Die Benediktiner in Kornelimünster bei Aachen rufen von sexuellem Missbrauch betroffene ehemalige Schüler ihres Internats auf, sich zu melden. Jeder Bericht helfe dabei, sich ein Gesamtbild von Ausmaß und Auswirkungen sexualisierter Gewalt und Misshandlung zu machen, sagte Malte Täubrich vom Institut Dissens am Dienstag vor Journalisten in Aachen.
Die Ordensgemeinschaft hatte das Berliner Institut mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung sexualisierter Gewalt und Misshandlung an der Internatsschule Sankt Benedikt beauftragt, die die Gemeinschaft von 1948 bis 1988 betrieb.
Nachdem das Institut seit dem Frühjahr 2025 Akten und Medien gesichtet hat, möchte es nun Betroffene und Zeitzeugen vertraulich befragen. Es gehe darum, wie mit Betroffenen und Tätern umgegangen wurde, was die Aufdeckung der Taten erschwerte und was für Betroffene und Prävention getan wurde.
Aufarbeitung "hätte längst geschehen sollen"
Bislang hätten sich vier betroffene ehemalige Schüler und eine weitere Person gemeldet, die sexualisierte Gewalt im Seelsorge-Kontext erlebt hätten, berichteten die Benediktiner. Zudem seien sie über einen Fall sexualisierter Gewalt unter Schülern informiert worden. Beschuldigt worden seien bisher drei inzwischen verstorbene Patres, von denen zwei im Internat tätig waren und einer in der Seelsorge.
Abt Friedhelm Tissen war im Jahr 2023 wegen Fehlern bei der Missbrauchsaufarbeitung zurückgetreten. Die Benediktiner erklärten, sie seien sich bewusst, dass sie mit dem Aufarbeitungsprozess etwas nachholen, "das längst hätte geschehen sollen". Sie erklärten: "Die Gemeinschaft übernimmt damit die Verantwortung für die Taten und für einen mit Mängeln behafteten Umgang mit Betroffenen. Sie will für die Zukunft lernen."
Information der Redaktion: Ansprechpersonen des Dissens-Instituts: Tabea Koepp (tabea.koepp@dissens.de), Malte Täubrich (malte.taeubrich@dissens.de