Schweizergardist erinnert sich an Dienst bei Totenwache für Franziskus

"Ein intensives und einmaliges Jahr"

Er stand Wache am Sarg von Papst Franziskus und erlebte Ergreifendes wie Verstörendes zugleich. Schweizergardist Florian Wyer hat ein Interview über sein erstes Jahr voll historischer Momente im Vatikan gegeben.

Schweizergardisten in einer Reihe beim Segen "Urbi et orbi" am 25. Dezember 2025 auf dem Petersplatz / © Antoine Mekary/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten in einer Reihe beim Segen "Urbi et orbi" am 25. Dezember 2025 auf dem Petersplatz / © Antoine Mekary/Romano Siciliani ( KNA )

Die Wochen rund um den Tod von Papst Franziskus haben sich für den Schweizergardisten Florian Wyer tief eingeprägt. Im Gespräch mit dem "Walliser Boten" bezeichnete der Gardist das Frühjahr 2025 im Vatikan als "historische Zeit". Besonders die Tage der Totenwache für Papst Franziskus seien für ihn von großer emotionaler Bedeutung gewesen: "Es war ein tief emotionaler, erhebender Moment, neben ihm Totenwache zu halten, die Atmosphäre zu spüren, wenn die Menschen vorbeikamen und sich von ihm verabschiedeten", sagte Wyer am Dienstag. Der Tod von Papst Franziskus sei für ihn ein "sehr trauriges Ereignis" gewesen.

Neben vielen würdevollen Abschieden beobachtete der Schweizer jedoch auch Verhaltensweisen, die ihn nachdenklich stimmten. Er berichtet: "Sehr gestört hat mich, dass viele Touristen nicht zum Abschied kamen, sondern um Selfies zu schießen. Für mich ist das mangelnder Respekt gegenüber dem verstorbenen Papst Franziskus."

Persönliche Begegnung mit dem Papst

Gleichzeitig erlebte Wyer historische Momente von besonderer Tragweite. Dass ein Papst bei der Vereidigung seiner neuen Gardisten anwesend ist, kam zuletzt vor 57 Jahren vor. Leo XIV. nahm an der Vereidigung in diesem Jahr teil. Dazu sagt Wyer: "Das war schon ein einzigartiges Erlebnis, eine große Ehre für uns neue Gardisten. Kurz danach bin ich Papst Leo XIV. dann nochmals persönlich begegnet und wir haben ein Gespräch geführt. Das war sehr bewegend."

Papst Leo XIV. mit Schweizergardisten im Rahmen der Vereidigung neuer Gardisten am 3. Oktober 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Leo XIV. mit Schweizergardisten im Rahmen der Vereidigung neuer Gardisten am 3. Oktober 2025 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Das vergangene Jahr beschreibt der Gardist insgesamt als außergewöhnlich. "Es war ein absolut intensives und einmaliges Jahr voller historischer und emotionaler Momente." Seine Motivation für den Dienst in der Schweizergarde sei eng mit seinem Glauben verbunden: "Ich habe mich für die Schweizergarde gemeldet, weil es mir die einzigartige Chance gibt, meinen Glauben mit etwas Wundervollem zu kombinieren, wie den Begegnungen mit dem Heiligen Vater, dem Erleben der Kameradschaft, dem Privileg, hohe Persönlichkeiten zu treffen, und vielem mehr."

In der Schweizergarde dienen insgesamt 135 Männer. Die älteste Armee der Welt wurde am 22. Januar 1506 von Papst Julius II. gegründet und ist für den Schutz des Papstes sowie seiner Residenz zuständig. Wichtigste Aufgabe der Garde ist, über die Sicherheit des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen.

Schweizergarde

Die Schweizergarde ist die militärische Schutztruppe der Päpste. Hauptaufgabe der Garde mit ihrer Sollstärke von künftig 135 Mann ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten Gardisten den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. 

Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani (KNA)
Schweizergardisten / © Stefano dal Pozzolo/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA