Weihbischof Dominikus Schwaderlapp hat in seiner Predigt am zweiten Adventssonntag im Kölner Dom betont, dass der Advent eine Zeit der Veränderung sei. Die Botschaft des Evangeliums, verkörpert durch Johannes den Täufer, laute nicht "Bleib, wie du bist", sondern "Kehr um". Christlicher Glaube bedeute ständige Bewegung, Verwandlung und Ausrichtung auf Christus. Um diese Umkehr zu vollziehen, stellte Schwaderlapp drei Schritte heraus: Einsicht, Orientierung und Bewegung.
Zunächst brauche es Einsicht: das Eingeständnis, dass man Veränderung nötig hat. Der Mensch neige dazu, eigene Fehler zu entschuldigen, während er bei anderen hart urteile. Papst Benedikt XVI. habe gesagt, Umkehr bedeute, aus der eigenen Selbstgenügsamkeit auszubrechen. Der Mensch müsse anerkennen, dass er Gottes Hilfe brauche. Maria sei dafür ein Vorbild, die im Magnificat die Größe Gottes preist – nicht sich selbst.
Fordernd, aber erfüllend
Zweitens sei klare Orientierung nötig. Nicht jede Veränderung sei Verbesserung, nicht jeder Fortschritt ein Gewinn. Schwaderlapp erinnerte an das Konzil von Nicäa vor 1700 Jahren und daran, dass es zentral sei, Jesus Christus als wahren Gott und wahren Menschen zu bekennen. Nur wenn Christus nicht nur Mensch, sondern auch Gott ist, habe er wirkliche Autorität. Christen sollten sich daher in allen Lebensfragen an Christus ausrichten. Als praktischen Hinweis riet Schwaderlapp dazu, sich bei Entscheidungen vorzustellen, Christus stünde direkt daneben: Wenn das ein gutes Gefühl auslöse, sei man auf dem richtigen Weg.
Drittens rief Schwaderlapp zu Bewegung auf. Christsein bedeute, sich täglich neu zu entscheiden – etwa 20.000-mal am Tag hätte jeder die Chance dazu. Diese vielen kleinen Entscheidungen seien Gelegenheiten, Gott zu lieben oder sich von ihm abzuwenden. Der Glaube sei fordernd, aber erfüllend. Bewegung heiße: sich vom Heiligen Geist antreiben zu lassen.
Geschützter Raum der Selbstprüfung
Als geistliche Hilfe nannte Schwaderlapp ausdrücklich das Bußsakrament. Es sei ein geschützter Raum für ehrliche Selbstprüfung und biete die Möglichkeit, Gottes Barmherzigkeit real zu erfahren. Das Sakrament sei menschlich – weil es zur Sprache bringe, was belastet – und göttlich, weil Christus das Ausgesprochene aufnehme und verwandle.
Am Ende fasste der Weihbischof zusammen: Johannes der Täufer wolle Menschen aus ihrer Selbstgenügsamkeit herausführen. Die Umkehr beginne mit der Erkenntnis der eigenen Bedürftigkeit, führe zur Ausrichtung auf Christus und verlange tägliche Schritte auf dem Weg zu ihm. Wer diesen Weg gehe, tue es nicht allein – Maria gehe ihn mit.
DOMRADIO.DE hat am zweiten Adventssonntag im Kölner Dom das Pontifikalamt mit Weihbischof Dominikus Schwaderlapp übertragen. Der Mädchenchor am Kölner Dom sang unter der Leitung von Oliver Sperling und Cécilia Bazile. Winfried Bönig gestaltete an der Domorgel den Gottesdienst musikalisch. Der Mädchenchor sang Werke u. a. von Helmut L. Straßel und Arnold Mendelssohn.
Aus dem hl. Evangelium nach Matthäus Mt 3, 1–12
In jenen Tagen trat Johannes der Täufer auf und verkündete in der Wüste von Judäa: Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!
Johannes trug ein Gewand aus Kamelhaaren und einen ledernen Gürtel um seine Hüften; Heuschrecken und wilder Honig waren seine Nahrung.
Die Leute von Jerusalem und ganz Judäa und aus der ganzen Jordangegend zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan von ihm taufen.
Als Johannes sah, dass viele Pharisäer und Sadduzäer zur Taufe kamen, sagte er zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Zorngericht entrinnen könnt? Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt, und meint nicht, ihr könntet sagen: Wir haben Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder erwecken. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. Ich taufe euch mit Wasser zur Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich und ich bin es nicht wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.
Schon hält er die Schaufel in der Hand; und er wird seine Tenne reinigen und den Weizen in seine Scheune sammeln; die Spreu aber wird er in nie erlöschendem Feuer verbrennen.
Auslegung zum Sonntagsevangelium von Gregor dem Großen
Er war es, von dem der Prophet Jesaja gesagt hat: Stimme eines Rufers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn! Macht gerade seine Straßen!
Jeder, der den rechten Glauben und gute Werke predigt, bereitet dem Herrn den Weg zu den Herzen der Hörer und ebnet ihm die Straßen, während er im Herzen durch die Worte einer guten Predigt reine Gedanken formt.
Gregor der Große (römischer Senator, Benediktiner, Papst, um 540–604), hier nach: Thomas von Aquin, Catena Aurea. Kommentar zu den Evangelien im Jahreskreis, hg. v. Marianne Schlosser und Florian Kolbinger, 36, © EOS Verlag, St. Ottilien, 2. Auflage 2012