Dompropst Assmann ruft zum wachsamen Leben im Advent auf

"Diese Welt wird vergehen, aber sein Wort bleibt“

Zum ersten Adventssonntag ruft Dompropst Guido Assmann dazu auf, die liturgische Zeit nicht nur als "vorweihnachtliche Phase" zu verstehen. Denn Advent sei auch die Vorbereitung auf die Geburt Christi und seine verheißene Wiederkunft.

Vor dem Hauptaltar im Kölner Dom steht der Adventskranz. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Vor dem Hauptaltar im Kölner Dom steht der Adventskranz. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

In seiner Predigt spricht Dompropst Guido Assmann über das Wesen des Advents. Der sei nicht nur Vorfreude auf Weihnachten, sondern auch Erwartung der Wiederkunft Christi. Die drastischen Worte des Evangeliums sollen aufrütteln - zur Wachsamkeit, zur Hoffnung und zur Bereitschaft zur Umkehr.

Das Evangelium konfrontiere die Gläubigen mit apokalyptischen Bildern - Dunkelheit, Stürze der Himmelskörper, Katastrophen. Solche Bilder wirkten bedrohlich, riefen aber eine geistliche Haltung wach: das Bewusstsein, dass diese Welt und das eigene Leben nicht ewig andauern. Assmann betont, dass diese Worte Jesu keine Drohung seien, sondern eine ernste Erinnerung.

Jesus wolle aufrütteln

So wie Eltern ihren Kindern mit klaren Worten Konsequenzen aufzeigen, wolle auch Jesus aufrütteln - damit die Menschen nicht gedankenlos in den Tag hineinleben. Die Realität der Endlichkeit solle nicht zu Angst führen, sondern zur Achtsamkeit: Leben in Verantwortung gegenüber der Schöpfung und im Bewusstsein, dass die Zeit begrenzt ist.

Die Bilder des Evangeliums seien mit den persönlichen und globalen Katastrophen vergleichbar, die viele Menschen kennen: Krankheiten, Kriege, Naturzerstörung. Doch die Botschaft bleibe: Nicht alles wird untergehen. "Himmel und Erde werden vergehen, aber mein Wort wird nicht vergehen", zitiert Assmann Jesus. Dieses Wort Gottes bleibe tragfähig - auch durch alle Krisen und bis über den Tod hinaus.

Gott verspricht jedem seine Liebe

In der Taufe habe Gott jedem Menschen seine Liebe zugesagt: "Du bist mein geliebtes Kind." Diese Zusage gelte auch am Ende der Zeit. Die Wiederkunft Christi bedeute daher keine Bedrohung, sondern die Vollendung dessen, was Gott verheißen hat. Assmann ruft dazu auf, bereit zu sein - durch ein Leben, das Versöhnung sucht, Ordnungen schafft und offen bleibt für Gottes Kommen.

Der Advent, so Assmann, sei darum eine Zeit der inneren Vorbereitung. Die äußere Freude - Lichter, Märkte, Geschenke - solle ergänzt werden durch die geistliche Wachsamkeit. Wer wach bleibt, könne Christus mit Freude empfangen - wann auch immer er kommt.


DOMRADIO.DE hat am ersten Adventssonntag das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Dompropst Guido Assmann übertragen. Das Vokalensemble Kölner Dom sang unter der Leitung von Alexander Niehues. An der Orgel war Winfried Bönig. Das Vokalensemble Kölner Dom sang unter der Leitung von Alexander Niehues. An der Orgel war Winfried Bönig. Der Kammerchor der Hohen Domkirche sang adventliche Werke von Albert Becker, Lothar Graap, Edvard Grieg und Max Reger.

Das Vokalensemble Kölner Dom steht seit September 2025 unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Niehues / © Beatrice Tomasetti (DR)
Das Vokalensemble Kölner Dom steht seit September 2025 unter der Leitung von Domkapellmeister Alexander Niehues / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Mit dem ersten Adventssonntag startet die Zeit des Advents, der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest am 25. Dezember. Jesus ruft im Sonntagsevangelium seine Jünger dazu auf, wachsam zu sein. 

