DOMRADIO.DE: Wer ist denn überhaupt bei der Konferenz mit dabei?
Julian Heese (Bereichsleiter missionarische und diakonische Pastoral beim Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken): Wir haben knapp 200 Menschen hier, die innovativ an der Zukunft der Kirche arbeiten möchten. Die Konferenz ist bewusst ökumenisch ausgerichtet, deshalb sind auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus den evangelischen Kirchen dabei. Außerdem schauen wir über den Tellerrand: Ein Speaker kam beispielsweise von der VD Academy. Es geht uns darum, auch von nichtkirchlichen Organisationen und Unternehmen zu lernen.
DOMRADIO.DE: In der Ankündigung steht groß "keine Frontalbeschallung, sondern Austausch und Interaktion". Wie zeigt sich das konkret?
Heese: Die gesamte Konferenz ist interaktiv aufgebaut. Die Impulse gestern waren bewusst kurzgehalten, damit Raum für Austausch und eigenes Denken bleibt. Gleich beginnt eine Ideenschmiede, in der kirchliche Innovationsprojekte an Tischen vorgestellt werden – im Gespräch, mit Ausprobieren, fast im Stil eines Speed-Datings. Und es gibt ein Format, in dem Menschen mit guten Ideen passende Netzwerke finden können. Das ist das Herzstück von "dennoch.weiter.anders."
DOMRADIO.DE: Über die Frage, wie die Kirche Menschen wieder erreicht, wurde schon viel diskutiert. Was macht die Dennoch-Konferenz anders?
Heese: Viele kirchliche Zukunftskonferenzen beschäftigen sich vor allem mit Analyse, Strukturfragen und großen Reformmodellen. "dennoch.weiter.anders." geht bewusst einen anderen Weg. Wir entwickeln keine Masterpläne und keine Gesamtstrategien. Im Mittelpunkt stehen lokale, mutige und vernetzte Innovationen.
Es geht nicht zuerst um institutionelle Krisen, sondern um konkrete Praxis vor Ort – Menschen, die in ihren Projekten Kirche gestalten. Wir wollen Mut erzeugen, nicht Frust analysieren. Und wir wollen das Netzwerk stärken, das diese Innovation trägt. Daraus entsteht dann ein multiplizierbares Zukunftsbild.
DOMRADIO.DE: Wenn ich SPD-Politiker wäre, würde ich sagen: Stärkung der Basis.
Heese: Das trifft es. Es geht um Projekte vor Ort, ums Selbstgestalten, ums Ausprobieren und Weitertragen. Nicht um Immobilienkonzepte oder Finanzstrukturen, sondern darum, wie Menschen Kirche innovativ ein neues Gesicht geben.
DOMRADIO.DE: Vor zwei Jahren gab es eine Dennoch-Konferenz in Hannover. Entwickeln Sie die dortigen Ergebnisse jetzt weiter?
Heese: Ja, bewusst. 2023 in Hannover stand die Konferenz stärker unter dem Blick auf die große Kirche und ihre Gesamtlage. Jetzt in Kassel geht es nicht mehr um Vision, sondern um konkrete Prototypen. Also: weniger reden, mehr umsetzen, mehr ausprobieren, mehr vernetzen.
Weniger Einzelkämpfertum, mehr gemeinsames Lernen von Projekten, die innovativ und kreativ arbeiten. Die Konferenz ist keine Wiederholung von Hannover, sondern die nächste Stufe einer wachsenden kirchlichen Innovationsbewegung. Und diese Bewegung tut unserer Kirche gerade jetzt gut.
Das Interview führte Marcus Poschlod.