Bischof Overbeck mahnt zu mehr Nüchternheit in Reformdebatte

Aufgeladene Debatten

In der Reformdebatte der katholischen Kirche mahnt der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck zu mehr Nüchternheit. Parallelen sieht der Ruhrbischof zudem bei vielen Fragen des Synodalen Weges und des synodalen Prozesses der Weltkirche.

Bischof Franz-Josef Overbeck im Gespräch / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck im Gespräch / © Julia Steinbrecht ( KNA )

"Kompromisse, die manchmal auch nur in einigen nächsten Schritten bestehen, werden häufig mit dem Argument zurückgewiesen, dass ein Nein dem Schutz von christlicher Identität dient", kritisierte Overbeck im Halbjahresmagazin "Akzente" (1/23) der bistumseigenen Akademie "Die Wolfsburg" in Mühlheim an der Ruhr.

"Das hat den Effekt, dass jede Reformdebatte so aufgeladen wird, als stünde das Fundament des christlichen Glaubens zur Disposition."

Bischof Overbeck für Reformen

Overbeck wandte sich gegen Versuche, einer von ökumenischer Offenheit geprägten Kirche mit Rekonfessionalisierung begegnen zu wollen. Manche befürchteten dann, dass die kirchliche Botschaft verdunkelt oder relativiert werde.

"Diesen Pessimismus teile ich nicht und halte auch die Grundannahme für falsch, dass religiöse Identitätssicherung durch Abgrenzung ein gangbarer Zukunftsweg ist."

Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck (KNA)
Bischof Franz-Josef Overbeck / © Andre Zelck ( KNA )

Tiefgreifende Reformen seien vor allem deshalb notwendig, um in Zukunft den Missbrauch von Macht wirksam zu verhindern, schrieb der Bischof. Er plädiere für eine "konstruktive Konfliktkultur". Dabei gehe es um die Frage, wie mit religiösen Traditionen als religiöser Ressource umgegangen werde.

"Ein reines 'Schützen', das nur konservieren will und sich gegenwärtigen Herausforderungen verweigert, kann nicht die Antwort sein", so Overbeck. "Hier muss immer wieder aufs Neue eine verantwortbare Balance gefunden werden, die beide Dimensionen im Blick behält."

Synodaler Weg und synodaler Prozess der Weltkirche

Laut Overbeck werden viele Fragen, die gegenwärtig beim Reformdialog Synodaler Weg in Deutschland diskutiert werden, auch auf dem von Papst Franziskus initiierten synodalen Prozess der Weltkirche gestellt. "Allein das zeigt doch schon, dass es sich nicht um deutsche Sonderthemen handelt."

Im Synodalen Weg beraten deutsche Bischöfe und Laienvertreter seit 2019 über die Zukunft der katholischen Kirche. Ausgangspunkt ist eine jahrelange Kirchenkrise, die der Missbrauchsskandal verschärft hat. In der Debatte geht es vor allem um die Themen Macht, Priestertum und Sexualmoral sowie um die Rolle von Frauen in der Kirche.

Theologen: Synodaler Weg muss tiefgehende Probleme mehr beachten

Aktuelle katholische Reformfragen müssen sich aus Sicht der Theologen Karl-Heinz Menke und Magnus Striet stärker auf grundlegende Probleme fokussieren. "Es geht um die Frage, welches Menschenrecht, welche Vorstellung von Freiheit darf im Raum der katholischen Kirche sein? Das ist der entscheidende Punkt", sagte Striet am Dienstagabend in der Universität Bonn bei einer Debatte zum Reformprozess der katholischen Kirche, dem Synodalen Weg. Es habe Gründe, dass der Vatikan die Menschenrechtscharta der Vereinten Nationen bis heute nicht unterzeichnet hat.

Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong (DR)
Befürworter des Synodalen Weges / © Elena Hong ( DR )
Quelle:
KNA