Kustos Francesco Patton tritt zweite Amtszeit an

Umsichtiger Verteidiger der Christen

Der Italiener Francesco Patton gilt als wichtiger Vertreter der Katholiken in Nahost. Nun ist der 58-Jährige von Papst und Franziskanern für eine zweite Amtsperiode als Kustos des Heiligen Landes bestätigt worden.

Autor/in:
Johannes Schidelko
Francesco Patton / © Andrea Krogmann (KNA)
Francesco Patton / © Andrea Krogmann ( KNA )

Seit sechs Jahren ist der italienische Franziskaner Francesco Patton Kustos seines Ordens in Jerusalem, und im Auftrag des Papstes Wächter über die Heiligen Stätten. Er ist damit - neben dem Lateinischen Patriarchen Pierbattista Pizzaballa - oberster Repräsentant der Katholiken im Heiligen Land, und ihr bekanntestes Gesicht.

Seinen Dienst hat er offenkundig so überzeugend verrichtet, dass er am Freitag von seinem Ordensoberen für eine weitere Amtszeit bestimmt und vom Papst bestätigt wurde.

Umgang mit Medien gewohnt

Dabei kam Patton, der am 23. Dezember 1963 in Vigo Meano im norditalienischen Erzbistum Trient geboren wurde, von außen in die Kustodie. Er gehört bis heute zur norditalienischen Provinz seines Ordens, wo er 1983 eintrat und 1989 zum Priester geweiht wurde.

Blick auf Jerusalem mit der goldenen Kuppel des Felsendoms (l.) und der Grabeskirche (r.) / © David Vaaknin (KNA)
Blick auf Jerusalem mit der goldenen Kuppel des Felsendoms (l.) und der Grabeskirche (r.) / © David Vaaknin ( KNA )

Jerusalem kannte er zuvor als gelegentlicher Besucher und Pilger. Es gelang ihm, Mitbrüder und Obere durch seine ruhige, umsichtige und besonnene Art zu überzeugen. Beobachter beschreiben ihn als strategisch und politisch denkend. Er beziehe offen und unaufgeregt Stellung, um die Position der Christen im Heiligen Land und den Status quo zu verteidigen. Dazu besteht in der politisch angespannten Lage Jerusalems immer wieder Klärungs- und Erinnerungsbedarf.

Dank seines Kommunikationsstudiums an der römischen Salesianer-Universität ist Patton den Umgang mit Medien und Öffentlichkeit gewohnt und scheut sich nicht, vor Kameras zu treten und Interviews zu geben. Aber er weiß auch, wann Zurückhaltung geboten ist und man nicht unnötig Öl ins politische Feuer gießen sollte.

So waren die polemische Aufgeregtheit und manch überspitztes Interview israelischer Lokalpolitiker - etwa um die jüngsten Zugangsbeschränkungen zur Grabeskirche an Ostern - nach wenigen Tagen vergessen. Der grundsätzliche Appell der drei Kirchenführer, Griechischer Patriarch, Armenischer Patriarch und Kustos, für eine Einhaltung des "Status quo" an den Heiligen Stätten war für Patton ausreichend.

Erzbischof Pierbattista Pizzaballa (l.) / © Andrea Krogmann (KNA)
Erzbischof Pierbattista Pizzaballa (l.) / © Andrea Krogmann ( KNA )

Kurz nach seinem Amtsantritt - er folgte 2016 auf Kustos Pierbattista Pizzaballa, der dann zum Lateinischen Patriarchen von Jerusalem ernannt wurde - feierten die Franziskaner ihre 800-jährige Präsenz in Jerusalem. Die ersten Brüder kamen 1217 in der Kreuzfahrerzeit, zwei Jahre später besuchte der heilige Franziskus nach seinem historischen Treffen mit Sultan Al-Kamil in Ägypten seine Mitbrüder in der Heiligen Stadt. 1342 übertrug Papst Klemens VI. ihnen offiziell den Dienst als Hüter der Heiligen Stätten, den sie bis heute wahrnehmen.

Betreuung von 70 Heiligtümern

Heute betreut die Kustodie von Jerusalem unter Patton mit rund 250 Ordensbrüdern 70 Heiligtümer im Heiligen Land, an 50 davon ist sie mit einem eigenen Konvent vertreten. War die Kustodie bis Mitte des 19. Jahrhunderts die einzige Vertretung der römischen Katholiken im Heiligen Land, wurde seither das Lateinische Patriarchat von Jerusalem für die direkte Pastoral unter den Gläubigen zuständig.

Francesco Patton (r.), Franziskanerbruder und Kustos des Heiligen Landes, wäscht die Füße eines Franziskanerbruders bei einer Messe mit Fußwaschung im Abendmahlssaal auf dem Berg Zion / © Andrea Krogmann (KNA)
Francesco Patton (r.), Franziskanerbruder und Kustos des Heiligen Landes, wäscht die Füße eines Franziskanerbruders bei einer Messe mit Fußwaschung im Abendmahlssaal auf dem Berg Zion / © Andrea Krogmann ( KNA )

Den Franziskanern blieben die Verwaltung und die Seelsorge an den Heiligen Stätten im Rahmen des Status quo. Zudem blieben sie aufgrund ihrer jahrhundertelangen Erfahrung die Vertreter des Heiligen Stuhls gegenüber den örtlichen politischen sowie den ökumenischen Autoritäten. War der Kontakt zwischen Kustodie und Patriarchat in früheren Jahren mitunter angespannt, so gilt die Zusammenarbeit inzwischen als gut.

Deutlich verbessert hat sich in den vergangenen Jahren auch der ökumenische Kontakt in Jerusalem. Die Beziehungen seien ungleich besser als vor 35 oder auch noch vor 15 Jahren, sagte Patton kürzlich in einem Interview. Dazu habe auch die Restaurierung in der Grabeskirche 2016/17 beigetragen, die eine hervorragende Gelegenheit zur Zusammenarbeit und zum Dialog zwischen den drei Eigentümern der Stätte gewesen sei: Orthodoxen, Armeniern und der Kustodie. Das Projekt geht weiter, die Kontakte bleiben bestehen. Vor wenigen Wochen begann die zweite Phase der Instandsetzungsarbeiten an der zentralen Stätte über dem Grab und der Auferstehungsstätte Christi.

Franziskaner

Der heilige Franz von Assisi (1181/82-1226) gründete zwischen 1210 und 1220 den Orden der Franziskaner, der sich bis heute auf vielen Gebieten für Gerechtigkeit und Frieden einsetzt. Mit Suppenküchen und Kleiderkammern helfen die Patres und Brüder Menschen in Not. Außerdem leisten sie Seelsorge in Gefängnissen, Altenheimen und Krankenhäusern. In Initiativen und Menschenrechtsgruppen engagieren sich Franziskaner für Umweltschutz und eine gerechtere Wirtschaft.

Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus (shutterstock)
Orden der Franziskaner / © Dr. Gilad Fiskus ( shutterstock )
Quelle:
KNA