Kardinal Woelki stimmt sich in Rom auf Beginn des Konklaves ein

"Auf diesem Weg von Gott geführt"

Mit dem Beginn des Konklaves werden die Kardinäle von der Außenwelt abgeschirmt. Der Kölner Erzbischof berichtet, wie es für ihn ohne Handy ist und was er als erstes tun wird, wenn er aus der Abschottung des Konklaves zurückkehrt.

Kardinäle, darunter Kardinal Chibly Langlois (l.), Bischof von Les Cayes (Haiti) und Vorsitzender der Haitianischen Bischofskonferenz; Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (m.), Kanzler der Päpstlichen Akademien der Wissenschaften; und Kardinal Rainer Maria Woelki (r.), Erzbischof von Köln, bei einem Gottesdienst am 27. April 2025 auf dem Petersplatz im Vatikan. / © Pablo Esparza (KNA)
Kardinäle, darunter Kardinal Chibly Langlois (l.), Bischof von Les Cayes (Haiti) und Vorsitzender der Haitianischen Bischofskonferenz; Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (m.), Kanzler der Päpstlichen Akademien der Wissenschaften; und Kardinal Rainer Maria Woelki (r.), Erzbischof von Köln, bei einem Gottesdienst am 27. April 2025 auf dem Petersplatz im Vatikan. / © Pablo Esparza ( KNA )

DOMRADIO.DE: Auf welchem Kommunikationsweg haben Sie vom Tod von Papst Franziskus erfahren?

Rainer Maria Kardinal Woelki (Erzbischof von Köln): Ich bin über einen WhatsApp-Kanal angeschrieben worden, dass der Papst verstorben sei. Dann habe ich begonnen zu suchen und die Nachricht gesehen, dass der Heilige Vater tatsächlich verstorben ist.

DOMRADIO.DE: Wie kann man sich eine Einladung zum Konklave vorstellen?

 

Das gesamte Interview mit vielen weiteren interessanten Neuigkeiten aus Rom hören Sie in der Sonderfolge unseres Konklave-Podcasts:

 

Woelki: Gegen 10 Uhr hat uns an dem Tag der Dekan des Kardinalskollegiums über den Heimgang des Heiligen Vaters verständigt. Bald darauf kam die Einladung und die Einberufung, dass alle Kardinäle nach Rom zu kommen haben, um ihre Aufgaben wahrzunehmen. Das Kardinalskollegium übernimmt die Leitung der Kirche in der Vakanz und klärt die anstehenden Fragen.

DOMRADIO.DE: Das heißt, dass mit der Einladung für Sie ein Flug gebucht wird oder wie läuft das?

Woelki: Das muss man selbst organisieren. Das haben wir von Köln aus organisiert. Ich bin erst am Donnerstag der vergangenen Woche geflogen, weil es mir wichtig war, dass wir in Köln zuerst das Requiem für den Heiligen Vater bei uns im Dom feiern. Das haben wir am Mittwoch getan und am Donnerstag bin ich aufgebrochen.

DOMRADIO.DE: Wie sind Sie untergebracht? Die Zimmer werden ausgelost, stimmt das?

Woelki: Ja, aber jetzt noch nicht. Ich gehe davon aus, dass das am Anfang der kommenden Woche geschieht. Ich bin gegenwärtig schon hier in Santa Marta, im Gästehaus des Vatikans, untergebracht.

DOMRADIO.DE: Dann können Sie in Ihrem Zimmer bleiben?

Woelki: Das weiß ich nicht. Das würde ich natürlich hoffen und mir wünschen, damit ich nicht alles zusammenpacken muss. Ich glaube allerdings, dass das ein bisschen ungerecht wäre. Ich werde mich dem Losverfahren stellen müssen und unter Umständen, wenn ich kein Losglück haben sollte, innerhalb des Hauses umziehen müssen.

Das Domus Sanctae Marthae (Gästehaus Santa Marta), Wohnsitz von Papst Franziskus im Vatikan  / © Alessia Giuliani (KNA)
Das Domus Sanctae Marthae (Gästehaus Santa Marta), Wohnsitz von Papst Franziskus im Vatikan / © Alessia Giuliani ( KNA )
Das Gästehaus Santa Marta

DOMRADIO.DE: Bald kommt die völlige Abschottung mit der Verdunklung der Fenster, damit alles uneinsichtig wird. Was ist das für ein Gefühl?

Woelki: Es ist komisch, wenn man nicht mehr die Fenster und Rollläden öffnen kann. Das stammt natürlich aus alten Zeiten. Man vermutete, dass Kontakt aufgenommen werden kann über das Fenster oder dass über das Tages- und Sonnenlicht Zeichen gegeben werden könnten. Das andere sind die digitalen Dinge, die nicht genutzt werden können. Schon jetzt können aus der Synodenaula keine Kontakte mehr nach draußen stattfinden. Wir können dort keine Handys und kein Internet nutzen.

Rainer Maria Woelki

"Es ist komisch, wenn man nicht die Fenster und Rolladen öffnen kann."

