ZdK-Präsidentin verteidigt Synodalen Rat vor Kritik aus Rom

"Wir brauchen mehr Teilhabe"

Der Vatikan erteilt der geplanten Errichtung eines "Synodalen Rates" in Deutschland eine Absage und sieht dadurch das Bischofsamt geschwächt. Bischof Bätzing kontert und erhält Beistand vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken.

Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr (KNA)
Irme Stetter-Karp / © Dieter Mayr ( KNA )

DOMRADIO.DE: Bremst das Stopp aus Rom nun Ihre Motivation oder sagen Sie eher "Jetzt erst recht"?

 Irme Stetter-Karp und Georg Bätzing bei der vierten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht (KNA)
Irme Stetter-Karp und Georg Bätzing bei der vierten Synodalversammlung / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Dr. Irme Stetter-Karp (Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken): Nein, es bremst nicht, weil wir entschieden gemeinsam der Meinung sind, dass wir auf einem guten Weg für die Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland sind. Unsere Kirche braucht eine Zukunft, in der sie sich nach dem Missbrauchsskandal neu aufstellt.

Deshalb brauchen wir auch neue Wege der Gewaltenteilung, brauchen strukturell ernste Reformen. Wir brauchen auch mehr Teilhabe, auch wenn wir jetzt erneut erleben müssen, dass wir als Laien und Laiinnen geringe Wertschätzung unseres Engagements aus Rom erfahren.

DOMRADIO.DE: Der emeritierte Kirchenrechtler Norbert Lüdecke sieht in dem Schreiben "das wenig überraschende Aus" für die Planungen des Synodalen Wegs. Stimmen Sie ihm da zu?

Stetter-Karp: Nein, ich stimme ihm nicht zu. Wir stimmen Bischof Dr. Bätzing an der Stelle zu, der sich gegen den Vorwurf verwehrt, dass das Bischofsamt geschwächt würde. Unsere Überzeugung ist: Nein, wir stärken es über diesen Weg für die Zukunft, weil auch die Frage der Glaubwürdigkeit immer wieder und neu auf dem Prüfstand steht.

DOMRADIO.DE: Bischof Bätzing und Sie sehen das Bischofsamt durch den geplanten Ausschuss gestärkt und nicht geschwächt. Rom sieht eher das Gegenteil, nämlich eine Schwächung des Bischofsamtes. Warum sehen Sie das anders?

Dr. Irme Stetter-Karp (Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken)

"Was die Laien angeht, ist es ja immer noch so, dass Rom über uns spricht und über unsere Absichten, aber nicht mit uns."

Stetter-Karp: Wir haben gemeinsame Erfahrungen in den letzten drei Jahren auf dem Synodalen Weg gemacht, sind dabei auch miteinander auf einem Lernweg und sehen, dass es auf jeden Fall gut ist, wenn wir miteinander beraten, miteinander sprechen und nicht übereinander.

Was die Laien angeht, ist es ja immer noch so, dass Rom über uns spricht und über unsere Absichten, aber nicht mit uns. Natürlich sehe ich mich als Präsidentin des ZdK auch all denjenigen gegenüber verpflichtet, die sich mit ihrem Engagement für diese Kirche einsetzen.

Unter all diesen aktuellen Voraussetzungen finde ich dieses Engagement bewundernswert und kann nur sagen: Ich danke allen, die sich immer noch dafür engagieren.

Theologen: Synodaler Weg muss tiefgehende Probleme mehr beachten

Aktuelle katholische Reformfragen müssen sich aus Sicht der Theologen Karl-Heinz Menke und Magnus Striet stärker auf grundlegende Probleme fokussieren. "Es geht um die Frage, welches Menschenrecht, welche Vorstellung von Freiheit darf im Raum der katholischen Kirche sein? Das ist der entscheidende Punkt", sagte Striet am Dienstagabend in der Universität Bonn bei einer Debatte zum Reformprozess der katholischen Kirche, dem Synodalen Weg. Es habe Gründe, dass der Vatikan die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen bis heute nicht unterzeichnet hat.

Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong (DR)
Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong ( DR )

DOMRADIO.DE: Möglicherweise werden sich fünf Bischöfe nicht am Synodalen Ausschuss beteiligen und so auch die getätigten Beschlüsse nicht mittragen. Die Katholiken in den betreffenden Bistümern werden vielleicht eine andere Haltung dazu haben. Wie holen Sie sie dennoch ins Boot?

Stetter-Karp: Wir können Sie nur weiter auf diesen Weg einladen. Es ist natürlich ihre freie Entscheidung zu sagen, dass sie nicht dabei sind.

Dennoch ändert das nichts daran, dass wir bedauern, wenn sie nicht mit uns weitergehen. Aber wir können daran auch nichts ändern.

DOMRADIO.DE: Kirchenrechtlich wird der Synodale Weg gerne als unverbindliches Nullum bezeichnet. Ihr Vorgänger Thomas Sternberg hatte dies aber als Vorteil bezeichnet, so völlig frei und ohne Vorgaben operieren zu können. Doch irgendwann muss es einen von allen mitgetragenen verbindlichen Beschluss geben, der in die Weltsynode getragen wird. Und am Ende entscheidet ohnehin der Papst. Was trauen Sie da Papst Franziskus zu?

Stetter-Karp: Ehrlich gesagt ist da eine klare Antwort ganz schwierig, weil wir aus seinen verschiedenen Äußerungen zu verschiedenen Anlässen Unterschiedliches hören.

Ich nenne jetzt mal auf der Inhaltsebene vor wenigen Tagen seine Aussagen zur Homosexualität und zu einer Kirche, die eben nicht Gerechtigkeit widerfahren lässt, wo er den Begriff einer Sekte ins Spiel bringt.

Also, wir haben unterschiedliche Signale. Und die auf einen Faden zu bringen, ist nicht leicht, wenn man es aus der Entfernung beurteilen muss. Von daher halte ich mich mit einer finalen Bewertung zurück.

Das Interview führte Dagmar Peters.

Quelle:
DR