Theologe Söding rät nach Papst-Interview von Alarmismus ab

Es wird Reformen geben

Nach dem ersten Papst-Interview mahnt ZdK-Vizepräsident und Theologe Thomas Söding zu Ruhe. Es werde Reformen geben, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie unter Franziskus. Aktuell sende der Papst offenbar lieber positive Botschaften.

Thomas Söding / © Max von Lachner (SW)
Thomas Söding / © Max von Lachner ( SW )

Thomas Söding, Vizepräsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), rät nach dem weltweit debattierten ersten Papst-Interview von Alarmismus ab. "Auch unter Leo XIV. wird es Reformen geben", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). "Wenn es sie gibt, dann sind sie weniger disruptiv als bei Franziskus", so der Theologe. Das brauche nicht schlechter zu sein.

Die viel besprochenen Äußerungen des Papstes seien schlicht ein Interview: "Nicht mehr und nicht weniger. Unfehlbar ist es nicht. Wichtig ist es schon." Darin lege Leo XIV. einen Schwerpunkt auf die Politik: "Ethik mit Augenmaß, Vermittlung ohne falsche Neutralität, Frieden in Gerechtigkeit." Leo XIV. werde "in einer Welt zwischen Trump, Xi und Putin" gebraucht, sagte Söding.

Der Papst werde auch als jemand gebraucht, der die katholische Kirche in ein ruhiges Fahrwasser führe. Dabei erkenne er aktuell "sehr viel Vorsicht". Es brauche aber auch Mut und Zuversicht, so der Vizepräsident des höchsten repräsentativen Gremiums des deutschen Laien-Katholizismus. Aktuell sende der Papst offenbar lieber positive als negative Botschaften: "für die klassischen Familien, nicht gegen alternative Lebensformen; für ein neues Verhältnis von Hierarchie und Basis, weniger Kapitalismuskritik; mehr Plädoyer für eine soziale und nachhaltige Wirtschaft".

Muss Kirche in Schwung bringen

Leo XIV. sei als Mann des Ausgleichs zum Papst gewählt worden; doch auf Dauer reiche das nicht: "Für den Anfang sendet er die Botschaft aus, dass er die katholische Kirche zusammenhalten will. Das ist klassisch die Aufgabe des Papstes. Er darf aber die Reformkräfte nicht verlieren und muss jene in Schwung bringen, die auf überholten Überzeugungen beharren", erklärte Söding. Das sei ihm zuzutrauen - besonders beim Thema nachhaltige Synodalität.

In dem am Donnerstag veröffentlichten Interview hatte Leo XIV. erklärt, dass es mit ihm keine Änderungen der kirchlichen Lehre zur Sexualmoral oder die Weihe von Frauen geben werde. Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare lehne er ab; lediglich "nicht ritualisierte" persönliche Segnungen halte er für möglich. Im Zentrum seiner Aussagen stand die "Stärkung der traditionellen Familie".

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 Kardinal Robert Francis Prevost ist der neue Papst, Leo XIV. / © Riccardo De Luca/AP (dpa)
Kardinal Robert Francis Prevost ist der neue Papst, Leo XIV. / © Riccardo De Luca/AP ( dpa )
Quelle:
KNA