Kölner Dom setzt auf neues Frühwarnsystem vor Blitzeinschlag

"Es schützt Leben"

Ein neues Warnsystem am Kölner Dom soll Leben retten. In großer Höhe soll verhindert werden, dass Menschen auf der Besucherplattform von einem Blitz getroffen werden. Sicherheitschef Oliver Gassen spricht von einer guten Investition.

Autor/in:
Annika Weiler
Blick auf den Kölner Dom nach einem Gewitter / © N.N. (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom nach einem Gewitter / © N.N. ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Wie oft trifft denn den Kölner Dom im Schnitt pro Jahr ein Blitz? Gibt es da Statistiken?

Oliver Gassen (Sicherheitskoordinator des Kölner Doms): Nein, die gibt es tatsächlich nicht. Gefährlich sind die Einschläge, die wirklich in den Dom gehen. Aber auch im nahen Umfeld können schon technische Störungen ausgelöst werden. Aber eine Aufzeichnung gibt es bisher nicht. 

DOMRADIO.DE: Gab es denn schon mal Schäden? 

Gassen: Nicht, dass mir bekannt ist. Es wurde seit Fertigstellung immer am Blitzschutz gearbeitet, indem man mögliche Blitze in die Erde leitet. Das ist über die Jahrzehnte und Jahrhunderte immer weiterentwickelt worden, aber bisher gab es wohl keine richtigen vollen Treffer. 

DOMRADIO.DE: Wie wurden die Besucherinnen und Besucher bislang auf der Besucherplattform geschützt?

Gassen: Bisher haben wir das quasi händisch über die Funktionen gemacht, die der Deutsche Wetterdienst anbietet. Das haben wir persönlich gemonitort und beobachtet. Wenn so ein Gewitter im Anzug war, haben wir die Besucherplattform geräumt und die Leute nur noch bis zum Glockenstuhl eingelassen. 

DOMRADIO.DE: Jetzt ist das neue COPTR-Warnsystem in Betrieb. Wie kann man sich das vorstellen?

Oliver Gassen

"Wir haben einen Warnradius eingerichtet, der uns genügend Zeit gibt, die Besucherplattform zu räumen und unsere Schutzmaßnahmen zu ergreifen."

Gassen: Es gibt ein Konsortium, so will ich es mal nennen, welches das Blitzgeschehen in ganz Europa beobachtet. Daraus wird eine automatisierte Warnung generiert, die uns in unserem Umfeld betrifft. Das macht die Firma COPTR. Wir haben einen Warnradius eingerichtet, der uns genügend Zeit gibt, die Besucherplattform zu räumen und unsere Schutzmaßnahmen zu ergreifen. 

DOMRADIO.DE: Wie werden die Menschen genau gewarnt? Gibt es da einen Warnruf oder etwas Ähnliches? 

Kölner Dom im Nebel / © Clemens Sarholz (DR)
Kölner Dom im Nebel / © Clemens Sarholz ( DR )

Gassen: Nein, das ist nicht automatisiert oder durch eine Sirene akustisch angezeigt. Wir lassen die Leute, die noch hoch gehen, ihren Aufstieg zu Ende bringen. Dann gehen die aber auch direkt wieder runter, leider ohne den Rundumblick mitzunehmen. Damit ist die Besucherplattform im richtigen Moment frei von Besuchern. 

DOMRADIO.DE: Der Kölner Dom ist die erste Kathedrale in Europa, die mit dem neuen Gewitterwarnsystem ausgestattet ist. Ist das noch so neu oder so teuer, dass Köln da Pionier ist? 

Oliver Gassen

"Ich weiß nicht, warum wir die ersten sind, vielleicht weil wir hier am Kölner Dom so unfassbar modern sind."

Gassen: Ich finde es preislich angemessen, denn es schützt Leben. Deswegen ist das völlig in Ordnung. Ich weiß nicht, warum wir die ersten sind, vielleicht weil wir hier am Kölner Dom so unfassbar modern sind, vielleicht aber auch, weil die Firma COPTR in Köln sitzt und wir dadurch eine gewisse Nähe und einen Bezug haben. 

Es braucht vielleicht auch nicht jede Kathedrale diesen Schutz, weil sie andere Schutzmechanismen haben oder andere Hilfsmittel nutzen. Das ist sicher sehr unterschiedlich von Bauwerk zu Bauwerk. 

Das Interview führte Annika Weiler.

Kölner Dom

Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat (shutterstock)
Blick auf den Kölner Dom / © BalkansCat ( shutterstock )

Der Kölner Dom ist eine der bedeutendsten Kirchen der Welt und die meistbesuchte Sehenswürdigkeit in Deutschland. Das Gotteshaus beherbergt die Reliquien der Heiligen Drei Könige, die Erzbischof Rainald von Dassel 1164 aus Mailand nach Köln brachte.

Der Grundstein für den gotischen Neubau an der Stelle mehrerer Vorgängerkirchen wurde 1248 gelegt; 1322 wurde der Chor geweiht. Mittelschiff, Querhäuser und Seitenschiffe der Kölner Bischofskirche folgten bis 1560. Dann stoppten die Querelen um die Reformation und Geldmangel den Baubetrieb.

Quelle:
DR

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