Theologe Hartmann fordert vielfältigere Formen des Priesteramts

"Es braucht neue Regeln"

Die katholische Kirche braucht neuen Mut zum Ausprobieren, meint der Theologe Richard Hartmann. Das schließt für ihn ein vielfältigeres Priestertum ein. Auch wer die Sakramente spenden darf, muss aus seiner Sicht neu geregelt werden.

Symbolbild Ein Priester am Altar / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Ein Priester am Altar / © Harald Oppitz ( KNA )

Die katholische Kirche muss nach Ansicht des Fuldaer Pastoraltheologen Richard Hartmann neu lernen, offene Rahmenbedingungen zu setzen "und nicht alles über einen Leisten zu schlagen". Das erklärte der emeritierte Wissenschaftler am Mittwoch dem schweizerischen Portal kath.ch. Sein Rat: Ausprobieren, dann reflektieren und juristisch ordnen.

"Spiritualistische Engführung des Amtes"

Hartmann ist davon überzeugt, dass eine Pluralisierung der Ausprägungen des Priesteramtes nötig ist, "verbunden mit einer Entlastung und einer sozialen Einbindung in die Gemeinschaft der Christgläubigen". Der Priestermangel habe sehr viel mit der weiteren Entkirchlichung der Gesellschaft zu tun, werde aber auch durch eine "spiritualistische Engführung des Amtes" und durch die Überforderung eines erwarteten "Allround-Managers" gefördert.

Mit Blick auf eine möglichst flächendeckende Möglichkeit zur Spendung der Sakramente fordert der Theologe ein Umdenken. Eucharistie und Beichte seien im Rahmen der Sakralisierung immer stärker ans Amt gebunden worden. Wenn Nicht-Geweihte Leitung übernähmen - das Beispiel Schweiz zeige, dass das geht - müsse neu geklärt werden, wie die Sakramente gefeiert werden können: "Hier braucht es meines Erachtens neue Regeln und Formen, in der Zulassung von Verheirateten,
von Frauen und auch von Verantwortlichen und Geweihten im Zivilberuf. Die Texte der Weltsynode weisen hier in die richtige Richtung."

Neue Formen der Leitung

Nach Hartmanns Ansicht braucht es neue Formen gemeinsamer Leitung und engagierte Transparenz darüber, was wer mit welcher Autorität und Kompetenz tut. Nicht erst Papst Franziskus habe gezeigt, dass Leitung synodal ablaufen müsse. Jede Leitung mit nur einer Spitze stehe in der Gefahr des Machtmissbrauchs und sei angesichts der Aufgabenvielfalt überfordert.

So könne der Priester der Zukunft aus seiner Sicht ein geistlicher Impulsgeber und Motivator sein und Brückenbauer in die Weltkirche: "Er kann kompetenter sprachfähiger Mittler zu theologischen Tradition sein, er kann seine individuellen Charismen einbringen und im sakramentalen Dienst das 'Außen' der Gnade Gottes widerspiegeln."

Priester in Deutschland

Die katholische Kirche in Deutschland hat Nachwuchsprobleme. Im Jahr 2023 gab es 11.702 katholische Priester (Welt- und Ordenspriester), 1997 waren es noch knapp 18.000. Das ist der Plattform Statista zu entnehmen. Die Zahl der Neuaufnahmen in den Seminaren zeigt zugleich, dass es auch in den kommenden Jahren keine Trendwende geben dürfte.

Priester in der Heiligen Messe / © Stefano Carofei/Romano Siciliani (KNA)
Priester in der Heiligen Messe / © Stefano Carofei/Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA