Synodaler Ausschuss zieht erste Bilanz bei Evaluationsrunde

Was wurde aus den Beschlüssen des Synodalen Wegs?

Am Wochenende hat sich in Magdeburg der Synodale Ausschuss zum vierten Mal getroffen. Eine Evaluation des bisherigen Reformprozesses in 19 Bistümern zeigt, dass Vieles auf den Weg gebracht wurde, ein wichtiger Effekt jedoch ausbleibt.

Autor/in:
Karin Wollschläger
Synodaler Ausschuss / © Bert Bostelmann (KNA)
Synodaler Ausschuss / © Bert Bostelmann ( KNA )

Man kennt das aus dem Garten: Wer viel Mühe in die Pflege und das Gedeihen eines Baumes steckt, will irgendwann Früchte ernten. Erste Einblicke, wie es um die Früchte des 2019 "gepflanzten" Synodalen Weges inzwischen bestellt ist, gab es bei der vierten Sitzung des Synodalen Ausschusses am vergangenen Wochenende in Magdeburg. 

Dort wurden Ergebnisse einer Evaluation vorgestellt, an der sich bislang 19 der insgesamt 27 Bistümer beteiligt haben. Im Zentrum stand die Frage, ob und inwieweit die beschlossenen Handlungstexte bereits in der Praxis der Bistümer greifen.

Zur Erinnerung: Insgesamt 15 Papiere verabschiedete der Synodale Weg in den vergangenen Jahren mit den nötigen Zweidrittelmehrheiten aller Anwesenden wie der Bischöfe. Dazu gehören einmal fünf Grundsatzpapiere, drei davon zu den zentralen Themen Frauen, Macht und Priester. Beschlossen wurden überdies zehn Handlungstexte. 

Drei davon - zur lehramtlichen Neubewertung von Homosexualität, zum Pflichtzölibat und zum Zugang für Frauen zu sakramentalen Ämtern - wurden als Bitten um Prüfung an den Vatikan adressiert. Antworten aus Rom gibt es bislang nicht.

Höherer Frauenanteil

In der ersten Evaluationsrunde, eine zweite startet Ende Mai, wurden in den vergangenen Monaten die Erfahrungen zu zunächst vier Handlungstexten abgefragt: "Verkündigung des Evangeliums durch beauftragte Getaufte und Gefirmte in Wort und Sakrament", "Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs", "Zölibat der Priester - Bestärkung und Öffnung" und "Segensfeiern für Paare, die sich lieben". Bei Letzterem wurden nur ZdK und DBK befragt und festgehalten, dass eine entsprechende Handreichung inzwischen von der Gemeinsamen Konferenz verabschiedet wurde.

Pressestatement zu Beginn der Sitzung des Synodalen Ausschusses am 9. Mai 2025 in Magdeburg mit (v.l.n.r.) Britta Baas, Pressesprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK); Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK; Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK); und Daniela Elpers, stellvertretende Pressesprecherin der DBK. / © Joachim Heinz (KNA)
Pressestatement zu Beginn der Sitzung des Synodalen Ausschusses am 9. Mai 2025 in Magdeburg mit (v.l.n.r.) Britta Baas, Pressesprecherin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK); Irme Stetter-Karp, Präsidentin des ZdK; Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK); und Daniela Elpers, stellvertretende Pressesprecherin der DBK. / © Joachim Heinz ( KNA )

Zu den anderen Ergebnissen: Alle 19 Ortsbischöfe, die sich an der Rückmeldung beteiligten, gaben an, dass sie im Verkündigungsdienst eine Erhöhung des Frauenanteils und eine größere Vielfalt angestrebt haben. Als umgesetzte Beispiele wurden etwa genannt eine Initiative Frauenpredigtgruppe sowie Beauftragung von haupt- und ehrenamtlichen Frauen im Beerdigungsdienst. Als Hindernisse wurden unter anderem benannt: geltendes liturgisches Recht, fehlende Erfahrung/Akzeptanz bei Gottesdienstbesuchern, Bereitschaft zu Übernahme solcher Dienste nicht überall hoch, fehlende Ressourcen zur Begleitung der Ehrenamtlichen sowie die Kultur im Bistum.