Sonntagsevangelium aus dem Matthäusevangelium

In jenen Tagen sprach Jesus zu seinen Jüngern: Sofort nach den Tagen der großen Drangsal wird die Sonne verfinstert werden und der Mond wird nicht mehr scheinen; die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmels werden erschüttert werden. Danach wird das Zeichen des Menschensohnes am Himmel erscheinen; dann werden alle Völker der Erde wehklagen und man wird den Menschensohn auf den Wolken des Himmels kommen sehen, mit großer Kraft und Herrlichkeit. Er wird seine Engel unter lautem Posaunenschall aussenden und sie werden die von ihm Auserwählten aus allen vier Windrichtungen zusammenführen, von einem Ende des Himmels bis zum andern. Lernt etwas aus dem Vergleich mit dem Feigenbaum! Sobald seine Zweige saftig werden und Blätter treiben, erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. So erkennt auch ihr, wenn ihr das alles seht, dass das Ende der Welt nahe ist. Amen, ich sage euch: Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen. Doch jenen Tag und jene Stunde kennt niemand, auch nicht die Engel im Himmel, nicht einmal der Sohn, sondern nur der Vater. 

Denn wie es in den Tagen des Noach war, so wird die Ankunft des Menschensohnes sein. Wie die Menschen in jenen Tagen vor der Flut aßen und tranken, heirateten und sich heiraten ließen, bis zu dem Tag, an dem Noach in die Arche ging, und nichts ahnten, bis die Flut hereinbrach und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Menschensohnes sein. Dann wird von zwei Männern, die auf dem Feld arbeiten, einer mitgenommen und einer zurückgelassen. Und von zwei Frauen, die an derselben Mühle mahlen, wird eine mitgenommen und eine zurückgelassen. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Bedenkt dies: Wenn der Herr des Hauses wüsste, in welcher Stunde in der Nacht der Dieb kommt, würde er wach bleiben und nicht zulassen, dass man in sein Haus einbricht. Darum haltet auch ihr euch bereit! Denn der Menschensohn kommt zu einer Stunde, in der ihr es nicht erwartet. (Mt 24,29-44)

Auslegung zum Sonntagsevangelium von Peter Köster 

Die Aufforderung zur Wachsamkeit (V. 42) bezieht sich als Leitmotiv auch auf die gesamte Gleichniskomposition (Mt 24,42 – 25,30). Dieses Wachsein kann nur lebendig bleiben in einer persönlichen Beziehung zu Christus und schließt die Bereit[1]schaft zum Leiden mit ein (Mt 26,41). 

Die Jünger sollen wie ein verantwortungsbewusster Hausherr stets damit rechnen, dass der Herr wie ein Dieb in der Nacht zu einer unvorhersehbaren Zeit kommt, und so ihr Anwesen vor jedem Einbruch zu schützen wissen. Der Dieb kann aber auch ein Hinweis auf die Gefährdung sein, der die Glaubenden durch die Anfechtungen und Bedrohungen ihrer Umwelt ausgesetzt sind, auf all das, was sie daran hindert, in der Gegenwart und Erwartung des Herrn zu leben. 

Peter Köster SJ (Theologe, geistlicher Lehrer, *1936), aus: Ders., Das Matthäus-Evangelium. Eine geistliche Auslegung auf fachexegetischer Grundlage, 245, © EOS Verlag, St. Ottilien 2022

Fragen und Antworten zum Advent

Was bedeutet das Wort Advent?

Advent kommt vom lateinischen "adventus" und bedeutet "Ankunft". Für Christen ist der Advent die Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft Jesu auf Erden, die an Weihnachten gefeiert wird. In den Gottesdiensten werden häufig Texte aus dem Alten Testament verwendet, die die Ankunft des Erlösers prophezeien.

Ist der Advent heute noch Fasten- oder Bußzeit?

Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz (KNA)
Symbolbild Adventskranz in einer Kirche / © Harald Oppitz ( KNA )
Quelle:
DR

Die domradio- und Medienstiftung

Unterstützen Sie lebendigen katholischen Journalismus!

Mit Ihrer Spende können wir christlichen Werten eine Stimme geben, damit sie auch in einer säkulareren Gesellschaft gehört werden können. Neben journalistischen Projekten fördern wir Gottesdienstübertragungen und bauen über unsere Kanäle eine christliche Community auf. Unterstützen Sie DOMRADIO.DE und helfen Sie uns, hochwertigen und lebendigen katholischen Journalismus für alle zugänglich zu machen!

Hier geht es zur Stiftung!