Missbrauch durch Priester im Bistum Hildesheim bestätigt

"Verstörende Ergebnisse"

Ein 2019 gestorbener Geistlicher des katholischen Bistums Hildesheim hat fünf Kindern sexuell missbraucht. Das geht aus einem Untersuchungsbericht hervor, den die Diözese am Donnerstag auf ihrer Internetseite veröffentlichte.

Autor/in:
Michael Althaus
Hildesheimer Dom (KNA)
Hildesheimer Dom / ( KNA )

Demnach liegt den Taten von Georg M. eine pädosexuelle Veranlagung zugrunde. Der Priester habe in dem von 1980 bis 2009 währenden Tatenzeitraum "ein Setting entwickelt, das ihm den Zugang zu Kindern ermöglichte, die nicht in vollem Umfang unter dem Schutz der Gemeindenähe sicher aufgehoben waren".

Laut dem Bericht haben 1992 der damalige Hildesheimer Bischof Josef Homeyer (1929-2010) und sein Personalchef, Werner Holst (87), Pfarrer M. aus der Gemeinde Christ König in Salzgitter-Bad in die Cuxhavener Pfarrgemeinde Sankt Marien versetzt, obwohl sie durch das Jugendamt Salzgitter über Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch den Geistlichen in Kenntnis gesetzt worden waren.

"Sorge um Betroffene absolute Pflicht"

"Die Ergebnisse des Berichts sind verstörend und machen mich sehr betroffen", sagte Generalvikar Martin Wilk. "Im konkreten Fall Georg M. wäre es die absolute Pflicht des Bischofs und des Bistums gewesen, sich um die Betroffenen zu sorgen und die Begehung weiterer Straftaten zu verhindern." Wilk ermutigte alle Betroffenen, sich bei den unabhängigen Ansprechpersonen im Bistum zu melden.

Der Bericht wurde von dem ehemaligen Vorsitzenden Richter am Landgericht Hannover, Wolfgang Rosenbusch, erstellt. Anlass waren Angaben von Zeugen, die im Herbst 2020 in einer Pfarrei in Wolfenbüttel eingegangen waren, wo M. zuletzt als Ruhestandsgeistlicher eingesetzt war. Rosenbusch hat nach Angaben des Bistums zwischen Januar und Mai unter anderem mit mehr als 50 Zeugen gesprochen sowie Akten aus dem Bistumsarchiv und aus Pfarrarchiven ausgewertet.

Spätsommer: Ergebnisse von Aufarbeitungsprojekt erwartet

Unterstützt worden sei der Jurist von Fachleuten des Bistums sowie der früheren niedersächsischen Justizministerin Antje Niewisch-Lennartz. Sie leitet eine 2019 eingesetzte Gruppe zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der von 1957 bis 1982 dauernden Amtszeit des verstorbenen Bischofs Heinrich Maria Janssen (1907-1988), dem selbst Missbrauch vorgeworfen wird. Die Ergebnisse dieses Aufarbeitungsprojekts werden für den Spätsommer erwartet.

Der Geistliche Georg M. war den Angaben des Bistums zufolge nach seiner Priesterweihe 1969 als Kaplan in Bad Gandersheim, Groß Ilsede, Salzgitter-Gebhardshagen und Uelzen tätig. Als Pastor oder Pfarrer habe er in Ronnenberg, Lehre, Salzgitter und Cuxhaven gearbeitet, ehe er 2005 in den Ruhestand versetzt worden sei. Als Ruhestandsgeistlicher sei er ab 2009 in Wolfenbüttel eingesetzt gewesen. 

Bistum Hildesheim

Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar (KNA)
Hildesheimer Dom / © Daniel Pilar ( KNA )

Zur Diözese Hildesheim zählen rund 538.000 Katholiken im östlichen Niedersachsen und im Norden Bremens. Das rund 30.000 Quadratkilometer große Bistum reicht von der Nordseeküste bis zu den südlichen Ausläufern des Harzes bei Göttingen und Duderstadt. Die Katholiken bilden im Bistum in fast allen Regionen der Diözese eine Minderheit (Diaspora).

Es zählt 119 Kirchengemeinden in 17 Dekanaten. Heiner Wilmer ist der 71. Bischof des Bistums. Er folgt auf Bischof Norbert Trelle, dessen altersbedingten Rücktritt Papst Franziskus am 9. September 2017 annahm.

Quelle:
KNA