Mehr Einbezug von Laien

84 Prozent gaben an, dass in ihrem Bistum die Beauftragung von Laien zur Mitwirkung in der Leitung von Pfarreien entsprechend der kirchenrechtlichen Vorgaben geprüft wurden. 53 Prozent gaben an, dass Laien in ihrem Bistum zur Mitwirkung bei der Leitung von Pfarreien beauftragt wurden. Als Hindernisse wurden unter anderem benannt: konträre Einschätzung von Bischof, der Beteiligung ausdrücklich wünscht, und dem Ortspfarrer, der dies ablehnt; Sehnsucht der Gläubigen nach Pfarrer bleibe hoch; hohe Belastung, wo Ehrenamtliche in der Pfarrleitung sind.

Bei der Einbeziehung von Gläubigen bei der Bestellung eines neuen Bischofs gebe es in sechs Bistümern "Erfahrungswerte". In mehreren Bistümer gebe es Planungsüberlegungen. Mit Blick auf den Umgang mit suspendierten oder dispensierten Priestern wurden die Bischöfe von der Evaluationsgruppe gefragt, ob sie einen intensiven Austausch mit ihnen pflegten: 47 Prozent antworteten mit Ja, 53 Prozent mit Nein.

"Einiges auf dem Weg"

In der anschließenden Debatte wurde deutlich, dass die Zahlen nur ein Indikator für den Grad der tatsächlichen Umsetzung sind. Beifall fand der Wunsch von Hamburgs Erzbischof Stefan Heße, dass es gut wäre, wenn es eine Plattform mit erfolgreichen Beispiele für gelungene Umsetzungen und Projekte gäbe, auf der man sich informieren und dann aber auch darüber in Austausch kommen könnte.

Birgit Mock (r.) im Gespräch mit Irme Stetter-Karp / © Maximilian von Lachner (SW)
Birgit Mock (r.) im Gespräch mit Irme Stetter-Karp / © Maximilian von Lachner ( SW )

Die Kommissionsvorsitzende Birgit Mock, die mit dem Würzburger Bischof Franz Jung die Evaluation leitet, bilanzierte: "Durch das, was wir hier beispielhaft sichtbar gemacht haben, sehen wir, dass einiges auf dem Weg ist." ZdK-Vizepräsident Thomas Söding formulierte es so: "Es ist nicht die große Revolution, die ausgebrochen ist. Aber es passiert etwas."

Synodaler Weg erreicht junge Generation nicht

Zugleich formulierte der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck, was ihm doch einige Sorgen und Kopfzerbrechen bereite: Aus der nichtkirchlichen Außensicht werde das Ganze durchaus positiv wahrgenommen, weil sich die katholische Kirche in Deutschland um Reformen bemühe. Allerdings müsse man ehrlicherweise auch feststellen: "Die jüngere Generation reagiert nicht auf das, was wir hier beschließen. Es ist eher Seelsorge für die Älteren und Alten, was wir hier machen." Das Tun und die Beschlüsse des Synodalen Weges und seiner Nachfolgegremien seien zwar wichtig, betonte Overbeck, hätten aber nicht unbedingt zu einer signifikanten Steigerung der Teilhabe beigetragen.

Was tun? Der Synodale Markus Leitschuh brachte es in ein Bild: "Wir haben hier wunderbare Teebeutel gepackt. Aber die brauchen jetzt Wasser, um ihre Wirkung zu entfalten."

Synodaler Ausschuss

Der Synodale Ausschuss ist ein Ergebnis des Reformprojekts Synodaler Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll unter anderem die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In diesem neuen Gremium wollen Bischöfe und Laien ihre Beratungen über mögliche Reformen in der Kirche fortsetzen, die sie bei dem 2019 gestarteten Synodalen Weg begonnen haben.

Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner (SW)
Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner ( SW )
Quelle:
KNA