Vatikan setzt sich für Erneuerung der UN ein

"Zunehmende Glaubwürdigkeitskrise"

Zum 80. Jahrestag der Vereinten Nationen gab es gute Wünsche von den einen und harte Worte von den anderen. Der Vatikan und sein Außenminister wählten einen Mittelweg. Oberstes Gebot müsse sein, die UN-Charta einzuhalten.

Vereinte Nationen in New York / © lev radin (shutterstock)
Vereinte Nationen in New York / © lev radin ( shutterstock )

Der Vatikan macht sich für eine Reform der Vereinten Nationen stark. Der Außenminister des Papstes, Erzbischof Paul Gallagher, sagte am Montagabend in einer Grundsatzrede vor der UN-Vollversammlung, die UNO bleibe eine wichtige Institution und ein lebensnotwendiges Forum für alle Nationen.

Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten im vatikanischen Staatssekretariat, am 6. Mai 2022 in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA (KNA)
Erzbischof Paul Richard Gallagher, Sekretär für die Beziehungen mit den Staaten im vatikanischen Staatssekretariat, am 6. Mai 2022 in Rom / © Cristian Gennari/Romano Siciliani/KNA ( KNA )

Dennoch müsse man Grenzen und Versagen der Vereinten Nationen anerkennen sowie die "zunehmende Glaubwürdigkeitskrise innerhalb des multilateralen Systems", betonte der Diplomat. Diese Herausforderungen sollten aber nicht die vergangenen Leistungen der UN überschatten, sondern "zu einem neuen Engagement zu ihrer Revitalisierung anspornen." Die UN müsse bei der nötigen Reform ihren Gründungsauftrag neu entdecken und ihn so anpassen, dass er den aktuellen Bedingungen entspricht.

"An der UN-Charta festhalten"

Der Heilige Stuhl fordere ein erneuertes Bekenntnis zu den in der UN-Charta niedergelegten Prinzipien. Diese seien heute so relevant wie eh und je. Man müsse der Versuchung widerstehen, sie durch "neue Ideen oder Programme zu ersetzen, die zu einer Verwässerung ihres Auftrags führen könnten".

Entscheidend sei es, zwischen den vier Pfeilern der UN ein Gleichgewicht zu finden. Dies seien die Förderung der Menschenrechte, die Aufrechterhaltung von Frieden und Sicherheit, nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung und die Befolgung rechtlicher Regeln.

Wenn dies gelinge, könne die UN als "ein Leuchtturm der Hoffnung und eine Kraft zum Guten" gestärkt werden.

Vatikandiplomatie

Der Heilige Stuhl unterhält derzeit diplomatische Beziehungen zu 183 Staaten weltweit. Hinzu kommen die EU und der Souveräne Malteserorden. 88 Staaten sowie die EU und der Malteserorden lassen ihre Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom residieren. Ferner sind die Arabische Liga, die Internationale Organisation für Migration und das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge UNHCR mit eigenen Gesandten beim Vatikan vertreten.

Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds (dpa)
Vatikanflagge zwischen USA-Flaggen / © Michael Reynolds ( dpa )
Quelle:
KNA