, Künstler, Politiker, Konzernchefs

Tatsächlich hätten die Beiträge der Referenten nicht vielseitiger ausfallen können. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie brachten Wissenschaftler, Künstler, Politiker, Konzernchefs, aber auch Repräsentanten unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften ihren Erfahrungsschatz ein.

Organisiert wurde die dreitägige Veranstaltung "Exploring the Mind, Body and Soul" vom Päpstlichen Kulturrat sowie von der Cura Foundation, einer Stiftung für gesundheitspolitische Fragen mit Sitz in New York. Es war die fünfte derartige Tagung auf vatikanische Initiative. Eigentlich hätte sie bereits im Mai 2020 als reales Treffen stattfinden sollen. Wegen Corona kam es schließlich anders.

Den Auftakt machte am Donnerstag Seuchenexperte Anthony Fauci, der in der Pandemie als maßgeblicher Berater der US-Regierung weltweit Bekanntheit erlangte. Er nannte das Coronavirus einen "gerissenen Gegner", der die Menschheit durch immer neue Mutationen und Varianten herausfordere. Der Impfskepsis in weiten Teilen der Bevölkerung solle man durch vertrauensbildende Maßnahmen entgegentreten. "Wir müssen für jedes Publikum einen geeigneten Boten finden", regte Fauci an.

Wenn jemand etwa ein zutiefst gläubiger Mensch sei, höre er womöglich eher auf seine Geistlichen als auf Anweisungen eines Regierungsberaters.

Das Thema Impfungen griff auch Chelsea Clinton auf. Die 41-jährie Tochter von Bill und Hillary machte die sozialen Medien für die weit verbreiteten Vorbehalte gegen Vakazine verantwortlich. Sie sprach sich für eine Zensur von "Anti-Impf-Inhalten" aus. Das sei nur durch eine "koordinierte globale Regulierung" möglich.

Clinton kritisierte, dass beispielsweise auf Youtube plumpe Tiraden gegen Corona-Impfstoffe viele Millionen Klicks erzielten. Und das Unternehmen weigere sich, diese Inhalte zu entfernen. Das Gleiche passiere über Whatsapp, Facebook, Instagram. "Darum brauchen wir eine Regulierung", insistierte die Expertin für internationale Beziehungen.

Rockstar Joe Perry sprach mit einem Hirnforscher

In anderen Diskussionsrunden ging es unpolitischer zu: Rockstar Joe Perry sprach mit einem Hirnforscher über "Kreativität und das Gehirn". Francis Collins, Direktor der US-Gesundheitsbehörde NIH, erzählte über die trostspendende Kraft der Bibel.

American-Football-Star Brandon Marshall über seine Borderline-Persönlichkeitsstörung. Und Model Cindy Crawford verstieg sich zu der Hypothese, dass eine "Balance in allen Lebensbereichen" zu Gesundheit und Wohlbefinden beitrage.

Auf viel Beachtung stieß der Redebeitrag von Albert Bourla, Chef des Impfstoff-Konzerns Pfizer. Er referierte über die schier grenzenlosen neuen Anwendungsgebiete künftiger Gen-Präparate. "Die Möglichkeiten sind riesig", sagte er. Es werde im Biotech-Sektor "eine Menge Aktivität" in den nächsten Jahren geben.

Zum Abschluss der Tagung wandte sich Papst Franziskus in einer Videobotschaft an die Konferenz-Teilnehmer. Neben philosophischen Ausführungen zu "Geist, Körper und Seele" fand er auch mahnende Worte. Jeder sei angesichts der Corona-Pandemie dankbar für die Leistungen der modernen Medizin, sagte das Kirchenoberhaupt.

Speziell die Genforschung werfe aber einige schwierige ethische Fragen auf - etwa mit Blick auf eine mögliche Manipulation des Erbguts. Bei solchen Problemen sei es hilfreich, sich die "transzendente Dimension" des menschlichen Lebens bewusst zu machen. Denn die trage wesentlich zum "grenzenlosen Wert eines jeden Menschen" bei.


Quelle:
KNA