DOMRADIO.DE: Wie oft trifft denn den Kölner Dom im Schnitt pro Jahr ein Blitz? Gibt es da Statistiken?
Oliver Gassen (Sicherheitskoordinator des Kölner Doms): Nein, die gibt es tatsächlich nicht. Gefährlich sind die Einschläge, die wirklich in den Dom gehen. Aber auch im nahen Umfeld können schon technische Störungen ausgelöst werden. Aber eine Aufzeichnung gibt es bisher nicht.
DOMRADIO.DE: Gab es denn schon mal Schäden?
Gassen: Nicht, dass mir bekannt ist. Es wurde seit Fertigstellung immer am Blitzschutz gearbeitet, indem man mögliche Blitze in die Erde leitet. Das ist über die Jahrzehnte und Jahrhunderte immer weiterentwickelt worden, aber bisher gab es wohl keine richtigen vollen Treffer.
DOMRADIO.DE: Wie wurden die Besucherinnen und Besucher bislang auf der Besucherplattform geschützt?
Gassen: Bisher haben wir das quasi händisch über die Funktionen gemacht, die der Deutsche Wetterdienst anbietet. Das haben wir persönlich gemonitort und beobachtet. Wenn so ein Gewitter im Anzug war, haben wir die Besucherplattform geräumt und die Leute nur noch bis zum Glockenstuhl eingelassen.
DOMRADIO.DE: Jetzt ist das neue COPTR-Warnsystem in Betrieb. Wie kann man sich das vorstellen?
Gassen: Es gibt ein Konsortium, so will ich es mal nennen, welches das Blitzgeschehen in ganz Europa beobachtet. Daraus wird eine automatisierte Warnung generiert, die uns in unserem Umfeld betrifft. Das macht die Firma COPTR. Wir haben einen Warnradius eingerichtet, der uns genügend Zeit gibt, die Besucherplattform zu räumen und unsere Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
DOMRADIO.DE: Wie werden die Menschen genau gewarnt? Gibt es da einen Warnruf oder etwas Ähnliches?
Gassen: Nein, das ist nicht automatisiert oder durch eine Sirene akustisch angezeigt. Wir lassen die Leute, die noch hoch gehen, ihren Aufstieg zu Ende bringen. Dann gehen die aber auch direkt wieder runter, leider ohne den Rundumblick mitzunehmen. Damit ist die Besucherplattform im richtigen Moment frei von Besuchern.
DOMRADIO.DE: Der Kölner Dom ist die erste Kathedrale in Europa, die mit dem neuen Gewitterwarnsystem ausgestattet ist. Ist das noch so neu oder so teuer, dass Köln da Pionier ist?
Gassen: Ich finde es preislich angemessen, denn es schützt Leben. Deswegen ist das völlig in Ordnung. Ich weiß nicht, warum wir die ersten sind, vielleicht weil wir hier am Kölner Dom so unfassbar modern sind, vielleicht aber auch, weil die Firma COPTR in Köln sitzt und wir dadurch eine gewisse Nähe und einen Bezug haben.
Es braucht vielleicht auch nicht jede Kathedrale diesen Schutz, weil sie andere Schutzmechanismen haben oder andere Hilfsmittel nutzen. Das ist sicher sehr unterschiedlich von Bauwerk zu Bauwerk.
Das Interview führte Annika Weiler.