Vatikan veröffentlicht neue Leitlinien zur Ehebegleitung

Die wahren "Hüterinnen des Lebens"

​Das am Mittwoch veröffentlichte Dokument fordert eine intensivere Begleitung von Paaren vor der Eheschließung. Im Vorwort spricht Papst Franziskus von "nicht gerechter" Vorbereitung auf die Ehe im Vergleich zur Priesterausbildung.

Hochzeit / © KirylV (shutterstock)

Der Vatikan hat neue Leitlinien zur Begleitung von Eheleuten herausgegeben. Besonders geht es in dem am Mittwoch veröffentlichten Dokument um eine intensivere Begleitung von Paaren vor der Eheschließung, "damit sie vor dem Trauma der Trennung bewahrt werden und niemals den Glauben an die Liebe verlieren", wie es in dem Vorwort von Papst Franziskus heißt. Im Vergleich zur jahrelangen Vorbereitung auf das Priestertum und Ordensleben seien die wenigen Wochen der Ehevorbereitung "nicht gerecht". Die Kirche müsse allen die gleiche Aufmerksamkeit, die gleiche Zeit schenken.

Papst Franziskus am Fenster des Apostolischen Palasts beim Mittagsgebet am 12. Juni 2022 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani (KNA)
Papst Franziskus am Fenster des Apostolischen Palasts beim Mittagsgebet am 12. Juni 2022 im Vatikan. / © Vatican Media/Romano Siciliani ( KNA )

Gerichtet ist das 97-seitige Dokument an Priester, Eheleute und alle, die in der Familien-Seelsorge tätig sind. Es ist in drei Phasen gegliedert: die Vorbereitung auf die Ehe, die Feier der Hochzeit und die Begleitung der ersten Jahre des Ehelebens. Diese Leitlinien müssten mit "Eifer und Kreativität" an die jeweilige konkrete soziale, kulturelle und kirchliche Situation angepasst werden, erklärt Franziskus.

Päpstliche Folgedokument in Planung

Das Dokument der vatikanischen Familienbehörde soll demnach aber nicht das einzige bleiben. So sei Franziskus' "sehnlichster Wunsch", ein Folgedokument zu veröffentlichen, das sich der Begleitung speziell von Paaren widme, "die das Scheitern ihrer Ehe erlebt haben und in einer neuen Ehe leben oder zivilrechtlich wiederverheiratet sind".

Ehepaare bildeten die große Mehrheit der Gläubigen und seien oft die Stützen in Kirchengemeinden, Freiwilligengruppen, Vereinen und Bewegungen, so der Papst. Zudem seien sie die wahren "Hüterinnen des Lebens". Nicht nur, weil sie Kinder aufzögen, sondern weil sie sich auch um die älteren Menschen in der Familie kümmerten, um Menschen mit Behinderung und um jene in Armut.

Die Leitlinien erscheinen kurz vor Abschluss des von Papst Franziskus ausgerufenen "Amoris-laetitia-Familienjahrs". Es beinhaltete eine Reihe von Veranstaltungen und Projekten, die sich mit dem 2016 von Franziskus veröffentlichten Schreiben zu Ehe und Familie befassen. In der kommenden Woche beschließt das 10. Weltfamilientreffen das Aktionsjahr. Rund 2.000 internationale Delegierte aus dem Bereich der Familienpastoral werden dazu im Vatikan erwartet.

Das Papstschreiben "Amoris laetitia"

"Amoris laetitia" (lateinisch "Die Freude der Liebe") ist ein Schreiben von Papst Franziskus an Bischöfe, Priester, christliche Eheleute und Laien vom April 2016. Er fasst darin die Ergebnisse der Weltbischofssynoden von 2014 und 2015 zur Erneuerung der kirchlichen Ehe- und Familienlehre und -seelsorge zusammen.

Papstschreiben "Amoris Laetitia" / © Cristian Gennari (KNA)
Papstschreiben "Amoris Laetitia" / © Cristian Gennari ( KNA )
Quelle:
KNA