Francesco Patton, am 23. Dezember 1963 in Vigo Meano im norditalienischen Erzbistum Trient geboren, verwaltet die Pilgerstätte auf dem Berg Nebo in Jordanien. Hier arbeitet der Franziskaner, der bis heute zur norditalienischen Provinz seines Ordens gehört, wo er 1983 eintrat und 1989 zum Priester geweiht wurde, als einfacher Mönch mit den Brüdern der kleinen Franziskanergemeinschaft bei der Verwaltung des Heiligtums und der archäologischen Stätte zusammen. Zu seinen Aufgaben gehören die Aufnahme von Pilgern und Besuchern, die Feier der Liturgie, die Bewahrung des archäologischen Erbes und die Förderung der Stätte als Ort der Spiritualität.
Zuvor war Patton neun Jahre lang Kustos seines Ordens in Jerusalem und im Auftrag des Papstes Wächter über die Heiligen Stätten. Im Juni 2025 ist Pattons Amtszeit als Kustos abgelaufen. Er verlässt die Heilige Stadt, bleibt aber im Heiligen Land und wechselt auf den Berg Nebo in Jordanien. An einen Ort, der für Christen, Juden und Muslime heilig ist, der "Glaubensrichtungen vereint und zu einem Ort der Begegnung und Hoffnung werden kann", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur. Und der zeige, wo interreligiöser Dialog und Koexistenz möglich sind.
Mit seiner neuen Aufgabe bleibt Patton dem Heiligen Land verbunden, ist aber durch die Grenze zu Jordanien von der Zentrale getrennt. "Für mich ist der Umzug von Jerusalem an diesen Ort ein Übergang vom Herzen des Heiligen Landes, wo das Evangelium begann, zu einem Ort, der das Ende einer langen Reise und die Vision von Gottes Verheißung darstellt", betonte er gegenüber der KNA. "Es ist ein Wechsel, der eine neue Dimension des Gebets, der Besinnung und des Dienstes mit sich bringt."
Umgang mit Medien gewohnt
Francesco Patton hatte die Jerusalemer Kustodie mit ihren rund 250 Ordensleuten und mit Einrichtungen in Israel, den palästinensischen Gebieten, dem Libanon, Syrien, Jordanien, Zypern und Rhodos durch eine schwierige Zeit manövriert. Da waren der Krieg in Syrien 2015, die Corona-Pandemie und schließlich der 7. Oktober 2023 und die folgenden Konflikte im Gazastreifen, im Libanon und der Machtwechsel in der syrischen Hauptstadt Damaskus. In einem Rückblick der Kustodie äußerte er sich tief bewegt von der Treue der beiden Mönche, die ohne Rücksicht auf ihr Leben im Orontes-Tal blieben, als der Islamische Staat und Al-Qaida die Region überrannt hatten.
Als Kustos hatte Patton zwar nicht den Rang eines Bischofs oder gar eines Kardinals. Aber er war - neben dem Lateinischen Patriarchen Pierbattista Pizzaballa - einflussreicher Leiter der zweiten Kirchenstruktur in der Region, der Kustodie von Jerusalem. Seinen Dienst hat er offenkundig so überzeugend verrichtet, dass er von seinem Ordensoberen für eine weitere Amtszeit bestimmt und vom Papst bestätigt wurde.
Beobachter beschreiben ihn als strategisch und politisch denkend. Er bezog offen und unaufgeregt Stellung, um die Position der Christen im Heiligen Land und den Status quo zu verteidigen. Dazu besteht in der politisch angespannten Lage Jerusalems immer wieder Klärungs- und Erinnerungsbedarf. Dank seines Kommunikationsstudiums an der römischen Salesianer-Universität ist Patton den Umgang mit Medien und Öffentlichkeit gewohnt und scheut sich nicht, vor Kameras zu treten und Interviews zu geben. Aber er weiß auch, wann Zurückhaltung geboten ist und man nicht unnötig Öl ins politische Feuer gießen sollte.
Kurz nach seinem Amtsantritt - er folgte 2016 auf Kustos Pierbattista Pizzaballa, der dann zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem ernannt wurde - feierten die Franziskaner ihre 800-jährige Präsenz in Jerusalem. Die ersten Brüder kamen 1217 in der Kreuzfahrerzeit, zwei Jahre später besuchte der heilige Franziskus nach seinem historischen Treffen mit Sultan Al-Kamil in Ägypten seine Mitbrüder in der Heiligen Stadt. 1342 übertrug Papst Klemens VI. ihnen offiziell den Dienst als Hüter der Heiligen Stätten, den sie bis heute wahrnehmen.
Betreuung von 70 Heiligtümern
Die Kustodie von Jerusalem betreut rund 70 Heiligtümer im Heiligen Land, an 50 davon ist sie mit einem eigenen Konvent vertreten. War die Kustodie bis Mitte des 19. Jahrhunderts die einzige Vertretung der römischen Katholiken im Heiligen Land, wurde seither das Lateinische Patriarchat von Jerusalem für die direkte Pastoral unter den Gläubigen zuständig.
Den Franziskanern blieben die Verwaltung und die Seelsorge an den Heiligen Stätten im Rahmen des Status quo. Zudem blieben sie aufgrund ihrer jahrhundertelangen Erfahrung die Vertreter des Heiligen Stuhls gegenüber den örtlichen politischen sowie den ökumenischen Autoritäten. War der Kontakt zwischen Kustodie und Patriarchat in früheren Jahren mitunter angespannt, so gilt die Zusammenarbeit inzwischen als gut.
Deutlich verbessert hat sich in den vergangenen Jahren auch der ökumenische Kontakt in Jerusalem. Die Beziehungen seien ungleich besser als vor 35 oder auch noch vor 15 Jahren, sagte Patton in einem Interview. Dazu habe auch die Restaurierung in der Grabeskirche 2016/17 beigetragen, die eine hervorragende Gelegenheit zur Zusammenarbeit und zum Dialog zwischen den drei Eigentümern der Stätte gewesen sei: Orthodoxen, Armeniern und der Kustodie. Das Projekt geht weiter, die Kontakte bleiben bestehen.
Hoffnung auf Frieden
Patton zeigt sich beeindruckt, wie wichtig die heiligen Stätten für Christen sind, die sie vielleicht nur einmal im Leben besuchen können. Er erinnerte an einen Brasilianer, der 15 Jahre lang Geld sparte, nur um Nazareth, Bethlehem und das Heilige Grab zu besuchen. Oder an einen Christen aus Syrien, der das Grab besuchte und vor Rührung in Tränen ausbrach. Hohe Bedeutung hätten für ihn auch die Schulen, die sein Orden in der Region unterhält, betonte der ehemalige Kustos. Ihre Offenheit sei "ein kleines Zeichen für eine mögliche Zukunft", weil dort Menschen zum Zusammenleben zwischen verschiedenen Ethnien, Kulturen und Religionen erzogen würden.
Er werde sich selbstverständlich auf an seiner neuen Wirkungsstätte weiterhin für Frieden und Versöhnung in der Region einsetzen. "Unsere franziskanische Arbeit ist, wo immer wir sind, untrennbar mit der Mission des Friedens und des Dialogs verbunden. Insbesondere der Berg Nebo ist ein Ort, der Glaubensrichtungen vereint". Aus dieser Perspektive wolle er weiterhin dazu beitragen, "eine Botschaft des Friedens zu verbreiten, die im Nahen Osten notwendiger ist denn je".