Zahl der Wahlberechtigten beim Konklave final geklärt

Größtes Konklave aller Zeiten

135 Kardinäle sind wahlberechtigt, aber nicht alle kommen zum Konklave. Dennoch gibt es einen Rekord. Vor der Papstwahl beraten die Kardinäle nun über heikle Themen der Kirche. Nicht nur deshalb bitten sie die Gläubigen um Gebet.

Kardinäle bei der Messe am dritten Tag der neun tägigen Trauer um Papst Franziskus, am 28. April 2025 vor dem Wappen des Heiligen Stuhls am Hochaltar im Petersdom im Vatikan. / © Giuliani Alessia/CPP (KNA)
Kardinäle bei der Messe am dritten Tag der neun tägigen Trauer um Papst Franziskus, am 28. April 2025 vor dem Wappen des Heiligen Stuhls am Hochaltar im Petersdom im Vatikan. / © Giuliani Alessia/CPP ( KNA )

Im Vatikan sind die Vorbereitungen für die größte Papstwahl aller Zeiten in vollem Gange. Alle Kardinäle, die zum Zeitpunkt des Todes unter 80 Jahre alt waren, sind wahlberechtigt. Bei diesem Konklave sind das 135 Kardinäle. Von ihnen werden nur jene nicht mit wählen, die sich mit ärztlicher Bescheinigung abgemeldet haben. Dies haben laut vatikanischem Presseamt bisher zwei Kardinäle getan, so dass voraussichtlich 133 Kardinäle am 7. Mai in die sixtinische Kapelle einziehen werden.

Kardinäle im Petersdom vor Konklave  / © Michael Kappeler (dpa)
Kardinäle im Petersdom vor Konklave / © Michael Kappeler ( dpa )

Nach dem Tod von Papst Franziskus war zunächst unklar, wie viele Kardinäle beim anstehenden Konklave wahlberechtigt sind. Nun hat die Versammlung der Kardinäle diese Frage verbindlich entschieden. Papst Franziskus hat mehr wahlberechtigte Kardinäle ernannt hat als dies nach dem Kirchenrecht vorgesehen war. Die Obergrenze hatte Papst Johannes Paul II. im Jahr 1996 per Gesetz auf 120 Papstwähler festgelegt. Dazu teilte nun das Kardinalskollegium mit, dass Franziskus eine Dispens von dieser rechtlichen Vorschrift verfügt habe und "jene Kardinäle, die über die festgelegte Höchstzahl hinaus ernannt wurden, das Recht erworben haben, den Römischen Pontifex zu wählen."

Kardinal Woelki am 12.03.2013 im Petersdom vor Beginn des Konklaves (dpa)
Kardinal Woelki am 12.03.2013 im Petersdom vor Beginn des Konklaves / ( dpa )

Drei deutsche Kardinäle sind stimmberechtigt: Reinhard Marx (71), Gerhard Ludwig Müller (77) und Rainer Maria Woelki (68). Der Kölner Erzbischof sagte im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) am Mittwoch, dass die Zukunftsthemen für die Kirche auf dem Tisch lägen: Glaubensverkündigung und Säkularisierung, Kriege, technologischer Fortschritt und gefährdete Demokratien. Bisher habe er noch keinen bestimmten Kandidaten im Blick, allenfalls drei, vier Männer, die für das Papstamt geeignet sein könnten, so Woelki. Als Kardinal im Konklave vertrete er nicht die Kirche in Köln oder Deutschland: "Als Bischof bin ich in diesem geistlichen Prozess vor allem meinem Gewissen verpflichtet."

Spannungen in der Kirche

Eine Woche vor Beginn der Papstwahl sprachen die Kardinäle in Rom explizit über Spannungen in der Kirche. Sie hätten die Polarisierung in Kirche und Gesellschaft als eine offene "Wunde" bezeichnet, berichtete Vatikansprecher Matteo Bruni über die Redebeiträge des Kardinalskollegiums beim sogenannten Vorkonklave.

Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls / © Cristian Gennari (KNA)
Matteo Bruni, Direktor des Presseamts des Heiligen Stuhls / © Cristian Gennari ( KNA )

In der Amtszeit von Franziskus (2013-2025) hatte es als Folge kontroverser Entscheidungen des Papstes sowie durch eine Veränderung der Debattenkultur immer wieder ungewöhnlich scharfe innerkirchliche Konflikte gegeben. Insbesondere konservative und traditionalistische Kreise beklagten dies in den vergangenen Jahren.

Missbrauchsbetroffene kritisierten unterdessen die Anwesenheit einiger durch Strafverfahren belasteter Kardinäle beim aktuellen Vorkonklave im Vatikan. Der Sprecher der Initiative "Eckiger Tisch", Matthias Katsch, forderte transparente und weltweit einheitliche Verfahren und Regelungen für den Umgang mit klerikalen Missbrauchstätern und Vertuschern, die auch nach dem Tod eines Papstes sicher angewandt werden müssten.

Schwierige finanzielle Lage

Die in Rom versammelten Kardinäle sprachen am Mittwoch auch über die schwierige finanzielle Lage des Vatikans. Als erster äußerte sich dazu Kardinal Marx als Koordinator des Wirtschaftsrats des Heiligen Stuhls, wie Vatikansprecher Bruni mitteilte. Der Münchner Erzbischof habe dabei die Frage der "finanziellen Nachhaltigkeit" betont, die nötig sei, um den Dienst des Vatikans für die Weltkirche sicherzustellen. Neben Herausforderungen habe Marx auch Lösungsvorschläge genannt.

Kardinal Reinhard Marx (l) und Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, geben nach der Trauermesse für den verstorbenen Papst Franziskus vor der Villa Mater Dei, dem Gästehaus der Deutschen Bischofskonferenz, ein Statement / © Michael Kappeler (dpa)
Kardinal Reinhard Marx (l) und Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, geben nach der Trauermesse für den verstorbenen Papst Franziskus vor der Villa Mater Dei, dem Gästehaus der Deutschen Bischofskonferenz, ein Statement / © Michael Kappeler ( dpa )

Papst Franziskus hatte in seinem letzten Amtsjahr wiederholt auf das dramatische Defizit des Vatikans hingewiesen. Im September 2024 rief er die Kardinäle in einem Brandbrief zu mehr Sparsamkeit und zu neuen Finanzierungsideen auf. Noch vom Krankenbett aus ordnete er am 26. Februar die Gründung einer neuen Kommission an, die sich verstärkt um Fundraising für den Vatikan kümmern soll.

Der Vatikan hat seit mehr als zwei Jahren keinen ordentlichen Haushalt mehr veröffentlicht. Laut Medienberichten hat der Heilige Stuhl ein strukturelles Defizit von rund 80 Millionen Euro. Anders als andere Staaten hat der Vatikan seit dem 20. Jahrhundert keinen Zugang mehr zum internationalen Kapitalmarkt, um sich dort über Staatsanleihen zu finanzieren.

Kardinäle bitten um Gebet 

Die Kardinäle haben die Gläubigen außerdem um Gebet und innere Beteiligung gebeten. Diese seien eingeladen, das "Ereignis als ein Geschehen der Gnade und der geistlichen Unterscheidung zu leben und dabei auf den Willen Gottes zu hören", heißt es in einer am Mittwoch auf Italienisch, Englisch, Deutsch, Portugiesisch und Polnisch veröffentlichten Mitteilung des Vatikans.

Aufgrund ihrer Verantwortung verspürten die Kardinäle die Notwendigkeit, vom Gebet aller Gläubigen unterstützt zu werden, hieß es. Wegen der dringenden Erfordernisse der heutigen Zeit sei es vor allem geboten, "in Demut zu Werkzeugen der unendlichen Weisheit und Vorsehung" Gottes zu werden und sich dem Wirken des Heiligen Geistes zu überlassen, so die Kardinäle. "Denn er ist derjenige, der das Leben des Volkes Gottes lenkt, derjenige, auf den wir hören müssen, indem wir das annehmen, was er der Kirche sagt."

Quelle:
KNA