UN-Friedensplan für Gaza stößt auf Kritik bei Kirchenvertretern

Kolonialistischer Ton

Dass sich die Vereinten Nationen Gedanken über das Nachkriegs-Gaza machten, sei prinzipiell positiv, erklären hohe Geistliche in Israel und den Palästinensergebieten. In der neuen Resolution sehen sie aber auch Mängel.

Zerstörung in Gaza-Stadt / © Gaza - Survival Journey (shutterstock)
Zerstörung in Gaza-Stadt / © Gaza - Survival Journey ( shutterstock )

Namhafte Kirchenvertreter haben den Gaza-Friedensplan des UN-Sicherheitsrats kritisiert. Die Resolution enthalte einen kolonialistischen Ton und blende die Realität der israelischen Besatzung aus, heißt es in der am Mittwoch in Jerusalem verbreiteten Stellungnahme von teils hochrangigen Geistlichen christlicher Konfessionen. Unterzeichnet ist sie unter anderem vom emeritierten Lateinischen Patriarchen von Jerusalem, Michel Sabbah.

Michel Sabbah, emeritierter Lateinischer Patriarch von Jerusalem / © Corinne Simon (KNA)
Michel Sabbah, emeritierter Lateinischer Patriarch von Jerusalem / © Corinne Simon ( KNA )

Die Initiative bemängelt unter anderem, die Resolution 2803 übersehe die "wahre Entstehungsgeschichte des Konflikts" vor dem Angriff der Terrororganisation Hamas vom 7. Oktober 2023 sowie die allgemeine Situation in Palästina und Israel. Problematisch sei auch, dass das Selbstbestimmungsrecht der Palästinenser an Bedingungen geknüpft werde, noch dazu "von denen, die diese Selbstbestimmung seit Jahrzehnten verhindern".

Kein exklusiver Anspruch auf das Land

Juden seien zwar "mit diesem Land verbunden und nicht einfach koloniale Siedler", heißt es in Abgrenzung zu anderen palästinensischen Sichtweisen. Sie könnten diese Verbundenheit aber nicht exklusiv beanspruchen und hätten "nicht das Recht, andere zu enteignen und zu vertreiben, zu unterdrücken und zu besetzen, zu zerstören und Völkermord zu begehen". An die Stelle eines "Systems aus Ethnozentrik, Diskriminierung und Besatzung" müsse eine multikulturelle und pluralistische Gesellschaft treten.

Vertriebene Palästinenser, die ihre Habseligkeiten tragen, entfernen sich von den Gebieten, in denen die israelische Armee nach Israels erneuter Offensive im Gazastreifen operiert / © Abdel Kareem Hana/AP (dpa)
Vertriebene Palästinenser, die ihre Habseligkeiten tragen, entfernen sich von den Gebieten, in denen die israelische Armee nach Israels erneuter Offensive im Gazastreifen operiert / © Abdel Kareem Hana/AP ( dpa )

Neben Sabbah unterzeichneten auch der frühere Patriarchalvikar für die hebräischsprachigen Katholiken im Heiligen Land, David Neuhaus, der emeritierte evangelisch-lutherische Bischof und frühere Präsident des Lutherischen Weltbunds Munib Younan sowie der palästinensische griechisch-orthodoxe Erzbischof Attallah Hanna die Stellungnahme.

Plan: Friedenstruppe

Am Montag hatte der Sicherheitsrat mit 13 von 15 Mitgliedern die Resolution verabschiedet. Russland und China enthielten sich. Die Entschließung beruht auf dem 20-Punkte-Plan des US-Präsidenten Donald Trump und sieht unter anderem die Einrichtung einer internationalen Friedenstruppe vor. Wichtige Einzelheiten sind noch offen. Die Hamas lehnte den Text ab.

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem

Das Lateinische Patriarchat von Jerusalem betreut die römisch-katholischen Christen im Heiligen Land. Seine Jurisdiktion erstreckt sich über das Staatsgebiet von Israel, Jordanien, Zypern und die Palästinensischen Gebiete. Die Ursprünge des Patriarchats liegen in der Zeit der Kreuzfahrer, die sich als "Lateiner" bezeichneten. Es erlosch jedoch mit dem Fall Akkos 1291. Im Jahr 1847 belebte Papst Pius IX. das Patriarchat neu.

Blick auf Jerusalem / © Kyrylo Glivin (shutterstock)
Quelle:
KNA