Vorbereitung auf Impfungen in Pflegeheimen

Zwischen 80- und 79-Jährigen differenzieren?

Am Sonntag haben in Deutschland die Impfungen gegen Covid-19 begonnen. Im Pflegeheim Bethanien in Braunschweig hofft man auf einen Impfstart im Januar. Bis dahin gibt es aber offenbar noch eine kleine Papierflut zu bewältigen.

Symbolbild Impfung / © PhotobyTawat (shutterstock)

DOMRADIO.DE: Auch bei Ihnen soll bald geimpft werden. Es gibt jetzt aber noch eine ganz schöne Papierflut, die Sie bewältigen müssen. Was muss denn alles gemacht werden, bis dann die ersten Impfnadeln auch bei Ihnen gesetzt werden?

Ulrich Zerreßen (Geschäftsführer und Einrichtungsleiter im evangelischen Pflegeheim Bethanien in Braunschweig): Es gibt vom Impfzentrum in Braunschweig mehrere E-Mails an unsere Einrichtung. Die Überschrift lautet: "Vorbereitende Unterlagen". Die beinhalten zum Beispiel einen Anamnesebogen, ein Hinweisblatt über den Ablauf der Impfung und eine Beschreibung der Impfung.

All diese Dinge werden wir jetzt gesammelt an unsere Bewohner schicken. Auf dem Anamnesebogen wird zum Beispiel gefragt, ob man schwanger ist oder man blutverdünnende Medikamente einnimmt. Alle Dinge, die unter Umständen bei einer Impfung ein Risiko darstellen würden, werden hier erfragt und sind am Tag der Impfung vorzulegen.

Diese Papiere gehen bei uns am Mittwoch gesammelt aus dem Haus - an 230 Bewohner, deren Angehörige, Bevollmächtigte oder Betreuer. Wenn diese Informationen zurückkommen und wir alles beisammen haben, geht die Meldung an das Impfzentrum raus, dass wir soweit sind. Und dann warten wir auf einen Termin.

DOMRADIO.DE: Bei einigen braucht man noch das Einverständnis vom Vormund, haben Sie gerade schon gesagt. Das alles zwischen den Jahren. Wann glauben Sie, starten Sie die Impfungen?

Zerreßen: Ich hoffe, dass wir, wenn wir am Mittwoch alles an unsere Bewohner, Betreuer und Angehörige raus bringen, in der ersten Januarwoche die Rückläufe haben werden. Man weiß ja insgesamt um die Dringlichkeit. Mich beruhigt, dass das wirklich zügig laufen wird, weil niemand in Urlaub ist, weil niemand in Urlaub fahren kann und darf. Manchmal hat das auch Vorteile.

Im Prinzip wollen wir Ende der ersten Januarwoche die Rückmeldung an das Impfzentrum geben, sodass wir einen relativ zeitnahen Termin bekommen - zweite oder dritte Januarwoche -, um dann bei uns im Haus impfen zu lassen.

DOMRADIO.DE: Bei den Impfungen soll es ja eine Staffelung geben. Heißt das, 80-jährige werden geimpft und 79-jährige in ihrem Haus nicht?

Zerreßen: Nein, das ist uns so nicht bekannt, sondern bei uns sind die gesamten Bewohner abgefragt worden. Und ich würde an dieser Stelle auch nicht nach 80-Jährigen und 79-Jährigen differenzieren wollen, weil je nach Allgemeinzustand kann ein 79-Jähriger ein wesentlich höheres Risiko in Bezug auf Covid 19 aufweisen als ein 80-Jähriger. Das sollte man nicht verallgemeinern. Bei uns sollen alle geimpft werden.

DOMRADIO.DE: Die Impfung bringt ja auch nur was, wenn genug Menschen mitmachen. Wie ist denn die Akzeptanz unter den Bewohnern und auch unter den Vormunden?

Zerreßen: Wir haben ja bereits im ersten Lauf unsere Bewohner befragt und haben das auch aufgenommen. Bei den Bewohnern liegen wir schätzungsweise bei gut 80 plus x Prozent, die in beiden Häusern, die wir in Braunschweig betreiben, prinzipiell geimpft werden wollen.

Das Gleiche machen wir etwas anders aufgezogen auch für die Mitarbeiter. Denn da besteht nach aktuellem Stand das Angebot, dass wir Mitarbeiter mit impfen dürfen. Da müssen wir aber nochmal ganz vorsichtig ran, weil wir letztendlich nicht als Arbeitgeber auftreten dürfen, als ob jemand zum Impfen gezwungen wird. Da liegt die Hauptinitiative eindeutig beim Arbeitnehmer, auch aus haftungsrechtlichen Gründen.

DOMRADIO.DE: Impfzwang soll es ja auch nicht geben, sagt die Politik. Wie lief es denn Weihnachten bei Ihnen im Haus? Konnten Bewohnerinnen und Bewohner raus zu den Familien?

Zerreßen: Ja, selbstverständlich. Wir haben das so organisiert, dass das wesentlich lockerer war - zumindest für die Bewohner und für die Angehörigen - als beim ersten Shutdown oder bei der ersten Welle. Unsere Bewohner konnten raus und zu ihren Familien nach Hause. Das einzige, was sie in Kauf nehmen mussten - insbesondere beim aktuellen Stand der Epidemie -, war, dass man, wenn man zurückkommt ins Haus, wieder in eine gewisse Quarantäne muss. Das heißt zwar nicht, dass man jetzt 14 Tage die Tür zuzieht und nichts hört. Man kann Besuch empfangen. Das ist durch das Hygienekonzept abgesegnet und sauber organisiert. Aber der Kontakt innerhalb des Hauses ist dann schon eine gewisse Zeit reduziert.

Und bei den Bewohnern, die Besuch ins Haus bekommen haben, brauchte jeder, der ins Haus wollte, einen Antigen-Test. Das war gut organisiert, hat auch gut funktioniert und wir haben es uns sogar an der Stelle geleistet, einen Security-Beauftragten vor die Tür zu stellen, um auch bei dem Ansturm aufzupassen, dass man Abstände einhält, dass man freundlich begrüßt und eingewiesen wird, damit das Ganze zügig abläuft und es nicht zu irgendeiner Schlangenhürde kommt.

Das Interview führte Katharina Geiger.


Quelle:
DR
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