DOMRADIO.DE: Was für Wünsche haben Sie denn schon mit dem "Herzenswunschkrankenwagen" erfüllt?
Gerd Mainzer (Stadtbeauftragter für die Malteser in Bonn): Da war zum Beispiel ein 60-Jähriger, der unbedingt noch einmal wegfahren wollte. Vor ein paar Wochen stand seine Geschichte sogar in der Zeitung. Klaus Kleintjes hatte sein Leben beschrieben und auch sein bevorstehendes Lebensende. Sein großer Wunsch war, noch einmal nach Hamburg in die Speicherstadt zu fahren. Das haben wir möglich gemacht. Er sitzt im Rollstuhl, ist noch etwas mobil, aber sein Leben geht dem Ende entgegen. Eine Woche später haben wir ihn dann tatsächlich nach Hamburg begleitet und er selbst sagte, das sei sein glücklichster Tag gewesen.
Oder ein 17-Jähriger, der an den Rollstuhl gefesselt ist und sich gewünscht hat, einmal in einer Lokomotive zu sitzen. Das kann er ohne weiteres nicht mit dem Rollstuhl. Aber wir konnten es einrichten, dass er eine unvergessliche Fahrt in einer Lokomotive miterleben durfte. Solche Wünsche erfüllen wir.
DOMRADIO.DE: Können Sie die Atmosphäre beschreiben? Sind Menschen so kurz vor ihrem Lebensende dann sehr melancholisch? Oder erlebt man auch Momente voller Freude? Wie muss man sich so einen Tag vorstellen?
Mainzer: Julia Markowski, eine Mitarbeiterin von uns, hat gesagt, dass es in solchen Momenten überhaupt nicht um die Krankheit geht, sondern um die Lebensfreude. Und genau das ist der Punkt. Da entsteht Lebensfreude, keine Endzeitstimmung, sondern echte Freude am Leben.
DOMRADIO.DE: Gibt es bei Ihnen lange Wartezeiten? Oder können die Wünsche der Menschen in der Regel zeitnah erfüllt werden?
Mainzer: Wie ich eben am Beispiel von Herrn Kleintjes erzählt habe, konnten wir das innerhalb einer Woche möglich machen. Wir erfüllen die Wünsche also in der Regel sehr zeitnah. In Köln und der Region haben wir insgesamt 13 Standorte. Bundesweit stehen rund 1.100 Helferinnen und Helfer bereit, die dafür speziell ausgebildet sind. Außerdem verfügen wir über einen Krankenwagen und einen "Herzenswunschkrankenwagen". Wenn kein Liegetransport erforderlich ist, lässt sich vieles schnell organisieren. Insgesamt geht das also recht zügig.
DOMRADIO.DE: Am Freitag, dem 12. September, findet um 20 Uhr in der Münsterbasilika in Bonn ein Benefizkonzert zugunsten der Malteser und der Bonner Münster-Stiftung statt. Dort spielt das Landespolizeiorchester Nordrhein-Westfalen in Sinfoniestärke. Was bedeutet das genau?
Mainzer: Das Landespolizeiorchester ist ein symphonisches Blasorchester. In Sinfoniestärke bedeutet, dass 41 Musikerinnen und Musiker gemeinsam auf der Bühne stehen. Das ist natürlich etwas ganz Imposantes. Sie treten alle in Polizeiuniform auf, sind aber keine Polizeibeamtinnen oder -beamten, sondern Angestellte der Polizei aus verschiedenen Nationen. Sie repräsentieren zugleich die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen.
DOMRADIO.DE: Was für ein Programm haben Sie dafür zusammengestellt?
Mainzer: Da wir in der Münsterbasilika auftreten, muss die Auswahl natürlich auch zum Ort passen. Den Abschluss bildet zum Beispiel "Amazing Grace", das viele sicher kennen. Dazu kommen moderne Stücke wie "Driving Miss Daisy", einzelne Werke wie "Westminster", Musik aus "Cinema Paradiso" oder auch "The Year of the Dragon".
Das Orchester hat also ein sehr abwechslungsreiches Programm zusammengestellt. Es ist etwas Bewegendes, etwas Ruhiges, aber auch etwas Aufweckendes dabei. Es passt sowohl zum Haus als auch zum feierlichen Rahmen. Insofern ist das ein sehr interessantes Programm.
DOMRADIO.DE: Der Eintritt ist frei, es werden aber Spenden gesammelt. Wofür werden diese Spenden verwendet?
Mainzer: Der Eintritt ist tatsächlich frei, aber es werden Spenden gesammelt. Diese kommen ausschließlich dem "Herzenswunschkrankenwagen" und der Münster-Stiftung zugute. Die Münster-Stiftung ist in der Bonner Stadtgesellschaft stark verankert und arbeitet mit uns eng zusammen, nämlich in kultureller Hinsicht.
Kultur ist ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Zusammenlebens und über solche Projekte wirken wir gemeinsam auch in die Gesellschaft hinein. So können solche Herzenswünsche erfüllt werden. Das machen wir dann gemeinsam mit der Münster-Stiftung. Das Projekt wird ehrenamtlich getragen und mit den Spenden können wir das alles ermöglichen.
Das Interview führte Heike Sicconi.