Die Kirche lebt. Für die Bischöfe ging es am frühen Donnerstagmorgen raus aus dem Wald, wo das Tagungshaus mitten in der grünen Walachei steht. Kurz nach sieben Uhr fuhren sie in zwei Bussen zur Kirche St. Birgid in Wiesbaden. Dort hatte die Gemeinde zur Frühmesse eingeladen und die meisten Bischöfe waren dieser Einladung gern gefolgt. Auf dem Kirchvorplatz herrscht schon dreißig Minuten vor Beginn des Gottesdienstes ein buntes Treiben. Stehtische sind dort aufgebaut, ein knallgrüner Bistrowagen lädt zu Kaffee und Cappuccino ein, ein anderer Stand bietet Getränke und kleine Snacks – die Gemeinde hat sich vorbereitet, ein guter Gastgeber will man für die hohen Herren sein.
Christiane, Astrid und Ursula warten hier auf die Ankunft der Bischöfe. Die drei sind in der Gemeinde sehr aktiv. Gestern haben sie an der größten Wand der Kirche ein unübersehbares buntes Banner aufgehängt, in Regenbogenfarben. "God bless you", steht darauf, sie wollen gleich allen klarmachen, wo die Gemeinde kirchenpolitisch steht. "Hier wird keiner beim Segen übergangen", sagt Astrid. Die Frauen schwärmen von ihrem Pfarrer Frank Schinding. Der bringe richtig Leben in die Gemeinde. Und das fange bei den Kindern an. 180 Messdienerinnen und Messdiener gebe es, eine tolle Jugendarbeit. Aber auch die JuHus seien sehr engagiert. JuHus? Wer soll das sein. "Die Jugendlichen unter Hundert, so nennen sie sich", erklärt Christine. Wir sprechen über dies und das auch über die Rolle der Frau in der Kirche. "Na, klar. Warum nicht", sagt Ursula auf die Frage, ob für Frauen die Priesterweihe offenstehen sollte. "Wir können die frohe Botschaft genauso verkünden wie die Männer", ist sie überzeugt.
Die Busse kommen, die Bischöfe fahren vor. Die Frauen müssen in die Kirche, gleich sind sie dran, bei der Lesung und den Fürbitten. Schnell winkt Astrid noch Bischof Georg Bätzing zu, das ist ihr Bischof im Bistum Limburg. "Wir haben aber auch viel Glück mit unserem Bischof", freut sie sich.
Nur noch wenige Minuten bis die Messe beginnt, für die Bischöfe wurden in den ersten Reihen Plätze reserviert. Es gibt Bischöfe, die zielsicher darauf zusteuern, andere schauen sich in der Kirche um und mischen sich in bunter Reihe unter die Gläubigen. Gott bewahre mich davor, hier Namen zu nennen. In der Kirche St. Birgid bleibt kaum ein Platz leer, 150 Gläubige aus der Gemeinde sind gekommen, erstaunlich für einen ganz normalen Werktag, darunter allein 30 Messdienerinnen und Messdiener.
Der Berliner Erzbischof Heiner Koch erzählt in seiner Predigt vom Leben in Berlin, wo es 250 verschiedene Religionen gebe, 65 Prozent der Bürgerinnen und Bürger würden sich als religiös ungebunden sehen und es bleiben wollen. In der Verkündigung Jesu müsse man sich auf diese Situation einstellen, sagt er: "Dabei hält uns das Dauerthema unserer Skandale davor zurück, mit großen Ansprüchen aufzutreten". Zum Abschluss der Messe spielt die Jugendband der Gemeinde "BON" das flotte, fromme Lied: "Wir machen uns auf den Weg". Ein Lied, bei dem alle im Rhythmus mitklatschen, auch die Bischöfe lassen sich mitreißen.
Nach der Messe gibt es auf dem Kirchplatz Kaffee und andere Getränke. Die Geistlichen mischen sich unter das Volk. Es wird geplaudert und gelacht, eine entspannte Atmosphäre, Gespräche auf Augenhöhe und mit leckeren Haferkeksen. Als die Bischöfe in ihre Busse steigen, ruft ihnen jemand zu. "Viel Spaß heute". Bischof Bätzing dreht sich um und sagt. "Ne – das macht nicht so viel Spaß. Spaß hat mir die Messe und das Gespräch mit ihnen gemacht". Wie aufbauend es sein kann, die Freude am Glauben in einer so lebendigen Gemeinde zu erleben.
Deutsche Bischofskonferenz
Die Deutsche Bischofskonferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe in Deutschland. Sie leiten als Ortsbischöfe eines der 27 Bistümer oder unterstützen als Weihbischöfe. Insgesamt gehören ihr derzeit 67 Mitglieder an.
Ebenfalls zur Konferenz gehören - auch wenn sie nicht Bischöfe sind - Diözesanadministratoren, die ein Bistum nach Rücktritt oder Tod eines Ortsbischofs übergangsweise verwalten.