DOMRADIO.DE: Sie haben mal in einem Interview mit uns gesagt, es würde Ihnen schwer fallen, aufs Handy zu verzichten. Wie ist das für Sie, so abgeschnitten zu sein?

Woelki: Das ist jetzt eben so. Das ist auch völlig in Ordnung. Die Wahl soll unabhängig sein. Sie soll nicht von außen beeinflusst werden können. Das sind sehr sinnvolle und gute Regeln, die seit vielen Jahrhunderte gelten. Die Kardinäle sollen ihrem Gewissen folgen bei der Wahl. Das ist ein geistliches Geschehen und kein kirchenpolitisches Ereignis. Es soll keine Möglichkeit geben, dass diese oder jene Interessensgruppen in den Wahlvorgang eingreifen. 

Insofern kann ich damit sehr gut leben. Ich nehme davon keinen Schaden. Man ist gewohnt, mit dem Handy und den digitalen Medien zu leben und zu arbeiten. Ich benötige es in der Regel nicht dazu, mich zu zerstreuen, sondern es ist vor allen Dingen ein Arbeitsinstrument. Da wird man in diesen Tagen etwas eingeschränkt. Aber es macht deutlich, dass das Ganze ein großer Gottesdienst und ein geistliches Geschehen ist.

Rainer Maria Woelki

"Es soll keine Möglichkeit geben, dass diese oder jene Interessensgruppen in den Wahlvorgang eingreifen."

DOMRADIO.DE: Einen Einwand habe ich dennoch: Am Freitag in einer Woche spielt der 1. FC Köln wahrscheinlich um den Aufstieg in die 1. Bundesliga gegen Nürnberg. Davon werden Sie eventuell nichts mitbekommen.

Woelki: Das kann sein, wenn das Konklave so lange dauert. Wir müssen beten, dass es schneller geht und dass der Heilige Geist uns vielleicht schon in diesen Tagen vor dem Konklave den Kandidaten zeigt, den der Herr sich erwählt hat, sodass wir ihn recht zügig wählen. Das würde mich persönlich sehr freuen.

DOMRADIO.DE: Sie sprechen vom Heiligen Geist. Das ist ein Thema, das viele nicht verstehen. Kann man mit Worten beschreiben, was das bedeutet?

Woelki: Wir sitzen hier jeden Tag zusammen. Wir feiern zusammen die Heilige Messe. Wir sprechen, beten und diskutieren miteinander. Wir hören einander brüderlich und aufmerksam zu. Wir haben die Aufgabe - wie es auch das Anliegen von Papst Franziskus in den letzten Jahren immer wieder gewesen ist - in dem, was der andere sagt, zu erkennen, was von Gott kommt und was Gott mir durch den Mitbruder sagen möchte. Mit Blick auf das, was gegenwärtig für die Kirche von Bedeutung ist und vor welchen Herausforderungen sie steht. Die Art und Weise, wie der Bruder es in diesem Vor-Konklave vorträgt, sagt immer etwas über ihn aus.

In einem Prozess der Unterscheidung der Geister glaube ich, dass sich herausstellen und zeigen wird, wen Gott erwählt hat. Bei dem ein oder anderen gibt es schon Intervention. Da wird dann gesagt, dass er es genau auf den Punkt gebracht habe. Oder man hört auch, dass das aber großartig war und man damit gut leben und umgehen könne. Ich glaube, dass wir auf diesem Weg von Gott geführt werden.

DOMRADIO.DE: Ihre Verständigungssprache ist Englisch?  

Woelki: Die Konferenz wird in Italienisch geleitet und übersetzt in Englisch, Spanisch, Französisch, Portugiesisch und Deutsch. In den Kaffeepausen spricht man Italienisch, Englisch oder das, was jeder eben spricht. Das Konklave wird in Italienisch sein. Aber da wird nicht mehr viel gesprochen, sondern vor allen Dingen gebetet. Das gemeinsame Gebet wird wohl Lateinisch sein.

Rainer Maria Woelki

"Wir hören einander brüderlich und aufmerksam zu.

DOMRADIO.DE: Wie sieht es mit der Verpflegung aus? Italien ist berühmt  für seine gute Küche.

Woelki: Hier in Santa Marta gibt es eine Küche. Morgens gibt es das typisch italienische Frühstück mit etwas Toastbrot, Marmelade, Käse und gekochtem Schinken. Ansonsten mittags und abends Nudeln und etwas Gemüse mit Fleisch oder Fisch. Ganz normal.

DOMRADIO.DE: Wenn alles vorbei ist, der Papst gewählt wurde und Sie wieder auftauchen dürfen aus der Abschottung: Was ist das Erste, das Sie machen?

Woelki: Ich glaube, ich werde als erstes bei meiner Mutter anrufen, die mit 95 Jahren in Köln ist, und werde mich natürlich erkundigen, wie es ihr geht. Gegenwärtig ist sie von der ein oder anderen Beeinträchtigung angegriffen, das wird sicherlich das erste sein.

Das Interview führte Tobias Fricke. 

Quelle:
DR

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