DOMRADIO.DE: Ich überlege schon länger mir eine Fahrrad-Rikscha zu kaufen, damit ich mit meinem Vater - der nicht mehr so gut laufen kann - Ausflüge machen oder pilgern kann. Frau Steger, haben sie schon Mal eine Fahrrad-Rikscha auf einem Pilgerweg gesehen?
Beate Steger: Ehrlich gesagt noch nicht. Mir sind aber häufiger Menschen in manuellen oder elektrischen Rollstühlen begegnet – auch in Spanien auf dem Jakobsweg. Ich weiß zum Beispiel von zwei Amerikanern, wo einer seinen schwer kranken Freund im Rollstuhl geschoben hat.
DOMRADIO.DE: Wie sieht's aus mit Pferd und Kutsche?
Steger: Mit Pferden sind durchaus einige Pilgerinnen und Pilger unterwegs. Das habe ich beispielsweise in Lugo in Spanien gesehen, das ist nicht so weit weg von Santiago de Compostela. Da gab es extra Wegzeichen für diejenigen, die mit dem Pferd unterwegs waren. Von mir wollte auch schon einmal jemand wissen, ob die Wege im Schwarzwald für eine einrädrige Pferdekutsche geeignet sind.
DOMRADIO.DE: Was sollte ich vorher unbedingt abchecken, bevor ich mit einem Rollstuhl oder mit einem anderen Hilfsmittel pilgere?
Steger: Wenn man beispielsweise mit einem elektrischen Rollstuhl unterwegs ist, braucht man auch barrierefreie Unterkünfte. Ich habe für einen barrierefreien Weg von Worms nach Lauterburg auch einen Pilgerführer geschrieben. Konzipiert hat ihn die St. Jakobus-Gesellschaft Rheinland-Pfalz-Saarland e.V. Dieser Weg wurde auch von einem Rollstuhlfahrer getestet. Er hat gesagt, dass es ganz wichtig sei, dass man weiß, wo es barrierefreie Toiletten gibt. Auch müsse man ihre Öffnungszeiten beachten und ob die Toiletten einen besonderen Schlüssel bräuchten.
Es sei auch gut, wenn man zum Beispiel einen Gepäcktransport nutzen kann, sodass man das eigene Gepäck nicht transportieren muss. Das gibt es ganz oft in Spanien oder auch auf dem Jakobsweg in Portugal. Da gibt es schon einige Möglichkeiten an Wegen, die jetzt barrierefrei gestaltet sind.
DOMRADIO.DE: So sind barrierefreie Wege vielleicht auch eine schöne Möglichkeit, mit einem älteren Familienmitglied oder Bekannten gemeinsam zu pilgern. Was macht das für die Gemeinschaft?
Steger: Das schweißt zusammen und wenn man so unterwegs sein kann, wird auch das eigene Selbstwertgefühl gestärkt. Gerade im deutschsprachigen Raum gibt es immer mehr barrierefreie Teilstrecken für Pilgerinnen und Pilger. In der Schweiz gibt es zum Beispiel einen Weg über 160 Kilometer von Konstanz nach Einsiedeln, der auch von Rollstuhlfahrenden getestet worden ist. Sie haben explizit gesagt, dass barrierefreie oder hindernisarme Wege auch gut für Menschen sind, die mit einem Rollator unterwegs sind. Dort gibt es nicht so viele Steigungen, weniger Stufen oder Treppen. Auch Familien mit Kinderwagen können da unterwegs sein.
Das Interview führte Heike Sicconi.