Woher kommen die deutschsprachigen Papstwähler?

Von Serbien bis Skandinavien

Nur drei von 133 Papstwählern kommen aus Deutschland. Die Chance auf einen zweiten deutschen Papst in diesem Jahrhundert ist gering. Doch eine ganze Zahl von Purpurträgern spricht fließend Deutsch oder hat Beziehungen zu Deutschland.

 (DR)

Luxemburg

Allen voran – und sogar auf einigen Listen als möglicher Papstkandidat erwähnt – steht der Erzbischof von Luxemburg Jean-Claude Hollerich. Genau wie Franziskus gehört er dem Jesuitenorden an und hat in den letzten Jahren von Franziskus‘ Pontifikat immer mehr Verantwortung übernommen. Hollerich hatte als sogenannter "Generalrelator" eine der Schlüsselrollen bei der Weltsynode. Franziskus‘ Reformprojekt, das als größter Mitbestimmungsprozess der Welt bezeichnet wird. In den letzten Jahren hatte Franziskus den Luxemburger Kardinal auch in den sogenannten "K9-Rat" berufen, ein enges Beratergremium mit neun Kardinälen aus allen Weltregionen.

Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, nimmt an einem Gottesdienst zur Eröffnung der letzten Phase der Weltsynode am 2. Oktober 2024 auf dem Petersplatz im Vatikan teil. / © Alessia Giuliani (KNA)
Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg, nimmt an einem Gottesdienst zur Eröffnung der letzten Phase der Weltsynode am 2. Oktober 2024 auf dem Petersplatz im Vatikan teil. / © Alessia Giuliani ( KNA )
Kardinal Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg

Aber schon vorher hatte Hollerich Erfahrung auf dem internationalen Parkett. Mehrere Jahre lang stand er der COMECE, der Vereinigung der Bischofskonferenzen in der Europäischen Union, als Präsident vor. In dieser Funktion musste er nicht nur die einzelnen Bischofskonferenzen koordinieren, sondern auch von kirchlicher Seite gegenüber der EU-Politik sprechen.

Als Luxemburger spricht Hollerich fließend Deutsch, Französisch, Englisch, Italienisch – und Japanisch. Da er mehrere Jahrzehnte an der katholischen Universität in Tokio lehrte und dort auch Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinde war. 

Schweiz

Aus der Schweiz werden zwei Kardinäle am Konklave teilnehmen. Der Kurienkardinal Kurt Koch war früher Bischof von Basel und leitet seit 15 Jahren das "Ökumene-Ministerium" des Vatikans. Damit ist er auch der letzte deutschsprachige Kardinal in einer Führungsposition am Heiligen Stuhl. Im März ist Koch 75 Jahre alt geworden. Ein Alter in dem Bischöfe ihren Rücktritt anbieten müssen, obwohl Kurienkardinäle teils bis über 80 im Amt bleiben. 

Kurt Koch / © Francesco Pistilli (KNA)
Kurt Koch / © Francesco Pistilli ( KNA )

Koch bat Franziskus diesen Rücktritt im Frühjahr an, er wurde aber zu den Lebzeiten des Papstes nicht mehr angenommen. Im Interview mit Vatican News sagte Koch im Frühjahr: "Ich bleibe so lange im Amt, wie der Papst wünscht."

Es gibt aber auch noch einen zweiten Papstwähler aus der Schweiz, der wenig Aufmerksamkeit bekommt: Der ehemalige Vatikandiplomat Emil Paul Tscherrig. Sein Lebenslauf zeigt eine typische Diplomatenkarriere Viel Reisen, wenig Schlagzeilen. In den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls trat er bereits 1978. Johannes Paul II. ernannte ihn 1996 zum Bischof. 

Stationen waren für ihn unter anderem Jamaika, Südkorea, Argentinien (2012 bis 2013 in Überschneidung mit Buenos Aires‘ Erzbischof Bergoglio/Papst Franziskus), Skandinavien und am Ende Italien. Erst im September 2023 ernannte ihn Franziskus zum Kardinal. In diesem Alter in der Regel eher eine Würdigung der Lebensleistung, gerade bei Diplomaten.

Skandinavien

Als erster Kardinal aus Nordeuropa hat Papst Franziskus 2017 den Bischof von Stockholm, Anders Arborelius, ernannt. Arborelius spricht deutsch, da für die Nordische Bischofskonferenz bis heute Deutsch die offizielle Konferenzsprache ist. Das hat vor allem mit der Bedeutung der deutschen Theologie zu tun, nur wenige Texte für das Theologiestudium wurden ins Schwedische, Dänische oder Norwegische übersetzt.

