Manchmal sind es Fundstücke, mit denen wir Geschichten erzählen können – Geschichten von Handwerk, Geduld und dem besonderen Geist unserer Dombauhütte. Denn der Kölner Dom, also alle, die in seinem Auftrag unterwegs sind, wirft – fast – nichts weg. Und das ist gut so, denn manches, was über Jahre auf dem Dachboden der Kathedrale lagerte, findet irgendwann seine neue Bestimmung.
So erging es den Gittern um den Clarenaltar. Vielleicht ist Ihnen bei Ihrem letzten Besuch aufgefallen, wie harmonisch dieser Bereich heute wirkt.
Früher war das anders: Um das kostbare Altarwerk zu schützen, war der Bereich lange Zeit mit metallenen Gerüststangen abgetrennt – praktisch, aber wenig schön. Die Konstruktion erinnerte eher an ein Stallgebäude als an einen Kirchenraum.
Auf einem Rundgang durch die Dachräume stieß ich eines Tages auf ein altes, rostiges Eisengitter – eine feine Schmiedearbeit aus der Zeit um 1900, beeinflusst vom Jugendstil. Alte Fotos zeigten, dass es einst seitlich des Petersportals gestanden hatte. Sofort kam die Idee auf, dieses Stück Domgeschichte zu retten und ihm einen neuen Platz zu geben.
Gemeinsam mit den erfahrenen Handwerkern der Dombauhütte, allen voran unserem Schmiedemeister Thomas Hecker, entstand ein Plan. Das Gitter sollte nicht nur restauriert, sondern auch ergänzt werden, denn Teile waren beschädigt oder fehlten ganz.
In mühsamer Handarbeit fertigte Thomas Hecker neue Elemente, passte sie so geschickt ein, dass heute niemand mehr erkennt, wo das Alte endet und das Neue beginnt. Das Ergebnis kann sich also sehen lassen.
Der Clarenaltar erhielt nicht nur eine würdige Einfassung – ein kleines Meisterwerk, das am Tag der heiligen Clara im Jahr 2006 aufgestellt wurde. Für die Dombauhütte ist das Gitter Ausdruck von eigenem Können und einem so langen Atem, dass er über ein Menschenleben hinausreicht.
Wenn Sie das nächste Mal im Dom sind, achten Sie auch auf das kleine quadratische Gitter am Ostende. Es schützt den empfindlichen Flügel des Altars vor allzu neugierigen Händen. Leider neigen manche Besucher dazu, alles berühren zu wollen – Sie, liebe Mitglieder des Zentral-Dombau-Vereins, gehören natürlich nicht dazu.
Nehmen Sie sich also beim nächsten Besuch einen Moment Zeit. Betrachten Sie das Gitter, bewundern Sie die Kunstfertigkeit – und freuen Sie sich über ein Stück gelebte Domgeschichte, das aus Altem Neues geschaffen hat.
Eigentlich ein sehr modernes Ergebnis.
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