Vier Bischöfe erneuern Kritik an synodalem Gremium

"Keinerlei kirchenrechtliche Kompetenz"

Vor der anstehenden Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken haben die Bischöfe aus Köln, Eichstätt, Passau und Regensburg ihre Ablehnung des synodalen Beratungsgremiums in einem Brief ein weiteres Mal geäußert.

Autor/in:
Elena Hong, Renardo Schlegelmilch
Symbolbild Ablehnung / © NAN2535 (shutterstock)
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, und Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, und Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

Nach Ansicht der Bischöfe Stefan Oster (Passau), Rainer Maria Woelki (Köln), Gregor Maria Hanke (Eichstätt) und Rudolf Voderholzer (Regensburg) kann ein Gremium, das "keinerlei kirchenrechtliche Kompetenz" hat, nicht darüber entscheiden, dass "alle Diözesanbischöfe Deutschlands, in einem künftigen Gremium Mitglieder sein sollen." Genau das gehe aber aus Ihrer Sicht aus dem Beschluss des Synodalen Ausschusses vom 10. Mai hervor. 

Die Bischöfe reagierten daher mit Verwunderung und baten darum, in Zukunft "deutlich zu machen, dass dem 'Synodalen Ausschuss' lediglich 23 Diözesanbischöfe angehören." Damit distanzieren sie sich ein weiteres Mal von der Einrichtung eines Synodalen Rates und äußerten kirchenrechtliche Zweifel an dessen Umsetzung.

Präsidium des Synodalen Wegs: Thomas Söding, Bischof Georg Bätzing, Irme Stetter-Karp, Bischof Franz-Josef Bode / © Rudolf Wichert (KNA)
Präsidium des Synodalen Wegs: Thomas Söding, Bischof Georg Bätzing, Irme Stetter-Karp, Bischof Franz-Josef Bode / © Rudolf Wichert ( KNA )

Der Brief, der DOMRADIO.DE vorliegt, adressiert die Präsidenten des "Synodalen Ausschusses", namentlich Irme Stetter‐Karp, die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, und Georg Bätzing, den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. 

Kritik aus dem Vatikan

Die Bischöfe verweisen in ihrem schriftlichen Statement auch auf mehrere Äußerungen des Vatikans, die sie als "Stoppschilder" benennen. Es sei deutlich geworden, "dass der "Synodale Weg" in Deutschland nicht befugt sei, die Bischöfe und die Gläubigen zur Annahme neuer Formen der Leitung und neuer Ausrichtungen der Lehre und der Moral zu verpflichten", heißt es weiter. 

Zudem hatten nach Angaben der vier Bischöfe auch Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sowie die Kardinäle Víctor Manuel Fernández (Glaubens-Dikasterium) und Robert Prevost OSA (Bischofs-Dikasterium) im Februar 2024 betont, dass ein Synodaler Ausschuss nicht rechtmäßig sei. Prevost leitet die Kirche heute als Papst Leo XIV. Die Kardinäle hätten die Mitglieder der DBK davor gewarnt, dieses Gremium einzurichten: "Ein solches Organ ist vom geltenden Kirchenrecht nicht vorgesehen und daher wäre ein diesbezüglicher Beschluss der DBK ungültig – mit den entsprechenden rechtlichen Folgen."

Treffen der Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mit den Leitern der vatikanischen Dikasterien / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Treffen der Bischöfe der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) mit den Leitern der vatikanischen Dikasterien / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Trotz dieser Kritik befinden sich die Bischofskonferenz und der Heilige Stuhl weiterhin in einem Gesprächsprozess. Das letzte Treffen fand im März vergangenen Jahres statt. Der Heilige Stuhl und die DBK erklärten gemeinsam, die deutsche Kirche sei weiter auf dem Weg Formen der Synodalität zu entwickeln, "die in Übereinstimmung mit der Ekklesiologie des Zweiten Vatikanischen Konzils, den Vorgaben des Kirchenrechts und den Ergebnissen der Weltsynode stehen und anschließend dem Heiligen Stuhl zur Approbation vorgelegt werden". 

ZdK-Vollversammlung beginnt in Paderborn

Der Brief der Bischöfe ist auf den 19. Mai datiert, wenige Tage vor der Vollversammlung des ZdK, die von Donnerstag bis Samstag in Paderborn stattfindet. Das Zentralkomitees der deutschen Katholiken will sich erst morgen Mittag in einer Pressekonferenz zu dem Schreiben äußern.

Das ZdK vertritt die katholischen Laien, die praktizierenden Katholiken in den Gemeinden, während die Deutsche Bischofskonferenz das Gremium der ranghöchsten Kleriker in Deutschland ist. Gemeinsam hatten das ZdK und die Bischofskonferenz 2019 einen Reformprozess in Gang gesetzt, den Synodalen Weg. Wichtigstes Projekt ist nach dessen Abschluss die Bildung eines dauerhaften Synodalen Rates auf Bundesebene, in dem die Bischöfe und die Laienvertreter des ZdK auf Augenhöhe beraten und entscheiden sollen. Nach Ansicht des Vatikans ist solch ein Gremium kirchenrechtlich problematisch.

Fahnen in den Farben und mit dem Logo des Synodalen Weges, mit dem Aufdruck "Synodaler Weg", wehen vor dem Congress Center der Messe Frankfurt / © Julia Steinbrecht (KNA)
Fahnen in den Farben und mit dem Logo des Synodalen Weges, mit dem Aufdruck "Synodaler Weg", wehen vor dem Congress Center der Messe Frankfurt / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Dem Synodalen Ausschuss gehören satzungsgemäß die 27 Diözesanbischöfe, 27 vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken und weitere 20 von der Synodalversammlung gewählte Mitglieder an. 

Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, und Stefan Oster, Bischof von Passau (Archiv) / © Harald Oppitz (KNA)
Gregor Maria Hanke, Bischof von Eichstätt, und Stefan Oster, Bischof von Passau (Archiv) / © Harald Oppitz ( KNA )

Gregor Maria Hanke, Stefan Oster, Rudolf Voderholzer und Kardinal Rainer Maria Woelki haben sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch zum Synodalen Weg der Kirche in Deutschland geäußert und nahmen an den Sitzungen des Synodalen Ausschusses nicht teil. Eine Finanzierung des "synodalen Ausschusses" durch die Deutsche Bischofskonferenz lehnen sie ebenfalls ab. 

Das Erzbistum Köln wollte sich auf Anfrage von DOMRADIO.DE nicht weiter dazu äußern. Es verwies darauf, dass es sich um einen "internen Brief" handele.

Der Artikel wurde zuletzt am 22.05. um 16:03 Uhr aktualisiert.

Synodaler Ausschuss

Der Synodale Ausschuss ist ein Ergebnis des Reformprojekts Synodaler Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Er soll unter anderem die Einrichtung eines Synodalen Rates vorbereiten. In diesem neuen Gremium wollen Bischöfe und Laien ihre Beratungen über mögliche Reformen in der Kirche fortsetzen, die sie bei dem 2019 gestarteten Synodalen Weg begonnen haben.

Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner (SW)
Symbolbild Synodaler Weg / © Maximilian von Lachner ( SW )
Quelle:
DR

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