Passionsspielleiter Stückl schätzt das Osterfest

War als Kind schon "Osterfetischist"

Schon als Kind sei er ein "Osterfetischist gewesen", so Christian Stückl, Regisseur der Oberammergauer Passionsspiele. Zu den Passionsspielen 2022 sagte er, die Premiere werde sicher anders aussehen, als es in diesem Jahr gewesen sei.

Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters / © Sven Hoppe (dpa)
Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters / © Sven Hoppe ( dpa )

Regisseur Christian Stückl  hat sich nach eigenem Bekunden als Junge selbst zum "Vizemessner" gemacht. "Ich wollte Ministrant werden, aber der Pfarrer hat gesagt, ein Stückl reicht - mein Cousin war schon Ministrant", berichtet der Intendant des Münchner Volkstheaters im Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Er habe sich dann "eingeschlichen" und etwa an Karfreitag die Schlägel der elektrischen Glocke zusammengebunden, "damit sie keinen Ton von sich geben; und in der Osternacht hab ich dafür gesorgt, dass auch das Notausgangsschild ausgestellt wurde, damit es wirklich stockdunkel war, wenn der Pfarrer die Kirche betrat", so Stückl. Er sei als Kind schon ein "Kar- und Osterfetischist" gewesen.

Bis heute sei er immer wieder überrascht, was sich in der Bibel alles finden lasse, fügte der Regisseur der Passionsspiele in Oberammergau hinzu. "Wir können bei Jesus so viel finden, was wir alle noch nicht kapiert haben. Er treibt uns ständig weiter, fordert uns heraus."

Passionsspiele 2022 werden anders aussehen

Christian Stückl wird sich den Text des Stücks vor den Aufführungen in zwei Jahren noch einmal vornehmen. "Die Premiere am 16. Mai 2020 hätte sicher anders ausgesehen, als die Premiere 2022 aussehen wird", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Die Passionsspiele, die seit 1680 alle zehn Jahre stattfinden, wurden wegen der Corona-Krise um zwei Jahre verschoben.

Er glaube nicht "an einen strafenden Gott, der mit dem Salzstreuer im Himmel sitzt und die Plagen verteilt", so der Intendant des Münchner Volkstheaters. Wichtig sei, die Tradition immer wieder "mit unserem eigenen Glauben, mit unserem eigenen Denken" zu füllen. Als die Passionsspiele entstanden seien, hätten die Menschen von Viren noch nichts gewusst. Sie fänden aber bis heute statt, "weil die Geschichte Jesu immer noch erzählenswert ist".

Jede Krise verlange den Menschen etwas ab, fügte Stückl hinzu. "Noch ist nicht klar, was diese aus uns machen wird. Wir reden nicht mehr übers Klima, wir reden nicht mehr über die Flüchtlinge in Griechenland, nur noch über die Krise - und horten Klopapier." Vor 100 Jahren habe es eine ähnliche Situation gegeben, als nach dem Ersten Weltkrieg die Spanische Grippe grassierte. "Wohin das führte, wissen wir. Damals haben wir Gott verlassen. Wir müssen aufpassen."

Oberammergauer Passionsspiele

Die Oberammergauer Passionsspiele gehen auf ein Gelübde von 1633 zurück. Damals versprachen die Bürger des oberbayerischen Ortes regelmäßig das Leiden und Sterben Jesu auf die Bühne zu bringen, sofern niemand mehr an der Pest sterben sollte. An Pfingsten 1634 wurde dafür erstmals die Bühne bereitet, über den Gräbern der Pesttoten. Ab 1680 ging die Gemeinde dazu über, die Aufführungen alle zehn Jahre stattfinden zu lassen.

Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips (shutterstock)
Das Passionstheater in Oberammergau / © footageclips ( shutterstock )
Quelle:
KNA