Abschiede: Die Fahrer der Bischöfe tragen Messgewänder und Ordner (stapelweise) in die Autos. "Im nächsten Leben werde ich Esel", ächzt ein Fahrer. Ab geht es nach Hause, in die Heimatbistümer. Im Arbeitsraum der Journalisten, der eher aussieht wie eine Turn- oder Gymnastikhalle, dreht der Pressesprecher des gastgebenden Bistums Limburg, Stephan Schnell, eine letzte Runde und verteilt Schokoriegel. Das hat er regelmäßig gemacht und das, aber nicht nur das, hat er gut gemacht.
Die abschließende Pressekonferenz mit dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz Georg Bätzing ist zu Ende. Einiges hat er noch einmal auf den Punkt gebracht – in Bezug auf den Umgang mit sexualisierter Gewalt: "Alles muss auf den Tisch, auch wenn die Denkmäler fallen". Er meint unter anderem die Vorwürfe gegen den verstorbenen Kardinal Hengsbach. Zum Streit zwischen Reformbefürwortern und Reformgegnern in der Weltkirche und in der kommenden Weltsynode sagt er: "Vielfalt und Einheit gehören in der katholischen Kirche zusammen. Die Spannung und Dynamik, die daraus erwächst, kann auch sinnstiftend sein". Wenn die Kirche aber einen Kulturkampf mit der Gegenwartskultur forciere, werde sie verlieren, so seine Prognose.
Abschiede zwei: Was übrig bleibt. Unterwegs sammelt sich so einiges im Notizbüchlein, Eindrücke, Bilder, Stichworte, die ich in den vergangenen vier Tagen eingesammelt habe, und die noch nicht das Tageslicht erblickt haben – jetzt aber.
Erstens: "O sole mio", singt Mario, der Italiener im besten italienischen Restaurant Wiesbadens "Da Mario". Wir fragen ihn, ob er immer so glücklich sei und was ihn so glücklich mache. "Ja, bin ich immer", sagt er, "ist angeboren". Wir gratulieren ihm zu seinem Glück, mit dem er uns ansteckt und das uns mindestens für einen Abend auch glücklich macht.
Zweitens: Vor der Bonifatiuskirche, der größten und wichtigsten Kirche in Wiesbaden stehen 333 Schaufensterpuppen, Kinderpuppen, eingewickelt in Lila und Weiß, den Farben der Kurie und der Unschuld. "Shattered Souls. Ruf der geschundenen Seelen", heißt die Installation, die während der Bischofskonferenz auf den sexualisierten Missbrauch von Kindern durch Priester aufmerksam macht. Wir fragen Passanten. "Bischofs- was?" – "Bischofskonferenz, findet gerade ganz in der Nähe statt" – "Ach, so". Die Installation finden sie gut. Eine Frau habe zu weinen begonnen und gefragt, ob sie die Kinderpuppen streicheln dürfe, sagen uns die Betreuer des Kunstwerkes, die am Wegesrand sitzen und allen erklären, worum es hier geht.
Drittens: "Tritt fester Schwester. Das Nonnenrennen" – mehrere Plakate vor den Kinos in der Stadt, der französische Film läuft in diesen Tagen an.
Viertens: Auf Bischofskonferenzen lohnt es sich nicht darüber zu reden, wie wer herumläuft und was wer angezogen hat. Lohnt nicht, alle tragen einen schwarzen Anzug. Auffallend allerdings, der schneeweiße Hosenanzug der Generalsekretärin Beate Gilles am Mittwoch, zwischen den schwarzen Männern hatte sie etwas schwanenhaftes.
Fünftens: In seinem Grußwort für die deutschen Bischöfe warnt der Botschafter des Papstes Eterovic wiederholt vor einer ideologischen Kolonisierung. Wir wollen ja nicht besserwisserisch sein – aber meint er das wirklich, warnt er davor, dass alle Kölner werden, oder meinte er statt Kolonisierung vielleicht Kolonialisierung? Ich werde ihn noch fragen müssen.
Sechstens: Nikoläuse in einem Spezialgeschäft für Schokolade in der Fußgängerzone, riesige Nikoläuse, in großer Zahl – nein, sind gar keine Nikoläuse, sondern Weihnachtsmänner, aber ist denn schon bald Weihnachten?
Siebtens: Wer hat alles in der extra eingerichteten Raucherecke herumgelungert. Hm, das behalten wir jetzt für uns. Man muss ja nicht alles ausplaudern … das sparen wir uns für das nächste Mal auf.