DOMRADIO.DE: Sie sind von der Initiativgruppe des Martinsweges am Mittelrhein. Namensgeber ist der heilige Martin von Thur. Was bedeutet das für diesen Pilgerweg im Besonderen?
Peter Gillrath (Mitinitiator des Martinswegs am Mittelrhein): Wir haben uns im Jahr 2016 diesen Weg überlegt. Das war ein Jahr, bevor man 1.700 Jahre Heiliger Martin feierte, denn nach der geschichtlichen Erkenntnis soll er im Jahre 317 geboren sein. Wir haben dann diesen Pilgerweg entwickelt zwischen Linz und Neuwied-Engers oder Neuwied-Engers und Linz, je nachdem von welcher Seite man starten will.
Das ist ein Pilgerweg, der auf etwa 40 Kilometern entlang des Rheins an verschiedenen Kirchen aber auch an sozialen Stationen vorbeiführt. Der Heilige Martin hat ja seinen Mantel geteilt und wir wollten diesen Gedanken auch in den Pilgerweg mit hineinnehmen. Das heißt, dass wir Menschen in seelischer, körperlicher oder materieller Not mit in diesen Pilgerweg aufnehmen.
DOMRADIO.DE: Es gibt verschiedene Etappen zwischen Engers und Linz, beschreiben Sie doch mal diesen Weg, was macht ihn landschaftlich so reizvoll?
Gillrath: Dieser Weg ist deshalb besonders reizvoll, weil er von Linz bis Leutesdorf, also fast die eine Hälfte, immer am Rhein entlang geht - meistens auf den Höhenwegen. Er kann natürlich auch unten auf den gepflasterten oder asphaltierten Wegen gefahren werden, mit dem Rad, mit Kinderwagen oder dem Rollstuhl.
Der Weg führt dann auf den Höhenwegen immer mit Blick auf den Rhein entlang bis nach Leutesdorf. Da zieht er sich um die Stadt Neuwied und entfernt sich damit etwas vom Rhein. Damit ist aber auch eine völlig andere landschaftliche Umgebung erreicht, die besonders schön ist, weil es da in die Höhe des Westerwaldes geht.
DOMRADIO.DE: Man kann den Weg einfach "wandern", man kann aber auch pilgern. Was macht denn diesen Wanderweg zum Pilgerweg?
Gillrath: Der Wanderweg wird in dem Moment zum Pilgerweg, wenn wir geführte Touren anbieten, auf denen wir auch an Stationen wie Kirchen, Kapellen, Bildstücken oder an den sozialen Brennpunkten anhalten. Wir halten beispielsweise an Caritas-Stationen, Obdachlosenheimen oder einer Hörbehindertenhilfe in Neuwied.
Wenn wir dadurch das Leben, manchmal auch das Leid oder die Schwierigkeiten dieser Menschen, in den Pilgerweg mit einbeziehen, stellen wir uns darauf ein, diesen Menschen nicht nur Liebe, sondern auch Hilfe zukommen zu lassen.
DOMRADIO.DE: Was sind das für Impulse, die Sie den Menschen beim Pilgern oder auch an diesen Stationen geben können?
Gillrath: Das sind verschiedene religiöse Texte. Wir fangen beispielsweise mit einem Bibeltext an, das können aber auch freie Texte sein. Wir haben sogar einen eigenen Pilgersegen, den Sankt Martin Pilger-Segen, den wir meistens am Schluss dieser geführten Touren beten. Wir bitten den Heiligen Martin, dass er uns bereit macht, auf die Nöte und Probleme unserer Mitmenschen einzugehen.
DOMRADIO.DE: Was bekommen Sie für Rückmeldungen von den Menschen, die den Martinsweg schon gepilgert sind?
Gillrath: Das ist sehr unterschiedlich. Wir haben natürlich Pilger, die das individuell machen und sich bei uns auf der Homepage die Etappen ansehen. Das Schöne an diesem Pilgerweg ist, dass er am Rhein entlangführt und ständig vom öffentlichen Personennahverkehr begleitet wird.
Man kann an den meisten Orten in die Bahn einsteigen und vor- oder zurückfahren. Es gibt Parkplätze und dann kann man den Pilgerweg in Etappen gehen, die etwa fünf bis sechs Kilometer lang sind.
An den Stationen kann man dann selbst Impulse lesen oder beten, die wir im Internet auf unserer Homepage vorbereitet haben. Bei geführten Touren macht das dann die Leitung. Wir hatten auch schon ganz spezielle Angebote für Kindergärten, für KFD-Gruppen, die dann teilweise mehrere Etappen hintereinander in verschiedenen Jahren gelaufen sind. Das hängt immer davon ab, wer uns anfragt.
DOMRADIO.DE: Steht demnächst wieder so eine geführte Tour auf dem Programm oder machen Sie das erst dann, wenn auch genügend Anmeldungen da sind?
Gillrath: Nein, von Anmeldungen machen wir es nie abhängig. Wir machen einen Termin, setzen den auf unserer Homepage. Und der nächste Termin ist der 6. September diesen Jahres. Wahrscheinlich wird es zum Thema des Heiligen Jahres "Pilger der Hoffnung" sein. Aber die Planung dazu steht noch nicht. Wir werden uns erst im Juli damit befassen.
Das interview führte Carsten Döpp.