Theologe Söding reagiert auf Kritik an Synodalem Weg

"Machtmissbrauch hat systemische Ursachen"

Der Vizepräsident des Reformdialogs "Synodaler Weg" der katholischen Kirche in Deutschland, Thomas Söding, verteidigt den Prozess gegen Kritik aus dem Vatikan. Der deutsche Weg sei kein Sonderweg, betonte Söding in einem Interview.

Thomas Söding / © Andreas Oertzen (KNA)
Thomas Söding / © Andreas Oertzen ( KNA )

Mit dem Synodalen Weg fremdelten sowohl der Vatikan als auch Papst Franziskus, sagte Söding den "Westfälischen Nachrichten" (Freitag).

"Es ist eben kein Top-down-Prozess, wie die katholische Kirche ihn meistens organisiert, sondern setzt breiter an, ist in der Kirchenkritik schärfer und in der Kirchenreform ambitionierter", erläuterte der Bochumer Theologieprofessor. "Ich sehe im Vatikan auch die große Schwierigkeit, den Ernst der Missbrauchsthematik zu erkennen."

Auch positive Rückmeldungen

Machtmissbrauch in der Kirche habe systemische Ursachen. "Das hören nicht alle im Vatikan gerne - ist aber wichtig", so Söding. Aus anderen Weltregionen gebe es jedoch auch positive Rückmeldungen zum deutschen Vorgehen.

Thomas Söding / © Max von Lachner (SW)
Thomas Söding / © Max von Lachner ( SW )

Zudem hätten die Umfragen unter Katholikinnen und Katholiken weltweit im Zuge der von Papst Franziskus ausgerufenen Weltsynode gezeigt, dass mehr Mitverantwortung, weniger Klerikalismus und Förderung der Frauenrechte überall auf der Tagesordnung stünden. "Deutscher Sonderweg? Das war immer falsch. Jetzt ist es bewiesen", sagte Söding.

Beratungen seit 2019

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchs-Skandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle der Frauen in der Kirche.

Theologen: Synodaler Weg muss tiefgehende Probleme mehr beachten

Aktuelle katholische Reformfragen müssen sich aus Sicht der Theologen Karl-Heinz Menke und Magnus Striet stärker auf grundlegende Probleme fokussieren. "Es geht um die Frage, welches Menschenrecht, welche Vorstellung von Freiheit darf im Raum der katholischen Kirche sein? Das ist der entscheidende Punkt", sagte Striet am Dienstagabend in der Universität Bonn bei einer Debatte zum Reformprozess der katholischen Kirche, dem Synodalen Weg. Es habe Gründe, dass der Vatikan die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen bis heute nicht unterzeichnet hat.

Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong (DR)
Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong ( DR )
Quelle:
KNA