Kinobetreiber kritisiert neue Corona-Maßnahmen

"Alles für die Katz"

Die neuen Corona-Regeln der Bundesregierung treffen Kulturschaffende am härtesten. Für den Kölner Kinobetreiber Dirk Steinkühler sind nicht die Finanzen das Problem, sondern fehlende Konzepte von Seiten der Politik. 

Leerer Kinosaal / © peych_p (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Was bedeutet es für Kinobetreiber, wenn die Einnahmen nun wegfallen?

Dirk Steinkühler (Kino "Filmpalette" in Köln): Von den Einnahmen spreche ich jetzt erst mal nicht. Es gibt ja jetzt schon Angebote, die zumindest die Einnahmen kompensieren. Aber was wir gemacht haben und was viele andere Kulturorte auch gemacht haben, ist, dass wir in den letzten Monaten aktiv daran gearbeitet haben, unsere Säle und unsere Häuser sicher zu machen. Sicher heißt, mit verschiedensten Sachen ausgestattet. Viele haben richtig in Lüftungstechnik und ähnliches investiert. Das gilt übrigens für die Gastronomie genauso, um tatsächlich für einen kompletten Luftaustausch zu sorgen.

Vor ein paar Monaten hätte da überhaupt niemand dran gedacht, dass das mal sinnvoll ist, dass man genau solche Anlagen hat. Es wurde dafür viel getan. Und es wurde ja jetzt auch viel geplant. Nicht nur die Filmverleiher planen, sondern auch die Kinos, die Filmemacher und die Filmschaffenden. Die ganze Kulturbranche hat geplant, sie hat vielleicht ein bisschen vorsichtiger und weniger geplant, aber sie hat geplant. Und für den Monat November muss man jetzt sagen, ist das alles für die Katz.

DOMRADIO.DE: Bedeutet das jetzt trotzdem langfristig das Sterben vieler kleiner oder sogar großer Kinos?

Steinkühler: Ich mache mir tatsächlich mehr Sorgen um die großen Kinos. Da bin ich jetzt mal ganz ehrlich. Ich mache mir weniger Sorgen um unser Kino, weil es einfach auch ein überschaubarer Rahmen ist, der, wie gesagt, auch ganz gut als Kulturort abgesichert ist. Auch jetzt schon in den letzten Monaten. Aber die großen Kinos haben in den letzten Monaten schon nichts verdient. Die bekommen jetzt vielleicht 75 Prozent der Einnahmen vom letzten November vom Staat. Aber das ist auch nicht viel, weil einfach in den Monaten November, Dezember, Januar viel, viel mehr Potenzial drin ist. Also eigentlich schon im Oktober.

Aber es haben ja bisher einfach auch die Filme gefehlt. Alle wissen, dass der neue James Bond verschoben ist. Andere Filme wurden gleich auf Streamingdiensten verwertet. Das ist schon ein ganz massives Problem, an das auch alle ran müssen. Und wenn ich alle meine, meine ich da die gesamte Filmbranche, aber auch Politik und Gesellschaft.

DOMRADIO.DE: Wie könnte man das anders regeln?

Steinkühler: Das ist eine schwierige Frage. Was mir irgendwie fehlt, ist ein großes Konzept für die Kulturbranche. Eigentlich fehlt mir sogar ein richtig großes Konzept für die Bekämpfung einer Pandemie beziehungsweise einer zweiten Welle, wo alle irgendwie gehofft haben, dass sie nicht kommt. Aber man konnte sie ja jetzt auch nicht völlig ausschließen. Und wenn ich überlege, dass für so viele Eventualitäten in der Politik immer geplant wird, frage ich mich, warum da offensichtlich nicht nach einem richtigen Konzept geguckt wurde.

Ein Punkt, zum Beispiel, ist, dass gesagt wird: Der Hinweg ist ja schon ein Problem. Da muss man mit der Bahn fahren. Ja, aber warum ist in den Bahnen eigentlich in den letzten Monaten nichts passiert? Da kann man sehr, sehr dicht aneinander stehen. Konnte man die ganze Zeit, kann man auch jetzt noch. Da fehlt es offensichtlich auch an einer Idee, wie man so etwas regeln kann, weil die Leute ja weiterhin zur Arbeit gehen sollen. Da ist es ja schon voll, abends ist es vielleicht sogar eher leer. Also greift auch diese ganze Punkt nicht.

DOMRADIO.DE: Konnten Sie überhaupt schlafen letzte Nacht?

Steinkühler: Es gibt gerade so ein geflügeltes Wort: ich bin müde. Das sollte man nicht überstrapazieren, weil es auch schon in Zusammenhängen genutzt wurde, die mit der Situation jetzt gerade nichts zu tun haben. Aber ich bin sehr müde und konnte auch ganz gut schlafen. Trotzdem: Die Tage sind jetzt wieder gefüllt mit Organisieren, Umorganisieren, sich kümmern. Es geht ja hier auch um Mitarbeiter. Es geht ja nicht nur um Kultur für Zuschauer. Es geht eigentlich um eine ganze Filmbranche. Das darf man nicht vergessen.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Dirk Steinkühler (privat)
Dirk Steinkühler / ( privat )
Quelle:
DR
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