Lars Anders Kardinal Arborelius, Bischof von Stockholm / © Cristian Gennari (DR)
Lars Anders Kardinal Arborelius, Bischof von Stockholm / © Cristian Gennari ( DR )

Arborelius wurde als lutherischer Christ geboren und ist erst im Erwachsenenalter zum katholischen Glauben konvertiert. Geboren wurde er in der Schweiz. Als Erwachsener trat er in den Karmelitenorden ein. Da die katholische Kirche in Skandinavien nur eine sehr kleine Minderheit ist, muss er sich als kirchliche Stimme in einer säkularisierten Welt behaupten. Das macht er aber anscheinend nicht schlecht. Vor einigen Jahren wurde er sogar zum "Schweden des Jahres" ernannt.

Serbien

Ladislav Nemet / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Ladislav Nemet / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

Der neuste deutschsprachige Kardinal ist gerade gut ein halbes Jahr im Amt. Ladislav Kardinal Nemet ist Erzbischof von Belgrad in Serbien und wurde erst im September 2024 in den Kardinalsstand erhoben. Als Steyler Missionar lebte er von 1994 bis 2004 in Österreich und gehört deshalb bis heute auch der Österreichischen Provinz des Ordens an. Im Gespräch spricht er mit leichtem Wiener Akzent in fließendem Deutsch. 

Auch in Serbien gehört die katholische Kirche einer Minderheit an. Franziskus hat Kardinal Nemet deshalb auch zum Mitglied des Dikasteriums zur Förderung der Einheit der Christen ernannt. Im Interview mit DOMRADIO.DE betonte Nemet kurz nach seiner Kardinalsernennung, dass er keinen überhöhten Wert auf Titel und Anreden lege: "Nennt mich weiter Herr Nemet!" 

Weitere

Es gibt noch eine ganze Reihe von weiteren Kardinälen, denen nachgesagt wird sie seien der deutschen Sprache mächtig, die man aber zumindest öffentlich selten bis nie Deutsch sprechen hört. Dazu gehören zum Beispiel die Lateinamerikanischen Kardinäle Odilo Scherer und Leonardo Steiner, die beide deutsche Vorfahren haben. 

Auch einigen Kurienkardinälen wird nachgesagt Deutsch zu sprechen. Darunter der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, Luis Ladaria, der Präfekt des Dikasteriums zur Förderung der Ganzheitlichen Entwicklung des Menschen, Michael Czerny SJ, oder der Kanadier Marc Ouellet, der vor kurzem in Ruhestand trat.

Deutsche und deutschsprachige Kardinäle über 80

Auch wenn sie nicht an der Papstwahl teilnehmen dürfen, bei den Beratungen vorab spielen auch die Kardinäle über 80 mit ihrer Erfahrung eine große Rolle. Diesmal vielleicht noch mehr, da 80 Prozent der Papstwähler zum ersten Mal an einem Konklave teilnehmen. Aus dem deutschsprachigen Raum spielen da Walter Kasper und Christoph Schönborn eine große Rolle. 

Kasper war früher Leiter des "Ökumene-Ministeriums" im Vatikan (vor Kurt Koch), war eng mit Benedikt XVI. und pflegte auch ein gutes Verhältnis zu Papst Franziskus, der den früheren Bischof von Rottenburg-Stuttgart oft als Berater ansprach. Kasper ist 92 Jahre alt. Zu den Herausforderungen des aktuellen Konklaves äußerte er sich vor kurzem bei DOMRADIO.DE

Kardinal Christoph Schönborn / © Stephan Schönlaub (Erzdiözese Wien)

Erst Anfang des Jahres erreichte der gerade emeritierte Wiener Erzbischof Christoph Schönborn die Altersgrenze von 80 Jahren. Er galt und gilt seit vielen Jahren als wichtige Stimme im Vatikan, die es schafft Brücken zu bauen zwischen liberalen und konservativen Stimmen. 

Lange Zeit galt er auch selber als möglicher Papstkandidat. Gerade in den letzten Jahren strengte ihn das Alter im Amt aber mehr und mehr an, so gab er schon vor einigen Jahren den Vorsitz der Österreichischen Bischofskonferenz ab und bat Papst Franziskus wiederholt um die Annahme seines Rücktritts. Schönborn blieb nicht wie üblich als Diözesanbischof bis 75 sondern bis 80 im Amt.

Ebenso nicht an der Wahl teilnehmen werden die deutschen Kardinäle Friedrich Wetter, 97, emeritierter Erzbischof von München und Freising sowie Walter Brandmüller, 96, ehemaliger Kirchenhistoriker im Vatikan.

Quelle:
DR

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