"The Young Pope" prophezeite vor neun Jahren einen US-Papst

Donald Trump im Vatikan?

Pius XIII. statt Leo XIV.: In "The Young Pope" von 2016 wird ein exzentrischer junger US-Amerikaner zum Papst. Dank der realen Papstwahl wird die Serie nun wieder zum Quotenrenner. Wie nah kommt der fiktive Papst dem echten?

Autor/in:
Uta Vorbrodt
Jude Law als "The Young Pope" in 2016 / © Andrea Merola (dpa)
Jude Law als "The Young Pope" in 2016 / © Andrea Merola ( dpa )

DOMRADIO.DE: Nun gibt es einen amerikanischen Papst. Haben die Filmemacher damals schon vorhergesehen, was jetzt im Konklave passiert ist? 

Uwe Reckzeh-Stein / © Clemens Sarholz (DR)
Uwe Reckzeh-Stein / © Clemens Sarholz ( DR )

Uwe Reckzeh-Stein (Theologe und Podcaster der "PopcornPilger"): Das ist wohl eher unwahrscheinlich. Aber es ist trotzdem spannend und hockaktuell, weil Jude Law fast schon sowas wie eine Art Gegen-Prevost darstellt. Wir erinnern uns an das KI-Bild von Donald Trump auf dem Heiligen Stuhl. Diese Serie stellt sich vor, was wäre, wenn jemand, der sich und seine Vorstellung und Deutung von der Welt mit der Art Macht durchdrückt, die ein Trump hat, auf den Papst-Thron käme. 

DOMRADIO.DE: Jude Law, der den jungen Papst spielt, nennt sich Pius XIII. und lässt sich auf einer Sänfte durch den Vatikan tragen oder holt sich die juwelenbesetzte Tiara aus dem Museum zurück. Ist das die Faszination des Bizarren, was die Leute anzieht?

Reckzeh-Stein: Ich glaube, die Faszination fußt auf mehreren Säulen. Was ohnehin schon immer faszinierend war an den Ritualen und an alten Wurzeln des Vatikans, wird hier noch einmal mit einem anderen Szenario gefüttert: Es kommt jemand, der alles wie vor dem zweiten Vatikanum macht, sich alles zurückholt und vor allem das Geheimnis um diese Gestalt, etwas Sonnenkönigartiges auf dem Petersthron hat, zu etwas Sichtbarem macht.

Uwe Reckzeh-Stein

"Das ist eine schöne Parallele zu Machtmenschen unserer Gegenwart"

DOMRADIO.DE: Wie ist denn dieser junge Papst in der Serie?

Reckzeh-Stein: Er ist jemand mit sehr kalten Augen und einem zynischen, hinterhältigen Lächeln - das ist das Spiel der Serienmacher mit uns Zuschauenden. Es wirkt so, als verfolge er einen großen Masterplan, auch wenn er widersprüchlich handelt. Weil er aber immer der Situation erhaben zu sein scheint, denkt man, dass das schon alles Absicht sein muss. Am Ende, das kann ich wohl sagen ohne zu spoilern, steckt Psychologie dahinter. Seine Vorerfahrung, Schmerzen und Traumata aus der Kindheit sorgen dafür, dass er sich so verhält. 

Das ist eine Parallele zu Machtmenschen unserer Gegenwart. Man sagt, dass man nicht mit Boshaftigkeit oder einem Masterplan erklären soll, was auch mit Dummheit oder Psychologie zu erklären ist. Und vielleicht ist das bereits eine Warnung vor Verschwörungsanmutungen, wenn man eigentlich sagen kann, dass hinter allem ein armes, gekränktes, traumatisiertes Kind steckt. 

DOMRADIO.DE: Also eine tragische Gestalt?

Reckzeh-Stein: Es ist auch gefährlich, alles immer mit der Kindheit zu entschuldigen, aber man kann es damit zumindest erklären. Und vielleicht ist das eine Stärke der Serie - ganz davon abgesehen, dass sie sehr kurzweilig und unterhaltend und auch lustig ist. 

DOMRADIO.DE: Es geht auch immer viel um Intrigen, wenn es um Macht geht. Kann man sagen, dass das ein "House of Cards" im Vatikan ist?

Reckzeh-Stein: Ja, ein guter Vergleich. Nur steckt bei "House of Cards" ein wirklich brillanter Narzisst dahinter. In "The Young Pope" steckt ebenso ein charismatischer Narzisst hinter allem. Diese Gemeinsamkeit kann man erkennen, ja. 

DOMRADIO.DE: Wenn man die Serie vor Jahren schon geguckt hat, lohnt es sich, nun einen zweiten Blick darauf zu werfen? 

Reckzeh-Stein: Dass die Serie aktuell wieder durch die Decke geht und so ein großes mediales Interesse weckt, veranlasst zumindest mich, die erste Staffel noch einmal anzumachen. Es gibt noch eine zweite, die sicherlich auch nicht schlecht ist, aber diese erste Staffel werde ich mir demnächst noch einmal angucken. 

Das Interview führte Uta Vorbrodt.

Quelle:
DR

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