DOMRADIO.DE: Pfarrer Dziwisch, Sie kennen das Bonifatiuswerk schon von Kindesbeinen an. Wie haben Sie das Hilfswerk damals kennengelernt?
Pfarrer Christoph Dziwisch (Pfarrer im Ruhestand): Ich bin als vertriebenes Flüchtlingskind in Lübeck aufgewachsen. Nach dem Krieg gab es dort nur zwei Kirchen. Wir mussten als Kleinkinder in eine Fabrikhalle gehen, um dort die Messe zu feiern. Nach und nach entstanden dann Kirchen in Lübeck. Und wenn eine Kirche gebaut wurde, hieß es immer: Männer packen an, Frauen helfen. Dann kam die Finanzierungsfrage – es gab ja wenig Geld – und das Bonifatiuswerk kam ins Spiel. So ist mir das Bonifatiuswerk von Kindesbeinen an bekannt.
DOMRADIO.DE: Später hatten Sie als katholischer Pfarrer in der Diaspora immer wieder mit dem Bonifatiuswerk zu tun. Wie sah diese Zusammenarbeit aus?
Dziwisch: Ich war als Kaplan in Neumünster. Dort haben wir ein Gemeindezentrum gebaut. Das ging nicht ohne das Bonifatiuswerk. Ich durfte dann im Rheinland einmal eine Predigt für das Bonifatiuswerk halten, um dafür zu werben, was ich gern getan habe.
In Timmendorf habe ich das Bonifatiuswerk noch einmal anders kennengelernt, als ich dort Pfarrer wurde. Wir brauchten Gemeinderäume und dazu musste das Pfarrhaus erweitert werden. Es war alles sehr eng. Ich bin ausgezogen und habe längere Zeit in verschiedenen Unterkünften gelebt. Das Bonifatiuswerk hat uns dabei gut geholfen, sodass ich dieses Bauvorhaben für die Gemeinderäume gut umsetzen konnte.
Ein paar Jahre später habe ich dann die Kirche von 1930 erweitert und vergrößert – viel mit Eigenleistung und als Bauleiter. Das Bonifatiuswerk hat uns finanziell unterstützt. Ich hatte die Gemeinde mit Schulden übernommen und bin schuldenfrei herausgekommen.
Ich war dankbar, dass ich später auch einen VW-Bus bekam. Damals gab es den Begriff "Bonibus" noch nicht. Ich konnte den Bus selbst gestalten lassen, damit er für die Kirchengemeinde Reklame machte. Das war für meine Timmendorfer Pfarrgemeinde St. Paulus eine sehr große Hilfe.
DOMRADIO.DE: Sie wollen Ihr Erbe dem Bonifatiuswerk vermachen. Warum ist es Ihrer Ansicht nach eine gute Idee?
Dziwisch: Ich muss dem Bonifatiuswerk dankbar sein für das, was es hier im Norden getan hat. Egal, wohin man schaut – nach dem Krieg gab es durch die Flüchtlinge - ob Ermländer, Schlesier oder andere - einen großen kirchlichen Aufbruch. Das Bonifatiuswerk hat viel geleistet, und ich bin dankbar dafür.
Wenn man dankbar ist, sollte man nicht nur "Dankeschön" sagen, sondern es auch erwidern. Deshalb denke ich, dass ich etwas Gutes tun kann, wenn ich dem Bonifatiuswerk etwas zurückgebe. Das Bonifatiuswerk soll mit dem, was es einmal von mir bekommt, weiterarbeiten, sodass der Glaube sich weiterentwickeln kann.
Das Motto lautet ja: "Keiner soll alleine glauben." Dazu braucht es Unterstützung in der Diaspora. Ich weiß, dass die Hilfe gut ankommt. Auch wenn wir manchmal wenige sind, weiß ich, dass es Berufungen gibt und dass so der Glaube weiterwachsen kann. Aus Dankbarkeit möchte ich etwas zurückgeben.
Das Interview führte Dagmar Peters.