In seiner Predigt zum vierzehnten Sonntag im Jahreskreis griff Domkapitular Markus Hofmann das zentrale Thema des Friedens auf. "Friede ist allweg in Gott", zitierte er den heiligen Bruder Klaus von der Flüe und betonte, dass echter Friede seine Wurzeln nicht in äußeren Verhältnissen, sondern im Inneren des Menschen und in seinem Verhältnis zu Gott habe.
Friede hänge vom Herzen ab
Mit Blick auf die weltweiten Konflikte mahnte Hofmann, dass gesellschaftlicher Friede nicht nur das Ergebnis diplomatischer Verhandlungen sei, sondern wesentlich von der Qualität des menschlichen Herzens abhänge. "Wo Menschen ohne Gott oder bewusst gegen Gott leben, da ist der Friede in höchstem Maße gefährdet", sagte der Domkapitular und verwies auf historische und aktuelle Beispiele wie den Nationalsozialismus oder die gegenwärtigen Kriegshandlungen in der Ukraine.
Ausgehend vom Evangelium, in dem Jesus seine Jünger mit dem Friedensgruß "Friede diesem Haus" aussendet, erinnerte Hofmann daran, dass Friede ein Geschenk Christi sei, das angenommen oder abgelehnt werden könne. "Wir Menschen vergessen zu leicht, dass der Friede uns nicht wie ein reifer Apfel in den Schoß fällt", betonte er. Vielmehr müsse jeder Mensch in seinem Inneren um das Geschenk des Friedens kämpfen.
Als praktische Konsequenzen nannte Domkapitular Hofmann drei Punkte: das Mitempfinden mit dem Leid anderer, christliche Solidarität durch Gebet und materielle Hilfe sowie die Bereitschaft zur Versöhnung im eigenen Lebensumfeld. Als eindrucksvolles Beispiel erzählte er die Geschichte der heiligen Maria Goretti, deren Gedenktag am 6. Juli begangen wird. Das elfjährige Mädchen vergab 1902 noch auf dem Totenbett ihrem Mörder - eine Geste, die schließlich zur Bekehrung des Täters führte.
Übertragung und Gestaltung des Kapitelsamtes
DOMRADIO.DE übertrug am vierzehnten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Domkapitular Markus Hofmann. Gesungen hat der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich und Simon Schuttemeier.
Im Gottesdienst erklang unter anderem die Missa Octavi Toni von Orlando di Lasso, einem er bekanntesten Komponisten der Renaissancezeit. Die Orgel spielt Matthias Wand. Wie an jedem ersten Sonntag im Monat, werden auch in dieser Liturgie einige Elemente in lateinischer Sprache gebetet.
Auslegung zum Sonntagsevangelium Lk 10, 1–12.17–20 von Peter Köster
Wenn die Jünger ein Haus betreten, sollen sie seinen Bewohnern zuerst mit dem Friedensgruß begegnen als Ausdruck des endzeitlichen Heils, das den Menschen als göttliche Gabe von Jesus zugesprochen wird. Wird der Friedensgruß angenommen, so ist das als Einladung für den weiteren Aufenthalt in diesem Haus zu verstehen. Ohne Ansprüche zu stellen, sollen sie die gewährte Gastfreundschaft in Anspruch nehmen und ihr Quartier nicht wechseln.
Finden sie Aufnahme in einer Stadt, so sollen sie in gleicher Weise die angebotene Gastfreundschaft annehmen, die Kranken dort heilen und den Menschen sagen: das Reich Gottes ist für sie gekommen. Ihr Wort hat dieselbe Autorität wie die Verkündigung Jesu, ist also kein unverbindliches Angebot, das man je nach Belieben annehmen oder ablehnen kann. Es stellt den Menschen in die Entscheidung. Wird den Jüngern in einer Stadt die Aufnahme verweigert, sollen sie öffentlich deutlich machen, wie ernst es ihnen mit ihrem Auftrag ist. Die Gebärde des Staubabschüttelns ist Zeichen für die Aufhebung der Gemeinschaft.
Peter Köster SJ (Theologe, geistlicher Lehrer, * 1936), aus: Ders., Das Lukas-Evangelium – Orientierung am Weg Jesu. Eine geistliche Auslegung auf fachexegetischer Grundlage, 138, © EOS Verlag, St. Ottilien 2004