Kölner Militärdekan zum Internationalen Friedensgottesdienst

"Einander verstehen und vertrauen"

Rund 1.200 Soldatinnen und Soldaten haben an diesem Donnerstag im Kölner Dom gemeinsam Gottesdienst gefeiert. Der Kölner Militärdekan Reiner Schnettker spricht im Interview über Dialog, friedliches Miteinander und Seelsorge.

Betender Soldat / © Harald Oppitz (KNA)
Betender Soldat / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Es gibt immer wieder Kritik an diesem Gottesdienst. Pax Christi Köln hat zum Beispiel im vergangenen Jahr die "martialische Anmutung" der Messe kritisiert, und dass die militärische Konfliktlösung in den Vordergrund gestellt werde. Verstehen Sie diese Kritik?

Monsignore Reiner Schnettker (Militärdekan im Erzbistum Köln): Wir haben nicht EINEN klaren Weg, sondern wir sind im Dialog innerhalb der katholischen Kirche, auch in der Frage der Ethik und in der Frage des Einsatzes von Militär. Deswegen haben wir mit Pax Christi oder anderen Kritikern kein Problem.

Zudem ist es ein normaler katholischer Gottesdienst, der nicht unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Alle sind eingeladen, am Gottesdienst teilzunehmen. Und ich denke, martialisch ist das Ganze weniger. Die Uniform ist einfach die Berufskleidung der Soldaten - ähnlich wie auch bei der Polizei oder bei anderen einsatzbedingten Berufen.

DOMRADIO.DE: Im Konflikt zwischen den USA und Iran scheint ein Krieg erst einmal abgewendet, dennoch bleiben die Spannungen und die Sorge um die deutschen Soldatinnen und Soldaten, die noch im Irak und in Jordanien stationiert sind. Was geht Ihnen als Militärseelsorger durch den Kopf, wenn Sie an die Leute denken?

Schnettker: Es ist eine unserer Hauptaufgaben und Aufträge seit Jahrzehnten, auch da die Soldatinnen und Soldaten zu begleiten. Nicht in der Form, dass wir sagen: Dieser Einsatz ist so oder so legitim oder bringt das oder jenes. Sondern eben aufgrund der menschlichen Komponente - bei ihnen zu sein, ihnen auch seelsorgerisch und pastoral beizustehen. Denn es geht ja über das Militärische hinaus auch sehr stark in die persönliche Ebene - in die Frage der Familien, der Lieben, die zu Hause geblieben sind. Das sind also vielfältige pastorale Herausforderungen.

DOMRADIO.DE: Im nordirakischen Erbil sind noch etwa 90 deutsche Soldaten stationiert, die für die Ausbildung kurdischer Kräfte in dem Gebiet verantwortlich sind. Auch ein katholischer Pfarrer ist noch vor Ort. Was erfahren Sie von den Soldaten und von dem Pfarrer in der Region?

Schnettker: Das ist dort jetzt eine sehr intensive Phase. In solchen Zeiten wollen wir als Kirche bei den Menschen sein - nicht nur an hohen Feiertagen oder in der Kirche selbst, sondern eben genau in diesen Grenzsituationen. Damit die Menschen dort einen Ansprechpartner haben, um Dinge zu erörtern, die vielleicht so im Alltag und unter den Kameraden nicht ansprechbar sind. Hier geht es um das Dabeisein und das Mitgehen.

DOMRADIO.DE: Papst Franziskus hat gerade erst gefordert, dass sich Angehörige aller Religionen gemeinsam für den Frieden einsetzen sollen. In der Bundeswehr wird es bald auch jüdische Militärseelsorger geben. Inwiefern wird man dann auch ein Stückweit gemeinsam diese Papstbotschaft umsetzen?

Schnettker: Ich denke, die Öffnung der Militärseelsorge hin zu anderen Religionsgemeinschaften ist sehr wichtig. Wir haben natürlich auch in den Streitkräften Angehörige verschiedener Religionsgemeinschaften. Von daher ist es gut, dass uns jetzt auch die jüdische Militärseelsorge begleitet und wir uns im engen Schulterschluss um die Soldatinnen und Soldaten kümmern können.

Es ist natürlich auch wichtig, dass wir damit ein Zeichen für den Dialog setzen, den der Heilige Vater fordert - auch in seiner Botschaft zum Weltfrieden. Denn ich glaube, nur im Miteinander sprechen können wir diese Wege des Friedens gehen, um einander zu verstehen und einander hoffentlich anschließend zu vertrauen. 

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Militärdekan Msgr. Rainer Schnettker / © Beatrice Tomasetti (DR)
Militärdekan Msgr. Rainer Schnettker / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR