Charles Morerod, geboren am 28. Oktober 1961 in Riaz, leitet seit 2011 die Schweizer Diözese Lausanne-Genf-Fribourg und ist bis 2027 Präsident der Schweizer Bischofskonferenz. Er trat 1982 in den Predigerorden (OP) ein und wurde am 30. April 1988 in Genf zum Priester geweiht.
1991 wurde er in Freiburg im Üchtland Universitätsseelsorger. An der gleichen Universität erhielt er 1994 das Doktorat in Theologie, danach 2004 das Doktorat der Philosophie an der Katholischen Universität von Toulouse. Von 1994 bis 1999 war er Lehrbeauftragter an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg (Schweiz), ab 1996 in Rom Professor am Angelicum (zunächst Theologie, dann Philosophie).
Seit 2008 ist er Mitglied der Päpstlichen Akademie Thomas von Aquin, deren Ziel es ist, die Rolle des thomasischen Denkens in der Gesellschaft bekannt zu machen. Im April 2009 wurde er von Papst Benedikt XVI. zum Generalsekretär der Internationalen Theologischen Kommission (2009 bis 2014) und zum Konsultor der Kongregation für die Glaubenslehre ernannt. Im gleichen Jahr wurde er Rektor der Universität Thomas von Aquin-Angelicum in Rom.
Experte für Thomas von Aquin und Ökumene
Die Ernennung zum Bischof von erfolgte am 3. November 2011, die Bischofsweihe fand am 11. Dezember 2011 in der Kathedrale Freiburg statt. Sein Wahlspruch lautet: "Mihi vivere Christus est" ("Für mich ist Christus das Leben").
Morerod wurde am 29. März 2014 von Papst Franziskus zum Mitglied des Päpstlichen Rates für Kultur und am 28. Oktober 2016 zum Mitglied der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung ernannt. Seit 2023 ist er für fünf Jahre Mitglied des Dikasteriums für die Kultur und die Bildung.
Der Dominikaner gilt als anerkannter Fachmann für Werk und Leben des Heiligen Thomas von Aquins und Experte in Fragen der Ökumene. Er hat weltweit rund hundert Vorträge über theologische Themen (Kirche, Ökumene usw.) und über philosophische Fragen (zeitgenössischer Atheismus usw.) gehalten. Seit 1997 ist er zudem Mitglied der Redaktion der französischen Ausgabe von Nova et Vetera, einer christlichen Zeitschrift mit Beiträgen zu Theologie, Philosophie, Ethik, Kunst, Wissenschaft, Politik usw.
Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum
Morerod ist einer von sechs Bischöfen, denen der Vatikan Fehlverhalten im Umgang mit Meldungen über sexuellen Missbrauch vorgeworfen hat. Das geht aus einem Schreiben der Vatikanbehörde für die Bischöfe hervor, über das die Schweizer Bischofskonferenz selbst auf ihrer Webseite informiert. Demnach hat das Dikasterium unter Leitung (des späteren Papstes) Kardinal Robert Francis Prevost das Verhalten der betreffenden Bischöfe als "nicht korrekt erachtet". Den Angaben zufolge gibt es jedoch keine Hinweise auf strafbare Vergehen, Vertuschung, Nachlässigkeit oder Fehler, "welche die Einleitung eines kanonischen Strafverfahrens erforderlich machen würden".
Im Kern geht es laut Informationen des "Pfarrblatts Bern" um Vorwürfe, dass manche Missbrauchsfälle zeitlich verzögert nach Rom gemeldet und dass bei der Auswahl von Priesteramtskandidaten vorgeschriebene Überprüfungen übergangen worden seien. Dem Vatikan-Schreiben vorausgegangen war eine kircheninterne Voruntersuchung, deren Ergebnisbericht die Schweizer Bischofskonferenz Anfang 2024 nach Rom gesandt hatte.
Als Reaktion auf die Vorwürfe hat Bischof Morerod die Psychologin Céline Ruffieux, die zuvor bischöfliche Beauftragte für den französischsprachigen Teil des Kantons Freiburg war ab 1. Juni 2025 zur "Fachberaterin für Prävention und Intervention" benannt.
Für die Amtsperiode 2025-2027 wurde Charles Morerod erneut (er war es bereits 2016 bis 2018) zum Präsidenten der Schweizer Bischofskonferenz gewählt. Innerhalb der Bischofskonferenz ist er neben den Präsidialafugaben zuständig für Fragen rund um das Kulturwesen, Bioethik und zeichnet verantwortlich für die Beziehungen mit Caritas, Inländische Mission, Miva, Kirche in Not (ACN), Schweizerischer Heiligland-Verein (SHLV).
Aktion Bischofsbier Jahrgang 2025 "Or et mousse"
In der Diözese gibt es ein ungewöhnliches soziales Projekt: Morerod lässt ein "Bischofsbier" von eienr Brauerei in Romainmôtier verkaufen, dessen Erlös einem gemeinnützigen Projekt -eine Vereinigung zur Sicherung des Wohnraums für Menschen in prekären Lebensverhältnissen (AVSL)- zugute kommt. Die AVSL setzt sich auch für das Recht auf Wohnen ein. Das Bischofsbier wird über die Gesellschaft Coussicou SA verkauft und ist im Ordinariat des Bistums erhältlich.